Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
St. Gallen
26.02.2025
26.02.2025 00:11 Uhr

27 Einsprachen verzögern den «neuen» Marktplatz

Visualisierung Marktpavillon/Neugestaltung Marktplatz und Bohl
Visualisierung Marktpavillon/Neugestaltung Marktplatz und Bohl Bild: Planergemeinschaft PG Vadian
Die Neugestaltung des St.Galler Marktplatzes bleibt ein Dauerthema: Nach Ablauf der öffentlichen Auflage sind 27 Einsprachen eingegangen, die den Zeitplan erheblich ins Wanken bringen. Ob und wann der Baustart erfolgt, ist derzeit unklar.

Am 20. Februar 2025 endete die Frist für Einsprachen gegen das Bauprojekt für Marktplatz und Bohl. Das Tiefbauamt der Stadt St.Gallen bestätigte gegenüber dem «St.Galler Tagblatt», dass insgesamt 27 Rekurse eingegangen sind, die sich gegen verschiedene Aspekte des Projekts richten:

  • Zehn Einsprachen betreffen das Baugesuch für den neuen Marktpavillon.
  • Neun Rekurse richten sich gegen das Strassenplanverfahren.
  • Vier Einsprüche beziehen sich auf den geplanten Abriss der Rondelle.
  • Vier Rekurse wurden gegen die verkehrliche Umgestaltung zur Begegnungszone eingereicht.

Derzeit werden die Einsprachen geprüft, bevor weitere Schritte eingeleitet werden.

Bereits seit Jahren sorgt die Neugestaltung des St.Galler Marktplatzes für Diskussionen.

Auch nach dem Ja der Stadtbevölkerung im Jahr 2020 scheint das Projekt nicht zur Ruhe zu kommen. Besonders die geplanten Marktpavillons sorgen für anhaltende Kritik.

Die Visualisierungen zeigen eine grossflächige Überdachung aus Glas und Holz, unter der zwei Pavillons mit Platz für je acht Marktstände entstehen sollen. Dafür müsste die Rondelle, ein Überbleibsel aus den 1950er-Jahren, abgerissen werden.

Während die technischen Sanierungen und der neue Belag weitgehend unbestritten sind, bleibt die Überdachung ein Reizthema. Kritiker bemängeln, dass das Konzept nicht den ursprünglichen Abstimmungsunterlagen entspreche und den Platz übermässig dominiere.

Einer der prominentesten Kritiker ist der St.Galler Architekt Bruno Clerici.

Er hält die Marktpavillons für einen überdimensionierten Riegel, der die Ost-West-Sichtachse zur neuen Bibliothek versperre. Clerici plädiert stattdessen für eine freie Piazza mit mobilen Marktständen. 

Zudem stellt er die Wirtschaftlichkeit der Überdachung infrage: Die geschätzten Kosten von 6,5 Millionen Franken – umgerechnet 50'000 Franken pro Quadratmeter – seien schlicht unverhältnismässig.

Die geplanten Marktpavillons sorgen für Kritik Bild: Planergemeinschaft PG Vadian

Auch der Heimatschutz St.Gallen/Appenzell Innerrhoden äussert sich kritisch: Die Pavillons und das Dach fügten sich nicht ins Stadtbild ein und wirkten wie ein Fremdkörper. Zudem befürchten die Kritiker, dass die Beleuchtung in den Abendstunden zu zusätzlicher Lichtverschmutzung führen könnte.

Weitere Bedenken kommen von Umweltschutzorganisationen. Der Verein Grünes Gallustal und der Naturschutzverein Stadt St.Gallen und Umgebung stören sich insbesondere daran, dass zwei der grössten Platanen gefällt werden sollen.

Zwar sollen neue Bäume gepflanzt werden, doch angesichts der steigenden Sommerhitze könnten die jungen Pflanzen die kühlende Wirkung der alten Bäume nicht ersetzen.

Die Einsprachenflut zeigt, dass das Projekt auch fünf Jahre nach der Volksabstimmung höchst umstritten bleibt.

Mit einer Fertigstellung ist vor 2028 kaum zu rechnen – was bedeutet, dass der Marktplatz acht Jahre nach der letzten Abstimmung noch immer nicht erneuert sein wird.

Bereits zwei Mal – 2011 und 2015 – war die Neugestaltung des Marktplatzes an der Urne gescheitert. Nach dem Ja im dritten Anlauf setzte die Stadt auf eine breite Partizipation. Dennoch bleibt das Projekt ein Zankapfel, dessen Umsetzung auf unbestimmte Zeit vertagt ist.

stgallen24/stz./toggenburg24