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Kultur
23.05.2025

Meister der Blumenkisten und Traditionen

Köbi Geisser
Köbi Geisser Bild: zVg
Köbi Geisser verwandelt Altstätten im Juli in ein blühendes Kunstwerk. Als Dekorateur des Nordostschweizer Jodlerfests stellt er sich einer riesigen Herausforderung – und lässt dabei das Rheintal in voller Pracht erstrahlen.

Wenn Jakob «Köbi» Geisser durch Altstätten spaziert, sieht er Dinge, die vielen verborgen bleiben. In seinem Kopf entstehen Bilder von Blumenkisten, Wegweisern und kunstvollen Arrangements aus alten Blättern.

Besonders in diesem Jahr ist seine Fantasie gefragt: Zum ersten Mal ist er für die Dekoration des Nordostschweizer Jodlerfests verantwortlich – eine riesige Aufgabe, denn das Fest wird über 3.000 aktive Jodler, Fahnenschwinger und Alphornbläser sowie bis zu 40.000 Besucher anziehen.

Nichts von der Stange

Neu ist die Herausforderung für ihn trotzdem nicht. Seit über 20 Jahren gestaltet er die Dekoration für den Unterhaltungsabend des Jodlerklubs Altstätten, in dem er selbst schon weitaus länger aktiv ist. Doch das Jodlerfest ist eine andere Dimension. Als die Anfrage kam, musste er erst einmal überlegen. «Das ist schon ein rechter Lupf», gesteht er. Aber die Herausforderung reizte ihn – und er sagte zu.

Nun steckt er mitten in den Vorbereitungen. Schon seit fünf Jahren laufen die Planungen für die Dekoration. In dieser Zeit hat Köbi Geisser nicht nur unzählige Ideen entwickelt, sondern auch jede Menge Material gesammelt, organisiert und verarbeitet. «Bei mir ist nichts von der Stange», betont er. Jede Blumenkiste, jeder Wegweiser, jedes Detail ist handgemacht – oder zumindest mit einer persönlichen Geschichte aus einem Flohmarkt verbunden.

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Kreativität, die überall entstehen kann

 An kreativen Einfällen mangelt es dem 75-Jährigen nicht. «Manchmal sehe ich etwas an einem anderen Jodlerfest und denke: Das wäre auch schön. Oder es kommt mir einfach in der Nacht oder beim Spazieren in den Sinn», erzählt er. Dekorieren ist für ihn keine Arbeit, sondern ein Lebensgefühl. Selbst zu Hause wird nicht nur von seiner Frau, sondern auch von ihm selbst geschmückt – mit viel Liebe zum Detail und einem festen Plan.

Ein roter Faden zieht sich auch durch die Gestaltung des Nordostschweizer Jodlerfests: das Rheintal mit all seinen Facetten sichtbar zu machen. «Ich will zeigen, was wir im Rheintal zu bieten haben und was uns ausmacht», sagt Köbi. Deshalb bestehen die 24 Brunnentröge für die Bühnen nicht einfach aus Blumen, sondern enthalten typisches Rheintaler Gemüse – Kohlrabi, verschiedene Salate und sogar Erdbeeren.

Natürlich dürfen auch die Törgga nicht fehlen – die Maiskolben, die in der Region eine lange Tradition haben. Dazu kommen Sonnenblumen. 500 Stück hat Köbi Geisser bestellt, um dem Festgelände einen warmen, sommerlichen Charakter zu verleihen. Blumen allein reichen dem Rüthner aber nicht. Wegweiser mit Blumenkisten, rustikale Tröge aus alten Waschgelten und Holzkarren – alles Stücke, die Köbis Schwiegersohn und er selbst über Jahre hinweg auf Flohmärkten zusammengesucht haben.

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Logistik auf höchstem Niveau

Doch, wo lagert man all dieses Material? Köbi Geisser schmunzelt: «Zwei freie Schlafzimmer habe ich noch», sagt er. Sein Haus in Rüthi ist momentan Bastelstube, Aufbewahrungsort und Lavendeltrocknungsstation zugleich. Für die grösseren Dekoelemente hat er jedoch vorgesorgt: Blumenkisten und Tröge haben ihren Platz auf der Heubühne eines Freundes gefunden, während Wegweiser, Wägen und Stosskarren in Montlingen untergebracht sind. Das einzige Problem: «Ich muss darauf achten, dass nicht alles staubig wird, bis wir es brauchen», sagt er und lacht.

Auch an den Feuerschutz musste er denken. Jede einzelne Holzdekoration hat er mit flammhemmendem Spray behandelt – ein zusätzlicher Aufwand, aber für die Sicherheit unerlässlich. Weit über 100 Stunden hat der pensionierte Bäcker und Konditor bereits in die Dekoration investiert. Nicht, weil er muss, sondern weil er es will. «Je nach Lust und Laune», sagt er mit einem Schulterzucken. «Ich habe einfach unglaublichen Spass daran.»

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Dekorieren ist einfach sein Ding

Sein Lohn: Ein Lächeln, wenn die Besucher staunen. Und vielleicht ein paar wertschätzende Worte. «Ich hoffe, die Leute haben Freude daran», sagt Köbi Geisser. «Wertschätzung für die Arbeit – das ist das Schönste.» Am 4. Juli, wenn die ersten Jodler, Fahnenschwinger und Alphornbläser in Altstätten eintreffen, wird seine Arbeit überall sichtbar sein.

In den liebevoll gestalteten Blumenkisten, den selbst gemachten Dekoelementen und den Details, die das Festgelände in ein echtes Jodlerfest verwandeln. Und wenn sich am letzten Festabend die Lichter langsam dimmen, wird Köbi Geisser vermutlich schon die ersten Ideen für die nächste Unterhaltung des Jodlerklubs Altstätten im Kopf haben. Denn Dekorieren – das ist einfach sein Ding.

Nordostschweizer Jodlerfest Altstätten

Das alle drei Jahre stattfindende Nordostschweizer Jodlerfest findet anlässlich des 75-jährigen Bestehen des Jodlerklubs Altstätten vom 4. bis 6. Juli 2025 zum ersten Mal im St.Galler Rheintal statt. Während drei Tagen die Marktstadt Altstätten wird damit zum Austragungsort der zweitgrössten Jodelveranstaltung der Schweiz. www.jodlerfest-altstaetten.ch

cw / Toggenburg24