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20.04.2025

Ostern beginnt im Exil – und endet in Hoffnung

Die drei Kreuze, Rembrandt van Rijn, 1653
Die drei Kreuze, Rembrandt van Rijn, 1653 Bild: Wikipedia
Ostern ist das Fest der Auferstehung – doch um diese zu begreifen, braucht es auch ein Verstehen des Leidens. Der Theologe Alfred Tobler vom Institut für Makro-, Mikro- und Nanotheologie in Rorschach führt anhand zentraler Texte aus dem Alten Testament in die dunkelste Zeit der Weltgeschichte. In seinem Beitrag beleuchtet er, wie die biblische Passionsgeschichte theologisch gedeutet werden kann – und warum sie gerade heute Orientierung bietet.

Wie lässt sich ein Zugang finden zu einem der dunkelsten Kapitel der Menschheitsgeschichte – der Passion Jesu Christi? Was sagt uns das Alte Testament über dieses Leiden? Und wie können wir heute eine Verbindung schaffen zwischen den uralten prophetischen Texten und unserem gegenwärtigen Ringen um Sinn, Schuld und Erlösung?

Die biblischen Texte, insbesondere aus dem Buch Jesaja, bieten erstaunlich klare Einblicke in die Tiefe menschlicher Not – und göttlicher Antwort. In Jesaja 53 spricht Gott durch den Propheten zu einem Volk auf dem Rückweg aus dem babylonischen Exil. Es ist ein Volk im Umbruch, auf der Suche nach Hoffnung.

Der Text richtet sich ermutigend an dieses Volk und verwendet dabei starke Bilder: das des Schosses, aus dem neues Leben wächst, das verirrte Schaf, das Lamm, das sich zur Schlachtung ergibt. Bilder, die in ihrer symbolischen Kraft bis heute nachwirken.

Jesaja 53 bildet die Mitte des Jesajabuches – und auch die Mitte der Heilsgeschichte aus Sicht des Alten Testaments.

Die Kreuzigung Christi wird in diesen Versen nicht nur vorausgedeutet, sondern in ihrer theologischen Bedeutung grundgelegt. Dass hier bereits 700 Jahre vor dem historischen Ereignis die zentrale Figur des Gottesknechts – Jesus – erscheint, ist bemerkenswert. Und der Text macht deutlich: Dieser Knecht ist beauftragt, offenbart, geopfert – und steht zugleich für Heil und Hoffnung.

Jesaja 53: Das stellvertretende Leiden und Sterben des Messias für die Sünder

1 Wer hat unserer Verkündigung geglaubt, und der Arm des Herrn, wem ist er geoffenbart worden?
2 Er wuchs auf vor ihm wie ein Schößling, wie ein Wurzelsproß aus dürrem Erdreich. Er hatte keine Gestalt und keine Pracht; wir sahen ihn, aber sein Anblick gefiel uns nicht.
3 Verachtet war er und verlassen von den Menschen, ein Mann der Schmerzen und mit Leiden vertraut; wie einer, vor dem man das Angesicht verbirgt, so verachtet war er, und wir achteten ihn nicht.
4 Fürwahr, er hat unsere Krankheit getragen und unsere Schmerzen auf sich geladen; wir aber hielten ihn für bestraft, von Gott geschlagen und niedergebeugt.
5 Doch er wurde um unserer Übertretungen willen durchbohrt, wegen unserer Missetaten zerschlagen; die Strafe lag auf ihm, damit wir Frieden hätten, und durch seine Wunden sind wir geheilt worden.
6 Wir alle gingen in die Irre wie Schafe, jeder wandte sich auf seinen Weg; aber der Herr warf unser aller Schuld auf ihn.
7 Er wurde mißhandelt, aber er beugte sich und tat seinen Mund nicht auf, wie ein Lamm, das zur Schlachtbank geführt wird, und wie ein Schaf, das verstummt vor seinem Scherer und seinen Mund nicht auftut.
8 Infolge von Drangsal und Gericht wurde er weggenommen; wer will aber sein Geschlecht beschreiben? Denn er wurde aus dem Land der Lebendigen weggerissen; wegen der Übertretung meines Volkes hat ihn Strafe getroffen.
9 Und man bestimmte sein Grab bei Gottlosen, aber bei einem Reichen [war er] in seinem Tod, weil er kein Unrecht getan hatte und kein Betrug in seinem Mund gewesen war.
10 Aber dem Herrn gefiel es, ihn zu zerschlagen; er ließ ihn leiden. Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so wird er Nachkommen sehen und seine Tage verlängern; und das Vorhaben des Herrn wird in seiner Hand gelingen.
11 Nachdem seine Seele Mühsal erlitten hat, wird er seine Lust sehen und die Fülle haben; durch seine Erkenntnis wird mein Knecht, der Gerechte, viele gerecht machen, und ihre Sünden wird er tragen. 
12 Darum will ich ihm die Vielen zum Anteil geben, und er wird Starke zum Raub erhalten, dafür, daß er seine Seele dem Tod preisgegeben hat und sich unter die Übeltäter zählen ließ und die Sünde vieler getragen und für die Übeltäter gebetet hat.

Was will der Autor vermitteln? Der Leser oder Hörer soll begreifen: Dieser Knecht handelt nicht willkürlich. Er ist beauftragt, er trägt Schuld – fremde Schuld –, er opfert sich. Und: Er erhält eine Belohnung. Doch nicht in Form von Ruhm oder Reichtum, sondern durch das Vertrauen, das ihm geschenkt wird. Das Vertrauen darauf, dass man sich ihm anvertrauen kann.

Der Knecht wird zur Identifikationsfigur für den leidenden, aber vertrauenden Menschen.

Jesaia 53 zeigt auf, dass sich die Haltung des Hörers oder Lesers gegenüber dieser Figur des Gottesknechts prüfen lässt. Wer ist er für mich? Wofür steht er? Und wo liegt mein Widerstand? Die Schuldfrage steht dabei im Raum – und verlangt nach einer Antwort, die nicht nur psychologisch, sondern theologisch begründet ist.

Gott spricht durch den Propheten Jesaja zu seinem Volk, das sich auf dem Weg von Babylon nach Jerusalem befindet. Der Text, auf den wir uns beziehen, steht im Zusammenhang mit der Ermutigung an das Volk. Das Bild der kinderlosen Frau, die viele Nachkommen haben wird, illustriert die Hoffnung und die zukünftige Fruchtbarkeit Israels. 

Inhaltlich begegnen uns in diesem Text zentrale Bilder: der Schoss, aus dem wie eine Wurzel aus dürrem Erdreich neues Leben wächst; das verirrte Schaf; und das Schaf, das sich still zum Scheren ergibt und sich schlachten lässt. Diese Bilder fordern eine tiefere theologische Reflexion. Begriffe wie «Herr» (Gott), «Knecht» (Gottes Sohn – Christus), «Sünde» (Schuld der Menschen), «Schuld» (Zustand des Menschen) und «Abscheu» (Abneigung) verlangen eine differenzierte Auseinandersetzung.

Auch weitere Begriffe müssen erklärt werden: «offenbaren» bedeutet, ein Geheimnis bekannt zu machen oder aufzudecken; ein «Beauftragter» ist jemand, der einen Auftrag erhalten hat; «stattlich» bedeutet ansehnlich oder aussergewöhnlich; ein «kümmerlicher Spross» beschreibt etwas Verkümmertes oder Vermickertes; «Opfer» meint Beitrag, Kollekte oder Spende; «opfern» kann Preisgeben, Hingeben, Aufopfern oder Drangeben bedeuten.

Der Autor will seinem Gegenüber verschiedene Vorstellungen und Einblicke vermitteln.

Er zeigt, was dieser Knecht tut, von wem er beauftragt ist und welche Aufgabe ihm übertragen wurde. Es wird deutlich, welche Belohnung er erhält und dass man sich diesem Gottesknecht anvertrauen kann.

Darüber hinaus soll der Text das Verhalten der Leser und Hörer beeinflussen. Es gibt verschiedene Anknüpfungspunkte, die dazu anregen, die eigene Haltung gegenüber dem Gottesknecht zu überprüfen. Mögliche Widerstände werden aufgedeckt und konkret benannt, wie zum Beispiel die Frage nach der eigenen Schuld.

Das Geschehen aus Jesaja 53 bildet die Mitte des Jesajabuchs. Gleichzeitig beleuchtet es die Mitte der Bibel aus Sicht des Alten Testaments. Dass die Kreuzigung und das Leben Jesu bereits rund 700 Jahre vor ihrem Eintreten prophezeit wurden, ist eine bedeutende theologische Aussage, die auch für den heutigen Menschen von grosser Relevanz ist.

Jesaja 42: Der Messias, der Knecht des Herrn

1 Siehe, das ist mein Knecht, den ich erhalte, mein Auserwählter, an dem meine Seele Wohlgefallen hat. Ich habe meinen Geist auf ihn gelegt; er wird das Recht zu den Heiden hinaustragen.
2 Er wird nicht schreien und kein Aufhebens machen, noch seine Stimme auf der Gasse hören lassen.
3 Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen, und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen; wahrheitsgetreu wird er das Recht hervorbringen.
4 Er wird nicht ermatten und nicht zusammenbrechen, bis er auf Erden das Recht gegründet hat, und die Inseln werden auf seine Lehre warten.
5 So spricht Gott, der Herr, der die Himmel schuf und ausspannte und die Erde ausbreitete samt ihrem Gewächs, der dem Volk auf ihr Odem gibt und Geist denen, die darauf wandeln:
6 Ich, der Herr, habe dich berufen in Gerechtigkeit und ergreife dich bei deiner Hand; und ich will dich behüten und dich zum Bund für das Volk setzen, zum Licht für die Heiden;
7 daß du die Augen der Blinden öffnest, die Gebundenen aus dem Gefängnis führst und aus dem Kerker die, welche in der Finsternis sitzen.
8 Ich bin der Herr, das ist mein Name; und ich will meine Ehre keinem anderen geben, noch meinen Ruhm den Götzen!
9 Siehe, das Frühere ist eingetroffen, und Neues verkündige ich; ehe es hervorsproßt, lasse ich es euch hören.

Der Begriff «Gottesknecht» findet sich nicht nur im kulturellen Kontext, sondern wird auch im Neuen Testament aufgegriffen, etwa in Matthäus 20,28 und 1. Petrus 2,22ff. Damit wird eine Brücke zwischen dem Alten und dem Neuen Testament geschlagen und die Passionsgeschichte als zentrales Element der Heilsgeschichte verständlich gemacht.

Die Passion ist nicht nur ein historisches Ereignis.

Sie ist – theologisch gesprochen – eine verdichtete Dramaturgie, in der sich Schuld, Opfer, Hingabe, Leid und Erlösung überlagern. Die Sprache der Bibel findet dafür eine Form, die bis heute bewegt. Gerade die alttestamentlichen Texte, so zeigt es sich, bieten nicht nur Andeutungen, sondern tiefe Einblicke in das Wesen der Passion.

Oster-Kreuzworträtsel Bild: zVg

Fragen:

  1. Wer sandte Jesus auf die Erde?
  2. Wann ist Jesus von dem Tode auferstanden? Wie heisst der Tag heute?
  3. In welchem Ort wurde Jesus geboren?
  4. Wohin legte man Jesus, nachdem er am Kreuz gestorben war?
  5. Wer verrät Jesus an die Soldaten?
  6. Welcher Kaiser regierte in Rom und liess eine Volkszählung durchführen zur Zeit der Geburt von Jesus?
  7. Welcher König regierte in Jerusalem, als Jesus geboren wurde?
  8. Wie hiess die Mutter Jesu?
Alfred Tobler / Toggenburg24