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12.03.2025

Eine Story ohne Happy End

Carsten Priebe ist vielseitig interessiert. So veröffentlichte er unter anderem Geschichts-, Managerbücher und ein Werk zum Bitcoin.
Carsten Priebe ist vielseitig interessiert. So veröffentlichte er unter anderem Geschichts-, Managerbücher und ein Werk zum Bitcoin. Bild: Sandro Zoller
Gleich um die «Ecke» wurde europäische Geschichte geschrieben. Und doch haben viele noch nie oder nur am Rande von der Schlacht im Rafzerfeld gehört.

Dr. Carsten Priebes Frau fiel auf, dass diese nicht einmal im ortseigenen Museum Einzug fand und das, obwohl es im November 500 Jahre her ist. Dies nahm der Autor als Anlass sein nächstes Buch einem regionalen Thema zu widmen. 

«Mit Büchern bin ich aufgewachsen. Ende der 1990er-Jahre habe ich bei einem Verlag mein erstes Eigenes veröffentlicht. Unterdessen war ich sicherlich schon 20 Mal an der Frankfurter Buchmesse. Schreiben ist für mich ein Handwerk, das ich sehr gerne ausübe», resümiert der 58-jährige Dr. Carsten Priebe, welcher seit 20 Jahren mit seiner Familie in Rafz wohnt. Als junger Mann studierte er in Karlsruhe Wirtschaft sowie Technikgeschichte und promovierte anschliessend. Seither ist er als Journalist bei Schweizer Medien, unter anderem bei der Bilanz, tätig – auch als Ressortleiter. «Heute bin ich hauptberuflich Publizist und schreibe zu ganz unterschiedlichen Themen. Kürzlich sind zwei Managerbücher zu Künstlicher Intelligenz erschienen.»

Recherche verschlingt die meiste Zeit

Bei den meisten Büchern sei die Themenwahl einem Auftrag, persönlichem Interesse oder dem puren Zufall zuzuschreiben. Ab und zu gebe es Lebensereignisse oder Erfahrungen, die zu einer Recherche führen und schlussendlich in ein Buchprojekt münden würden. «E-Books und die Schnelllebigkeit unserer Zeit haben das Schreiben revolutioniert», so Priebe. Es freue ihn, dass er seine Werke bei Amazon, dem grössten Buchhändler der Welt, anbieten könne. «Früher war alles kleinräumiger und viel komplizierter.»

Manche Bücher seien sehr aufwendig zu recherchieren. Dazu gehöre oft etwa eine Reise in Museen und Bibliotheken sowie das Verhandeln über Bildrechte mit Museen. Durch das Internet seien aber viele Recherchen einfacher geworden. Ist dann das benötigte Material beisammen, gehe es ans Eingemachte – dem Schreiben. «Das Rafzerfeld ist die Wahlheimat von meiner Frau und mir. Beim Buch ‹1525 – die Schlacht im Rafzerfeld› machte mich meine naturliebende Frau, die sich sehr für Biodiversität interessiert, auf die besondere topographiesche Lage des Rafzerfeldes aufmerksam.» sagt der Autor lächelnd dem «Bock».

Im Normalfall lege er keinen Zeitplan fest. Nach etlichen geschriebenen Büchern habe er ein Gefühl dafür entwickelt, wie lange etwas ungefähr daure. So nehme die Recherche die grösste Zeit in Anspruch. Die Planung habe er im Kopf und das Schreiben gehe meistens leicht von der Hand, so Priebe: «Zum Glück ist meine Frau von Beruf Lektorin. Sie übernimmt das Proof-Reading jeweils sehr effizient und kompetent.» Seine Frau hat unter anderem Germanistik an der Universität Zürich studiert und ergänze ihn dadurch bei der Arbeit perfekt.

Dr. Carsten Priebe entschied sich anlässlich des im November zum 500. mal wiederholenden Jahrestag der Schlacht im Rafzerfeld dazu, ein Sachbuch und anschliessend ebenfalls einen historischen Roman zu schreiben.  Bild: Sandro Zoller

Fast in Vergessenheit geraten

Im Ortsmuseum Rafz sei seiner Frau aufgefallen, dass die Schlacht von 1525 nicht thematisiert wird. Der Fokus des Museums liegt auf dem 19. und 20. Jahrhundert. Er habe schon früh von der Schlacht gehört, sei aber nicht tief in der Materie drin gewesen. Es sei ihm aufgefallen, dass nur wenige Publikationen zu diesem Thema bestünden. «Da sich die Schlacht am 4. November zum 500. Mal jährt, fand ich den Zeitpunkt genau richtig, um dieses alles andere als unrelevante geschichtliche Ereignis aufzuarbeiten», zeigt der Publizist auf, wie es zum Buch kam. Eigentlich hätte es bereits vergangenen Dezember in den physischen und virtuellen Regalen der Büchereien stehen sollen. Es sei aber immer wieder etwas dazwischen gekommen, was die Veröffentlichung bis Februar verschob.

«Dass ich mit dem Thema und der Region bereits vertraut war, hat einiges erleichtert. Allerdings sind die Zusammenhänge des Bauernkrieges und der Reformation recht komplex.» Aus diesem Grund habe in diesem Fall die Herausforderung darin bestanden, das Ganze in eine leserfreundliche Form zu bringen. Hingegen ein anderer Arbeitsschritt bereitete Priebe besonders Freude: «Spass hat mir die Suche nach zeitgenössichen und authentischen Abbildungen, die das Buch ansprechend machen, bereitet.»

Seine Bücher verlegt er übrigens unterdessen selber. Aus seinen Verlagserfahrungen habe er die Flexibilität, welche Print-on-Demand Angebote mit sich bringen, schätzen gelernt. Heutzutage seien die Grenzen zwischen einem Kleinverlag und der Publikation in Eigenregie fliessend.

Resultat des Bauernkriegs: Landflucht

Das Volk diverser Staaten in Europa sehnte sich nach besseren Lebensbedingungen. Es erreichte diese zwar, aber nicht sofort und durch einen hohen Blutzoll und Tribut. Im Kanton Zürich dauerte es nach dem Ende des Bauernkrieges noch etwa 250 Jahre bis die Leibeigenschaft abgeschafft wurde. «Man stelle sich das aus heutiger Sicht vor», fügt Carsten Priebe an: «Es ist schwierig zu sagen, wie es jetzt ohne diese Aufstände um die Bauern und das Volk stünde.»

Der Bauernkrieg hatte auch in der Schweiz weitreichende Folgen. Die Zugeständnisse, die die Stadt Zürich gemacht hatte, wurden nach der Schlacht im Rafzerfeld zurückgenommen. Formal bestand die Leibeigenschaft in der Schweiz bis 1798. Die wachsenden Differenzen zwischen den Reformatoren führten schliesslich zur Entstehung der Täuferbewegungen. In Deutschland konnte der Adel seine Vormachtsstellung durch ein brutales Regime der Unterdrückung der Bauern bis 1918 aufrechterhalten. In der Schweiz wuchs indes das Misstrauen gegenüber dem Heiligen Römischen Reich.

Anfang vom Ende in vielerlei Hinsicht

Die Schlacht im Rafzerfeld war der Todesstoss des Bauernkriegs in Zentraleuropa. Sie läutete zudem die Verbannung des Rittertums in die Geschichtsbücher ein und trieb den Aufstieg der Söldnerheere voran. Letztere waren das Ergebnis der sich fruchtbar entwickelnden Geldwirtschaft, die es dem Adel ermöglichte, Privatarmeen zu führen.

Viele Bauernfamilien liessen ihre Höfe zurück – aus finanziellen Gründen oder weil es nicht mehr genügend Hände zum Bestellen der Felder hatte. Sie hofften, in aufstrebenden Städten ein Stück, oder zumindest ein paar Krümel, vom Kuchen zu ergattern. So hiess es: «Stadtluft macht frei nach Jahr und Tag.»

Das Buch soll anschaulich die Ereignisse, vom Aufstand der Bauern in Stühlingen, über die bewundernswerten beharrlichen Vermittlungsversuche der Stadt Schaffhausen und den Überfall auf die Kartause Ittingen im Thurgau bis zur Schlacht im Rafzerfeld vermitteln. «Einem guten Freund verdanke ich die Anregung, diesen Abschnitt unserer Geschichte als historischen Roman zu verfassen, gewissermassen als Ergänzung zum aktuellen Buch. Die Romanfassung wird schon bald erscheinen», verrät der Publizist aus Rafz.

Das Buch «1525 – Die Schlacht im Rafzerfeld» ist auf Amazon und in jeder Buchhandlung erhältlich. In Schaffhausen wird es bei Orell Füssli, Lüthy Schoch und im BücherFass angeboten. Der «Meetingpoint» am Herrenacker hat ebenfalls ein paar Exemplare auf Lager.

Das Sachbuch zum Ende des Bauernkriegs in Europa bekommt bald ein Geschwisterkind: Die Tinte des historischen Romans ist bereits am Trocknen. Bild: Sandro Zoller
Sandro Zoller, Schaffhausen24, Toggenburg24