Verankerung des Bedrohungsmanagements
Regierungsrat Christof Hartmann, Vorsteher des Sicherheits- und Justizdepartements, verwies auf die strategische Bedeutung der gesetzlich abgestützten Gewaltprävention. Mit der per 1. Januar 2025 erfolgten Verankerung des Bedrohungsmanagements im Polizeigesetz sei ein klares Bekenntnis zum präventiven Gewaltschutz abgegeben worden. Der Kanton St.Gallen setze damit eine Entwicklung fort, die bereits 2003 mit dem Wegweisungsgesetz zur häuslichen Gewalt eingeleitet wurde (siehe Medienmitteilung von 2013 der Koordinationsstelle Häusliche Gewalt des Kantons St.Gallen).
Bedrohungsmanagement beruht auf einem strukturierten, mehrstufigen Verfahren: von der Erkennung auffälliger Verhaltensweisen über die Gefährdungseinschätzung bis hin zur Intervention. Dies gegebenenfalls auch unter Einbezug von Zwangsmassnahmen oder Schutzkonzepten. Entscheidender Erfolgsfaktor ist dabei die enge Zusammenarbeit zwischen Polizei, Sozialdiensten, KESB, Justiz, Opferhilfestellen und dem Gesundheitswesen. Diese Kooperationen ermöglichen es, auch komplexe Fallkonstellationen wirksam anzugehen.
Barbara Reifler – neue Kommandantin
Polizeikommandantin Barbara Reifler liess es sich als neue Kommandantin nicht nehmen, die von der Kantonspolizei St.Gallen eingeladenen Gäste zu begrüssen. Gewalt in Ehe und Partnerschaft sei ein gesellschaftliches Thema, das Beachtung und Sichtbarkeit verdient habe. Die Kantonspolizei St.Gallen rücke rund 1’600-mal pro Jahr an solche Ereignisse aus, weil sie von Nachbarn, Betroffenen oder Unbeteiligten gerufen werde. Jedes zweite Tötungsdelikt in der Schweiz ginge auf den Partner, Ex-Partner oder Ehepartner zurück. Gewalt in Ehe und Partnerschaft dürfe nicht tabuisiert werden. Sie dankte allen Anwesenden für ihr grosses Engagement im Kampf gegen Gewalt in Ehe und Partnerschaft. Dieser Anlass sei auch deshalb wichtig, weil die Bekämpfung von häuslicher Gewalt nur gemeinsam erfolgreich sein könne. Sie betonte, dass es ihr ein wichtiges Anliegen als Polizeikommandantin sei, diesem Thema hohe Priorität einzuräumen.
Erscheinungsformen von Stalking dargelegt
Prof. Dr. Frank Urbaniok, forensischer Psychiater und langjähriger Leiter des Forensischen Dienstes des Kantons Zürich, ging in seinem Referat auf die Erscheinungsformen von Stalking sowie auf das Traumatisierungspotenzial und die Handlungsoptionen für Betroffene ein.
Wichtiger Beitrag zur Stärkung
Die Fachtagung leistete einen wichtigen Beitrag zur Stärkung der interinstitutionellen Zusammenarbeit und zum fachlichen Austausch in einem hochsensiblen Bereich. Sie zeigte auf, dass professionelles Bedrohungsmanagement fundiertes Wissen, klare Strukturen und verlässliche Netzwerke voraussetzt.