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01.05.2025

Schwesternpower für Schweizer Brauchtum

Die Schwestern Freund.
Die Schwestern Freund. Bild: zVg
Elina, Sinja und Nelia Freund beleben als junge Fahnenschwingerinnen, Jodlerinnen und Alphornbläserinnen aus Hinterforst das Schweizer Brauchtum. Ihr Ziel: Tradition lebendig und für die Jugend attraktiv halten.

Muskelkater? Den kennen Elina, Sinja und Nelia Freund nicht. Schlappe Arme hingegen schon. Die drei Schwestern aus Hinterforst betreiben eine der ältesten Nationalsportarten der Schweiz: das Fahnenschwingen.

Ein Unikat aus dem Rheintal

Bei dieser Disziplin wird eine etwa anderthalb Kilo schwere Flagge mehrere Minuten lang in eleganten, festgelegten Bewegungen durch die Luft geschwungen. «Es ist viel mehr als nur mit der Fahne herumzuwedeln, wie viele denken», erklärt Elina Freund. Hinter dem Fahnenschwingen steckt jede Menge Technik und vor allem Übung.

Ein passender Trainingsort ist dabei nicht leicht zu finden. Schliesslich ist die Fahnenstange rund 1,60 Meter hoch und das Tuch misst stolze 1,20 Meter in der Länge und Breite. «Im Sommer trainieren wir im Garten», erzählt Sinja Freund. «Im Winter fahren wir nach Landquart, wo sich wöchentlich Fahnenschwinger aus der Region zum Training treffen.» Näher gibt es keine Trainingsmöglichkeit, und tatsächlich sind die Freund-Schwestern die einzigen im Rheintal, die diesen Traditionssport betreiben.

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Das Trio aus Hinterforst

Elina (18), Sinja (16) und Nelia (14) sind in der Fahnenschwinger-Szene zwar noch neu, doch sie haben ein klares Ziel: die Schweizer Volkstraditionen bei der jungen Generation populärer zu machen. «Wenn unsere Freunde an Jodler, Alphornbläser oder Fahnenschwinger denken, haben sie das Bild von alten Männern mit Bärten vor Augen», erzählt Elina lachend. Ein Bild, das die Freund-Schwestern durchbrechen: Sie tragen Nike-Schuhe zu traditionellen Chüeligurt, hören Radiosongs und jodeln. Während Nelia Cello spielt, haben Elina und Sinja das Alphorn für sich entdeckt. «Es macht uns einfach Spass», sagt Elina.

Der Einstieg in die Welt der Volksmusik begann für die drei im Jahr 2017, als sie dem Kinderjodelchörli Rheintal beitraten, in dem sie bis heute aktiv sind. In einem Nachwuchslager des Nordostschweizer Jodlerverbands vor drei Jahren probierten sie zum ersten Mal das Fahnenschwingen und Alphornblasen aus – und waren sofort begeistert.

Dank der Unterstützung eines Lehrers aus dem Bündnerland, der wöchentlich zu den Freund-Schwestern kam, vertieften sie ihre Kenntnisse. Bald wurden die drei auch ausserhalb des Jodelchörlis aktiv. «Als das Kinderjodelchörli nicht spielfähig war, sprangen wir an einem Auftritt als Trio auf», erzähle Elina. Darauf folgten immer mehr anfragen für Geburtstagsfeiern, Gottesdienste und Altersheime. Während Elina und Sinja Duette auf dem Alphorn spielten, schwang Nelia die Fahne. So entstand das Trio «Gschwüsterti Fründ». Mittlerweile haben sie bis zu zwölf Auftritte im Jahr.

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Vorfreude auf das Heim-Jodlerfest

Vom 5. bis 7. Juli haben die Freund-Schwestern beim Nordostschweizer Jodlerfest in Altstätten ein echtes Heimspiel. Sie werden dort gleich mehrfach im Einsatz sein: Als Jodlerinnen des Kinderjodelchörlis lassen sie sich bewerten, und Elina und Sinja treten im Alphornduett an. Ob Nelia sich beim Fahnenschwingen bewerten lässt, steht noch nicht fest. 

«Wenn ich bereit bin, trete ich an», sagt sie entschlossen. Für die Schwestern geht es jedoch nicht nur darum, als Einheimische Präsenz zu zeigen. Sie wollen auch beweisen, dass es viele junge Menschen in der Schweiz gibt, die diese traditionellen Hobbys pflegen.

«Aber wenn wir mitmachen, wollen wir auch eine gute Bewertung», sagt Elina. Ehrgeizig sind die Freund-Schwestern allemal, doch der Spass kommt dabei nie zu kurz. «Viel singen, lachen und die Stimmung geniessen wollen wir genauso», ergänzt Sinja. Und natürlich zeigen, dass Volksmusik ebenso jung ist.

cw / toggenburg24