In Eugsters eher schmalen, rund vierzigseitigen Kindheits- und Jugenderinnerungen nimmt denn auch die schleichende, manchmal akut und oft tödlich verlaufende Krankheit Tuberkulose einen zentralen Platz ein.
Tuberkulose – eine Armutskrankheit
Die Tuberkulose, auch „Schwindsucht“ genannt, war von Husten mit charakteristischem Auswurf sowie von Fieber und Appetitlosigkeit begleitet. Medikamente dagegen gab es vor der Erfindung der Antibiotika kaum, obwohl der Chemiker Robert Koch 1882 den Tuberkuloserreger entdeckt hatte. Die Schulmedizin empfahl Kuren in einem Höhensanatorium bei gesunder Luft (Luft- und Liegekuren) und einfacher Kost. Tuberkulose galt schon damals als Armutskrankheit. Die Forschung setzte in Ermangelung eines wirkungsvollen Medikaments auf Prävention, Informationskampagnen samt Statistiken sowie auf (Sozial-)Hygiene.
«Faul und verstockt»
Margrith Eugster erlebte eine schwere Kindheit. Die Mutter, seit 1927 Witwe, lebte mit ihren vier Kindern in Armut. Sie erkrankte selbst an Tuberkulose. Margrith war kränklich, hatte Mühe mit dem langen Schulweg. Die Lehrerin zeigte kaum Verständnis für das Kind, meinte, es sei „faul und verstockt“. Margrith ging es gesundheitlich schlechter. Sie kam ins appenzellische Bad Sonder in die Kur, wo sie beinahe gestorben wäre. Schliesslich lautete Margriths niederschmetternde Diagnose: Tuberkulose. Das Mädchen kam ins Lungensanatorium Walenstadterberg ob dem Walensee.
Der Alltag im Sanatorium war trist. Lange war Margrith Eugster bettlägerig. Immerhin konnte Margrith Eugster auch im Sanatorium wieder zur Schule in der hauseigenen Bibliothek. Sie lernte viel trotz Krankheit und verpasste somit nicht allzuviel vom obligatorischen Schulstoff. Einmal bedrohte gar ein Pädophiler die Kinder.