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Schweiz
18.04.2025

Christiane Brunner verstorben

Wurde 78 Jahre alt: Christiane Brunner.
Wurde 78 Jahre alt: Christiane Brunner. Bild: Keystone SDA
Die Gewerkschafterin und frühere SP-Präsidentin Christiane Brunner ist im Alter von 78 Jahren gestorben.

Brunner sei am Freitagmorgen verstorben, bestätigte der Sohn der einstigen National- und Ständerätin auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Zuerst über den Todesfall berichtet hatte das Westschweizer Radio und Fernsehen RTS.

Anwältin statt Kassiererin

Brunner wurde am 23. März 1947 in Genf in eine Familie in bescheidenen Verhältnissen geboren. Ihre Mutter wollte, dass sie Kassiererin wird, doch Brunner begann ein Jurastudium und erwarb das Anwaltspatent.

Erster Frauenstreik 1991

National bekannt wurde Brunner als eine der Mitinitiantinnen des ersten Frauenstreiks. Dieser vermochte am 14. Juni 1991 eine halbe Million Frauen zu mobilisieren.

Der «Sturm» von 1993

Politisch gesehen war Brunners Bundesratskandidatur 1993 das denkwürdigste Ereignis ihrer Karriere. Die offizielle Kandidatin der SP-Fraktion unterlag jedoch am 3. März an Francis Matthey.

Dreifuss «erbte» Bundesratssitz

Der im März verstorbene Neuenburger wurde von den bürgerlichen Parteien unterstützt, die der Sozialistin im Rennen um die Nachfolge von René Felber den Weg versperren wollten: Anstelle Brunners wählte die Vereinigte Bundesversammlung zunächst den Neuenburger National- und Staatsrat. 

Matthey lehnte die Wahl jedoch auf Druck seiner Partei ab. Die Nichtwahl Brunners führte zu Protesten - insbesondere von Frauen. Schliesslich wurde Ruth Dreifuss Mitglied der Landesregierung.

National- und Ständerätin

Im Bundeshaus sass Brunner zunächst vier Jahre - von 1991 bis 1995 - im Nationalrat und danach von 1995 bis 2007 im Ständerat. Zu ihren bevorzugten Themen gehörten Rechtsfragen, Arbeitsrecht, Sozialversicherungen, der Status der Frauen und der Ausländer. Auch die Mutterschaftsversicherung lag ihr am Herzen.

SP-Präsidentin

Um die Jahrtausendwende verliess die Politikerin die Gewerkschaftsbühne und übernahm nach dem Rücktritt Ursula Kochs das Präsidium der SP, die durch eine interne Krise geschwächt war. 2000 bis 2004 kehrte die Partei unter ihrer Ägide auf die Erfolgsstrasse zurück und erreichte 2003 über 23 Prozent der Wählerstimmen.

Rückzug aus der Politik

Ab 2007 zog sich Brunner, längst eine Galionsfigur des Schweizer Feminismus, aus dem politischen Leben zurück. Sie lebte in einer Patchworkfamilie mit fünf erwachsenen Söhnen. Ihr Ehemann, der Gewerkschafter Jean Quéloz, verstarb 2021.

tre / Toggenburg24