Der offene Brief der IG Brunnadern an die Gemeindeverwaltung Neckertal im Wortlaut:
«Sehr geehrter Herr Gemeindepräsident
Sehr geehrte Damen und Herren Gemeinderäte
Der Trägerverein Integrationsprojekte St.Gallen (TISG) hat die ehemalige Wirkstatt Auboden in der Gemeinde Neckertal gekauft. Er möchte dort ab Herbst 2025 ein Flüchtlingszentrum für 150 Personen errichten. Die Gemeinde Neckertal ist, wie alle anderen St.Galler Gemeinden, Mitglied des TISG und daher an dessen Hauptversammlung vom 23. Mai 2025 antrags- und stimmberechtigt.
Mit diesem offenen Brief fordern wir als Neckertaler Bevölkerung, dass der Gemeinderat Neckertal an der HV des TISG folgende zwei Anträge einbringt, damit diese dort zur Abstimmung gelangen:
Höchstbelegung von 40 Flüchtlingen im Auboden
Die geplanten 150 Flüchtlinge stehen in keinem Verhältnis zur geringen Anzahl der Anwohner im Auboden und der Umgebung. Diese enorme Anzahl von Personen aus fernen Ländern, die mit unseren Regeln nicht vertraut sind, führt zu Unruhe, Überlastung und sinkender Sicherheit. Es werden neben der denkmalgeschützten Villa rund 30 Wohncontainer aufgestellt, was wie eine Wand wirkt. Die Flüchtlinge benutzen zudem die Bushaltestelle, die sich auf dem Grundstück der Anwohner befindet. Mit den wenigen Schulstunden und geringen
Beschäftigungsmöglichkeiten ist die Flüchtlingsunterkunft mit einem “Dauer-Festbetrieb” an 365 Tagen im Jahr vergleichbar. Der stetige Wechsel von Flüchtlingen verhindert den Aufbau einer stabilen Struktur. Schlimmer noch, aufgrund von Spannungen zwischen den Nationalitäten und der Gruppendynamik sinkt die Sicherheit vor Ort und im Neckertal dramatisch.
Die Unterbringung von 40 Flüchtlingen im Auboden stellt ein Kompromissangebot der Anwohnerschaft dar. Hinter diesem Angebot standen auch die Anwesenden der Informationsveranstaltung vom 30. April 2025 klar und deutlich.
Der TISG will bewusst eine grosse Flüchtlingsunterkunft im Neckertal erstellen, um Kosten zu sparen. Gleichzeitig erzielt er Gewinne in Millionenhöhe; zuletzt mit über 7.3 Millionen Franken
im Jahr 2024. Hinzu kommt, dass diese Flüchtlingsunterkunft wohl während Jahrzehnten betrieben wird, da die Liegenschaft im Eigentum des TISG ist. Statt einer Gewinnsteigerung auf Kosten der Anwohner muss eine für alle verträgliche Lösung gefunden werden.
Verlegung des TISG-Sitzes inklusive Verwaltung in den Auboden
Der TISG hat seinen Sitz und somit auch die Arbeitsplätze seiner Verwaltungsangestellten und der Geschäftsleitung in St.Gallen, und ist dort in einem Gebäude der Stadt St.Gallen eingemietet. Demgegenüber befindet sich keine einzige Flüchtlingsunterkunft auf dem Gebiet der Stadt St.Gallen. Das ist höchst unsolidarisch.
Da neu drei von fünf TISG-Flüchtlingsunterkünften im Toggenburg liegen, soll der Verein TISG auch seinen Sitz und seine Verwaltung hierhin verlegen. Die Flüchtlingsunterkunft Auboden eignet sich ideal dafür. Es sind Büroräume vorhanden und der Auboden befindet sich bereits im Eigentum der TISG, sodass Mietzinszahlungen eingespart werden können. Zudem stehen den TISG-Angestellten genügend Parkplätze zur Verfügung und die Bushaltestelle liegt direkt vor dem Grundstück.
Mit der Verlegung des TISG-Hauptsitzes gewinnen alle: Der TISG gewinnt an Glaubwürdigkeit, da er die Verwaltung und die Geschäftsstelle auf demselben Grundstück hat, auf dem er auch ein Flüchtlingszentrum betreibt. Die Gemeinde Neckertal profitiert zudem von Arbeitsplätzen und Steuereinnahmen.
Es liegt in der Verantwortung des Gemeinderates Neckertal, sich für die Neckertaler Bevölkerung einzusetzen, diesen Brief rechtzeitig zu behandeln sowie die Anträge fristgerecht und in korrekter Form vor der TISG-Hauptversammlung einzureichen. Es liegt dann in der Verantwortung des Gemeindepräsidenten, sich an der Hauptversammlung mit Überzeugung für diese beiden Anliegen und die Bevölkerung des Neckertals einzusetzen.»
Den unterzeichneten, offenen Brief finden Sie im Anhang: