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Kolumne
09.03.2025
09.03.2025 08:17 Uhr

Lausbub, Student, hoher Offizier und Tierarzt

Neu St. Johann ca. um 1900. (Symbolbild)
Neu St. Johann ca. um 1900. (Symbolbild) Bild: pixabay
Wie Willy Eppenberger schrieb, verbrachte er eine wunderbare Jugend in Neu St. Johann. Wie seine Mutter waren auch andere Sidwäldler Nachbarn Gewerbetreibende. Schneider Kohler zum Beispiel machte Willy grossen Eindruck.

Die Tochter von Schneider Kohler war gar Modistin. Das tönte modern und vornehm. Benjamin Lichtensteiger war der Verwalter der Darlehenskasse. Er besass bereits einen Fotoapparat, „den er offenbar mit Begeisterung benützte. Was mich dann jeweils gewaltig beeindruckte war, dass er zur Bedienung unter ein grosses, schwarzes Tuch schlüpfen musste. “Die meisten Knaben waren damals technikbegeistert. Sie gingen also mit dem „Fortschritt“.  Sie bewunderten auch Zeppeline oder Automobile und Motorräder.

Wein in Form von Himbeersirup

Bekannt war und ist das Restaurant „Ochsen“ samt Metzgerei (heute Metzgerei Rust). Die Tochter des Hauses, Erna, war die grosse Jugendliebe von Willy Eppenberger. Den Buben wurde im „Ochsen“ oft „Wein“ in Form von Himbeersirup offeriert. Auch weitere Handwerker und Gewerbetreibende wie „Rasierer“ Huser (Elektrische Rasierapparate waren damals noch unbekannt), Bäcker Kaiser, dessen Sohn sehr zur Bewunderung der Buben den Handstand beherrschte, gehörten zum Dorfbild hinzu.

Keine talentierten Kicker

Willy Eppenberger war sportbegeistert und verfolgte die von den deutschen Nationalsozialisten geschickt inszenierten Olympischen Sommerspiele 1936 in Berlin. So gross war die allgemeine Begeisterung, dass die Jugendlichen in einer gewissen kreativen Nachahmung den „Jugendsportclub Olympia“ gründeten. Im Winter fuhren sie in erster Linie Ski, im Sommer war Fussball angesagt, der in der Zwischenkriegszeit zum Profi- und Zuschauersport Nummer eins avancierte, stark gefördert durch Presse und Radio.
Besonders talentierte Kicker waren Willy Eppenberger und seine Obertoggenburger Freunde des FC Neu St. Johann jedoch nicht. So ging ein Match gegen Ebnat-Kappel sogar zweistellig verloren. 

Dr. Fabian Brändle, Historiker und Volksschriftsteller / Toggenburg24