Die neuen US-Zölle treffen aller Voraussicht nach gerade die Ostschweizer Industrie empfindlich: Einerseits ist die Ausgangslage mit einer schwachen Auftragslage und strukturellen Herausforderungen für die Ostschweizer Exportindustrie ohnehin schwierig (vgl. hierzu das Kon- junkturboard Ostschweiz, 1. Quartal 2025). Andererseits werden Zölle in dieser Grössenordnung nicht nur den bilateralen Handel Schweiz-USA, sondern den Welthandel insgesamt unter Druck setzen: Sie entfalten ihre Wirkung entlang ganzer Lieferketten. Die für die Ostschweiz wichtige MEM-Branche, die mehr als die Hälfte der Ostschweizer Warenexporte in die Vereinigten Staaten ausmacht, wird dabei besonders gefordert sein. Nicht zuletzt dürften mittelfristig die Bestellungen aus dem EU-Ausland bei Schweizer Zulieferern zurückgehen (weil auch EU-Unternehmen weniger Aufträge aus den USA erhalten werden). Erschwerend kommt für alle Schweizer Unternehmen hinzu, dass gegenüber dem europäischen Ausland ein erheblicher Wettbewerbsnachteil besteht, da der Schweizer «reciprocal tariff» mit 32% höher als jener der EU mit 20% ist.
Auch wenn die USA für die Schweiz der wichtigste einzelne Handelspartner sind (ca. 18% der Warenexporte, wovon ca. 60% auf pharmazeutische Produkte entfallen), so ist die EU gesamthaft doch deutlich wichtiger: Fast die Hälfte der Exporte gehen in die EU. In der Ostschweiz ist dieses Verhältnis nochmals ausgeprägter, wo rund 60% des Warenhandels in die EU fliessen. Rein quantitativ lässt sich damit feststellen: Die Schweiz tut gut daran, die Handelsbeziehungen zur wichtigsten Partnerin, welche auf absehbare Zeit die EU bleibt, zu stabilisieren und weiter- zu entwickeln – zumal die USA als Exportdestination wohl an Attraktivität einbüssen werden.