Kommentar von Jürg Grau
Hin und wieder lagen an diesem Abend die Nerven blank und das Niveau der Meinungsäusserungen war zeitweise bei jenen tief, die sonst öfters belehrend kundtun, wie man sich zu verhalten habe. Keine leichte Aufgabe also für Parlamentspräsident Lukas Kessler, der aber stets die Ruhe bewahrte.
Emotional zu und her ging es vor allem bei der Debatte über die Anpassungen des Personalreglements. Während die bürgerlichen Parteien zwar weiterhin grosszügige Bedingungen für die Angestellten der Stadtverwaltung befürworteten, wurden eine Reihe von Regelungen mit "Zückerli"-Charakter mit klaren Abstimmungsresultaten gestoppt. Ein Eigentor war zudem die von der SP gebetsmühlenartig bei jedem Antrag vorgebrachte Argumentation, man müsse den Mitarbeitenden der öffentlichen Hand Wertschätzung zeigen. Dass in der Privatwirtschaft auch Menschen arbeiten, die Wertschätzung verdienen, zudem öfters in weniger sicheren Jobs tätig sind und mit ihren Steuern den Verwaltungsservice überhaupt möglich machen, scheint nicht allen bewusst zu sein. Oder wie es Marina Schwizer (Die Mitte) formulierte: "In Anbetracht der angespannten Finanzlage der Stadt wäre eine Komfortsteigerung für die städtischen Angestellten ein falsches Signal". Und Parteikollege Roger Pfister doppelte nach: "Es ist Zeit, das finanzielle Ruder der Stadt Gossau herumzureissen. Wir können nicht mehr warten."
Fazit: Die Kündigungsregelung entspricht neu dem OR (15 Ja, 11 Nein, 1 Enthaltung), die Anzahl Ferientage im Alter von 20-49 Jahren bleibt bei 23 statt 25 (17 Ja, 10 Nein) und auch die Kompetenz zur Festlegung des Teuerungsausgleichs bleibt beim Parlament (22 Ja, 5 Nein). In der Schlussabstimmung wurde das revidierte Personalreglement mit den beschlossenen Anpassungen klar angenommen: 23 Ja, 1 Nein, 3 Enthaltungen.
Ruhiger Teil 2 - Parlament übernimmt Verantwortung
Nach einer verdienten Pause wurden die restlichen Traktanden behandelt. Dabei gab es nur eine Überraschung: Stadtpräsident Wolfgang Giella sah sich veranlasst, nach der Wahl der Mitglieder der Vorbereitenden Kommission für "Rathaus; Neubau, Machbarkeit, Kredit, Genehmigung", den Zweck dieser VBK in Frage zu stellen. Er hätte einen sofortigen Entscheid über den Kredit von CHF 130'000 gewünscht. Das Parlament hat aber auch diesbezüglich gezeigt, dass es inskünftig mehr legislative Verantwortung übernehmen und anschliessend nur die Ausführung der Exekutive überlassen will.