Der Circus Knie ist nicht einfach ein Zirkus. Er ist Teil des schweizerischen Kulturguts – und in St.Gallen seit Jahrzehnten fest verankert. Dass der Stadtrat nun signalisiert, ihn in der Innenstadt halten zu wollen, ist richtig.
Nachdem Zirkusdirektorin Géraldine Knie deutlich gemacht hatte: Sollte der Spelteriniplatz künftig nicht mehr im gewohnten Umfang zur Verfügung stehen, könnte St.Gallen aus dem Tourneeplan gestrichen werden, signalisierte Stadtrat Markus Buschor ein vorsichtiges Einlenken.
Entscheidend wird sein, ob dieser Wille auch konkret sichtbar wird – und zwar auf dem Spelteriniplatz, wo der Knie traditionell sein Zelt aufschlägt.
Der Spelteriniplatz ist einer der letzten grösseren, ebenerdigen Veranstaltungsorte mitten in der Stadt. Er ist zentral gelegen, gut erschlossen und wird – neben dem Circus – auch etwa für Jahrmärkte genutzt.
Diesen bewährten Platz ums Verroden «begrünen» zu wollen, ist kulturpolitisch gefährlich. Die Stadt St.Gallen plant seit Längerem eine Umgestaltung des Spelteriniplatzes – mit «Begrünung und multifunktionaler Nutzung». Im Klartext: Die Autos müssen weg.
Wer meint, mit ein paar Rasenflächen sei städtische Entwicklung getan, verkennt, dass lebendige Städte Platz für Kultur, Begegnung und Veranstaltungen brauchen.
St.Gallen hat mit dem massiven Abbau von Parkplätzen und anderen Restriktionen ohnehin schon viel Geduld von Bevölkerung und Gewerbe gefordert.
Es braucht jetzt nicht noch mehr Einschränkungen – und schon gar keinen weiteren Rückbau nutzbarer Infrastruktur.
Wenn der Circus Knie in St.Gallen bleiben soll – und das soll er unbedingt – dann muss der Spelteriniplatz erhalten bleiben. Als offener Veranstaltungsraum mit Infrastruktur, Strom, Wasser und Transportzugang.
Denn auch das gehört zur Politik: Nicht jede Fläche eignet sich für Bäume – manche braucht es für Zirkuszelte.