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St. Gallen
24.02.2025

St.Gallerin bietet Einblicke in den Bevölkerungsrat

Der Bevölkerungsrat am Diskussionswochenende
Der Bevölkerungsrat am Diskussionswochenende Bild: Caroline Krajcir
Der Bevölkerungsrat ist ein Pilotprojekt und besteht aus 100 zufällig ausgewählten Bewohnern der Schweiz. Gemeinsam diskutieren sie gesellschaftliche Themen und erarbeiten Vorschläge für den Bundesrat.

 Die 74-jährige St.Gallerin Hildegard Arpagaus ist Teil des Gremiums und teilt ihre bisherigen Erfahrungen.

Für den Bevölkerungsrat wurden zunächst 22'000 Personen zufällig ausgewählt und angeschrieben. Von denjenigen, die sich zur Teilnahme bereit erklärten, wurden 100 Mitglieder bestimmt. Eine davon ist Hildegard Arpagaus:«Zuerst wollte ich nicht mitmachen, doch meine Tochter überzeugte mich – und es ist wirklich sehr spannend.»

Dank der breiten Vertretung verschiedenster Menschen soll eine Lösung für die gesamte Schweiz gefunden werden. Diese wird dem Bundesrat vorgelegt, damit sie – wenn möglich – umgesetzt werden kann.

Die Altersstufen reichen von 16 bis 78 Jahren, zudem sind alle Sprachregionen vertreten. Das erste Thema, mit dem sich der Bevölkerungsrat befasst, sind die steigenden Gesundheitskosten in der Schweiz.

Aufbau des Bevölkerungsrates

Bevor die Diskussionen beginnen konnten, wurden alle Mitglieder des Bevölkerungsrats ausführlich über das Thema informiert, um eine gemeinsame Wissensbasis zu schaffen.

Die Teilnehmer begrüssen sich Bild: Caroline Krajcir

Die Arbeit des Gremiums erfolgt oft in Online-Konferenzen, in denen auch auf regionale Probleme eingegangen wird. Beim letzten Treffen in Neuenburg kamen jedoch alle Mitglieder persönlich zusammen – auch Politiker und Organisatoren waren anwesend. Insgesamt gibt es vier Online-Sitzungen und drei Treffen vor Ort.

Prävention als Hauptthema

Derzeit steht das Thema Prävention im Mittelpunkt der Diskussionen. «Das Problem ist: Niemand will alt sein, aber alle wollen alt werden», sagt die 74-Jährige. «Das ist für die Krankenkasse eine grosse Belastung.»

Ob Prävention tatsächlich etwas ändern kann, daran zweifelt Hildegard Arpagaus: «Die Menschen wissen, dass Rauchen, Alkoholkonsum und Bewegungsmangel ungesund sind – und trotzdem tun sie es. Selbst wenn mehr Geld in Fitnesscenter investiert würde, würde das kaum mehr Leute animieren, Sport zu treiben. Am Ende entscheidet jeder selbst, was er für seine Gesundheit tut.»

Experten haben dem Bevölkerungsrat verdeutlicht, wie schädlich Zucker und Pestizide in Lebensmitteln sein können. Diese können Krankheiten wie Diabetes, Parkinson oder Krebs begünstigen. Doch Arpagaus relativiert: «Es gibt viele Menschen, die sehr auf ihre Gesundheit achten und trotzdem Krankheiten wie Parkinson oder Lungenkrebs bekommen.»

«Die Menschen kümmern sich zu wenig um ihre Gesundheit»

Die St.Gallerin ist überzeugt, dass viele Menschen unbelehrbar sind: «Wir sind selbst schuld, wenn wir erst dann etwas für unsere Gesundheit tun, wenn es schon zu spät ist. Wobei es auch solche gibt, die wegen jeder Kleinigkeit zum Arzt gehen.»

Besprechung im Plenum Bild: Caroline Krajcir

Mit dieser Meinung ist sie nicht allein – im Bevölkerungsrat erhält sie oft Zustimmung. Doch auch wenn die Ansichten auseinandergehen, wird jeder angehört: «Der Bevölkerungsrat ist erstaunlich gut organisiert. Es wird auf alle gehört, und es wird immer versucht, einen Konsens zu finden.»

Noch kein endgültiger Beschluss

Es gibt bereits erste Ideen, wie Prävention das Gesundheitssystem entlasten könnte. Diese sind jedoch noch nicht abschliessend ausgearbeitet und könnten sich noch ändern.

«Es wird darüber diskutiert, weniger Werbung für alkoholhaltige Getränke, Tabakwaren und ungesunde Lebensmittel zuzulassen. Generell sollten gesundheitsschädliche Produkte nicht gefördert werden – das Rauchverbot in Gebäuden war bereits ein erster Schritt. Sportvereine hingegen sollten mehr Unterstützung erhalten und es soll stärker auf ökologische und biologische Produkte gesetzt werden», erklärt die 74-Jährige.

Für Hildegard Arpagaus bleibt die Arbeit im Bevölkerungsrat spannend – auch wenn sie nicht jede Idee teilt: «Vielleicht werde ich am Ende sogar eine andere Meinung haben als jetzt», meint sie abschliessend.

Tatjana Neuner / Toggenburg24