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09.05.2025

Donat Kuratli: Keine Finanzspritze für St.Gallen

Oskar Seger (FDP), Markus Wüst (SVP), Donat Kuratli (SVP)
Oskar Seger (FDP), Markus Wüst (SVP), Donat Kuratli (SVP) Bild: fam
An der Hauptversammlung der SVP-Kreispartei Rheintal vom 8. Mai in Diepoldsau stand die Stadt St.Gallen mit ihrer Finanzpolitik und dem finanziellen Zustupf stark in der Kritik und musste beide Wangen hinhalten.

Am Donnerstag, 08. Mai, traf sich die SVP-Kreispartei Rheintal im Diepoldsauer Schiffli, um gemeinsam über die wichtigsten Entwicklungen in der Partei informiert zu werden und abzustimmen. Das Herzstück des Abends war aber ganz klar die anschliessende Podiumsdiskussion zwischen Donat Kuratli (SVP) und Oskar Seger (FDP), rund um das neue Finanzausgleichsgesetz.

Keine Lösung – weder für das Rheintal, noch die Schweiz

Das erste grosse Thema waren allerdings nicht die Neuigkeiten aus der Partei, sondern Neuigkeiten aus dem Rheintal – obwohl «Neuigkeiten» wohl fast wieder der falsche Begriff wäre; «Wiederholungsfall» trifft es besser. Und zwar ging es konkret um die Ausländerkriminalität. Im Rheintal häufen sich die Einbruchsdelikte mit ausländischen Tätern.

Mike Egger und Roland Rino Büchel, beides Nationalräte, sahen dabei die Asylpolitik als Ursache für das Problem: «Die Polizei in Altstätten war zunehmend gefordert mit den Straftaten. Zu milde Justiz, mangelnde Rückführung und die grosse Zuwanderung machen zu schaffen.» Häufig würden die ausländischen Täter ertappt werden, kurz eingelocht werden und schon nach kurzer Zeit wieder auf freien Fuss gesetzt. Das könne nicht die Lösung sein. Nicht fürs Rheintal und nicht für die Schweiz. Das Asylwesen müsse stark verschärft werden.

Problem beginnt in Bern

«Die Bürger haben ein Recht darauf, sich in den eigenen Wänden sicher zu fühlen. Es braucht die SVP. Im Land, Kanton und auch bei uns im Rheintal. Wir brauchen die SVP für eine gesunde Schweiz.»

Das Problem sitzt laut Egger und Büchel in Bundesbern und hört auf den Namen Beat Jans. «Jans wollte die Grenzen ums Verrecken nicht schliessen. Wir standen mit unseren Anliegen Schlange. Jans macht nichts und wir müssen dafür die Wange hinhalten!» Egger und Büchel waren sichtlich «geladen». «Wenn Jans einen SCHEISS baut, sollen wir nicht die Konsequenzen tragen müssen.»

«Hochgefährlicher Terrorist lebt unter uns»

Es sei sogar ein runder Tisch mit Jans und Opfern des zu laschen Asylsystems organisiert worden – ohne Erfolg. «Auch empfing er unsere Vorstösse nicht. Wir erhalten einfach kein Gehör!»

Aus dem Publikum kam sodann eine brisante Frage. Was bedeute es denn, wenn in den Medien stehe «es werden ausländerrechtliche Massnahmen geprüft»? Die Antwort: «Ganz einfach: Wer prüft, schiebt es auf die lange Bank. Wer ergreift, greift durch.» 

Egger will ausserdem die Härtefallklausel abschaffen. «Ein hochgefährlicher Terrorist lebt unter uns. Dies  nur mit Fussfessel. Wegen solchen Leuten muss die Härtefallklausel abgeschafft werden.» Die Schweiz solle nicht nach Deutschland und deren Problemen schielen, sondern ihre eigenen Probleme in den Griff bekommen.

Markus Wüst (SVP-Kantonsrat) Bild: fam

Heisse Diskussionen rund um die Finanzausgleichsabstimmung

Anschliessend war es Zeit für die Podiumsdiskussion. Auf der einen Seite stand der FDPler Oskar Seger, auf der anderen Seite Donat Kuratli von der SVP. Während Seger für den Finanzausgleich einsteht, hält Kuratli vehement dagegen. In einer Podiumsdiskussion kreuzten die beiden Männer die Klingen.

Doch worum geht es beim Finanzausgleich eigentlich?

In der offiziellen Abstimmungsbroschüre ist festgehalten, wie der Status heute aussieht. Der innerkantonale Finanzausgleich gleicht die finanziellen Unterschiede zwischen den politischen Gemeinden aus. So werden vom Kanton aus Ausgleichsbeiträge an Gemeinden mit einer geringeren Steuerkraft und an Gemeinden mit überdurchschnittlichen Belastungen ausbezahlt. 65 von 75 Gemeinden profitieren aktuell hiervon.

Momentan funktioniert dieses System. Allerdings will die Regierung den Ausgleich mit zwei Anpassungen beim soziodemographischen Sonderlastenausgleich optimieren. Die Stadt St.Gallen soll ausserdem in den nächsten vier Jahren mehr Geld für die Zentrumslasten erhalten. Soweit mal die Ausgangslage.

Die FDP-Fraktion stellte in der Vorlage klar, dass die Debatte rund um die Stadt St.Gallen den Stadt-Land-Graben weiter befeuert und die Stadt die Ausgabenpolitik verbessern müsse. Die Fraktion unterstützt die Erhöhung des Ausgleichsbeitrags als Kompromisslösung.

Und vor ebendiesem Hintergrund wurde die Podiumsdiskussion geführt. Donat Kuratli vertrat die Contra-Seite, Oskar Seeger die Pro-Seite.

Oskar Seger (FDP-Kantonsrat), Markus Wüst (SVP-Kantonsrat), Donat Kuratli (Präsident SVP Stadt St.Gallen) Bild: fam

Ja oder nein?

Seger: «Wir als Stadt haben eine Zentrumslast und einen Zentrumsnutzen. Die 3.7 Millionen Zustupf sind wichtig.

Kuratli: «Aber ihr bekommt ja schon siebzehn Millionen! Warum noch knapp vier Millionen mehr, wenn der Nutzen noch nicht einmal ausgewiesen ist?»

Was passiert, wenn der Zustupf nicht zustandekommt?

Seger: «Seit Anbeginn des Finanzausgleichs leidet die Stadt. Damals waren wir noch bürgerlich regiert. Das Zentrum bietet viele Arbeitsplätze, doch es leben längst nicht alle Arbeiter hier. Wir müssen uns um unsere Hauptstadt sorgen, auch wenn sie uns aufgrund ihrer politischen Einstellung nicht passt.»

Kuratli: «Die siebzehn Millionen reichen aus!»

Seger: «Wir haben ausgewiesene Mehrlasten. Die Stadt leidet beispielsweise, wenn ein auswärtiges Postauto die städtische Haltestelle mitbraucht. Aber ich gebe zu, dass wir als Stadt ein Marketing-Problem haben.»

Was passiert, wenn die knapp vier Millionen nicht zustandekommen?

Kuratli: «Dann muss die Stadt sparen lernen! Und zwar richtig. Der Stadtrat und das Stadtparlament müssen lernen, wie man richtig haushaltet. Statt einen Bademeister zu entlassen, sollte man lieber mal die ganzen Bauprojekte unter die Lupe nehmen und dort Einsparungen machen. Oder die Stellen streichen in der Verwaltung. Da merkt der Bürger dann noch nicht einmal einen Leistungsabbau!»

Doch es ging noch weiter. Kuratli fand klare Worte dafür, was die Stadt seiner Meinung nach falsch macht. «Erneut will die Stadt jetzt unser Geld. Obwohl sie selbst es absolut verdummt!» So gebe man es in der Kantonshauptstadt gerne für absoluten Blödsinn aus. «Beispielsweise das Anmalen einer Kreuzung.» Von der überbesetzten Verwaltung mal abgesehen. «Und mehr noch. Die Stadt baut derzeit auch einen Fussgänger- und Velotunnel, der noch nicht einmal an einen Veloweg angeschlossen ist!»

Oskar Seger wurde ausserdem gefragt, wofür die vier Millionen genau verwendet werden. Die Antwort spielte den Gegnern allerdings abermals in die Hände. Denn einen effektiven Investitionszweck konnte er nicht nennen.

Tiefer Steuerfuss als Fehlanreiz?

Allerdings fand er klare Worte darüber, wie sich der Stadt-Land-Graben entwickelt. «Wenn wir uns als Stadt immer weiter isoliert sehen, hebeln wir auch diesen Graben immer weiter aus. Ich will, dass wir alle kollektiv wieder Freude an der Kantonshauptstadt haben können. Wenn wir jetzt diese knapp vier Millionen Franken bekommen würden, bezweifle ich sehr, dass wir in der Zukunft eine weitere Erhöhung durchkriegen.»

Dieser finanzielle Zustupf sei eine Chance, endlich einmal in der Stadt aufzuräumen und die Debatten, die man seit Jahren immer wieder führe, endlich aus der Welt zu schaffen. Daneben sah er das Problem auch bei den Gemeinden. «Es gibt einen Fehlanreiz, wenn die Gemeinden einen bewusst tiefen Steuerfuss haben und dann anschliessend woanders abkassieren. Vor allem verliert die Stadt mit ihrem hohen Steuerfuss dadurch immer mehr an Attraktivität und vor allem auch an Steuerzahlern. Und gleichzeitig nehmen dann auch noch die Zentrumslasten zu.»

Steuererhöhung für die Gemeinden

Betreffend Standortattraktivität hatte Kuratli aber erneut einen Gegenschlag zu bieten. So würde die Stadt aktiv gegen die Bürger arbeiten. «Beispielsweise indem Parkplätze gestrichen werden, flächendeckend Tempo 30 eingeführt werden soll und teilweise auch schon eingeführt ist und die Stadtautobahn nicht ausgebaut wird.»

Mehr noch: «Wenn wir die verschiedenen Projekte der Stadt einmal unter die Lupe nehmen und an den richtigen Stellen sparen würden, käme ein eingesparter Betrag zusammen, der den geforderten finanziellen Zustupf bereits wieder decken würde.» Kurz: Die Stadt hätte alle nötigen Mittel, um sich selbst wieder aus dem Dreck zu ziehen, es brauche die Unterstützung der Gemeinden nicht. «Vor allem würde diese Unterstützung bei uns wieder zu Steuererhöhungen führen!»

Was ist richtig und was ist falsch?

Das kann so gar nicht gesagt werden. Es ist jedem Bürger selbst überlassen, sich für eine der beiden Seiten zu entscheiden. Am Schluss wird die Demokratie entscheiden. Dies geschieht am 18. Mai, wenn die Bürger an die Urne treten.

Fabian Alexander Meyer