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03.05.2025
03.05.2025 08:02 Uhr

Katholiken bevorzugt!

Es gibt ein Buch über die Toggenburger Wirtshäuser und Wirte im 17. und 18. Jahrhundert zu kaufen. (Symbolbild)
Es gibt ein Buch über die Toggenburger Wirtshäuser und Wirte im 17. und 18. Jahrhundert zu kaufen. (Symbolbild) Bild: https://www.baizer.ch/aktuell?rID=9548
1747 meinte ein Lichtensteiger Beamter mit Blick auf ein Verzeichnis der Wirtshäuser sichtlich resigniert: «So bleiben von den obigen 15. mehro nicht als 9. Catholische, die Reformierten aber haben 27».

«Da doch all diese Orth mixtae religionis (gemischtkonfessionell) mithin wan sie so strikte zue observieren ist, die Catholischen und Reformierten jeden Theil 18. haben solten an mixten Orthen.»

Nach der vernichtenden Niederlage der katholischen Orte (=Kantone) im Zweiten Villmergerkrieg von 1712, auch „Toggenburgerkrieg“ genannt, regelte der Friedensvertrag von Baden von 1718 auch die Vergabe der Wirtshauslizenzen im gemischtkonfessionellen Toggenburg, wo eine selbstbewusste reformierte Gruppierung immer wieder veruchte, die Herrschaft des katholischen Landesherrn abzuschütteln. Gasthäuser, Pinten und Tavernen, sollten nach 1718 paritätisch, d. h.  gleichteilig an Katholiken und Reformierte, vergeben werden.  

Wirte überwachten das gesellige, politische Leben

Da die Fürstäbte Inhaber der „Täffry“ waren, also Schanklizenzen vergaben und Wirte auf das „Grosse Landmandat“ vereidigen liessen, waren sie vorher als „Patrons“ aufgetreten, die katholische „Klienten“ bevorzugten. Gewisse „Tavernen“, herrschaftliche Wirtshäuser mit Zimmern und Stallungen wie das „Rössli“ Mogelsberg, sollten als strategische Posten dienen, denn die Fürstäbte verfügten nur über wenige Beamte oder Polizisten. Wirte traten an ihre Stelle und überwachten das gesellige und politische Leben. 

Bestehende katholische Wirtshäuser sollten laut „Bestallungstexten“ nicht in „Uncatholische Hand“ fallen.  In Degersheim erhielt ein Dorfgenosse das Schankrecht, weil er ein „aufrechter Konvertit“ gewesen sein soll.  

Literatur dazu

Brändle, Fabian. Toggenburger Wirtshäuser und Wirte im 17. und 18.Jahrhundert. In:

Brändle, Fabian, Lorenz Heiligensetzer und Paul Michel (Hg.). Obrigkeit und Opposition. Drei Beiträge zur Kulturgeschichte des Toggenburgs aus dem 17./18. Jahrhundert.

Wattwil 1999, S. 7-52. Fr. 24.-

Permanenter Link: Katholiken bevorzugt.

Dr. Fabian Brändle, Historiker und Volksschriftsteller / Toggenburg24