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Neckertal
18.05.2025

Der Mogelsberger Bauer und das Schicksalsjahr 1799

Mogelsberg vor 1945. (Archivbild)
Mogelsberg vor 1945. (Archivbild) Bild: pixabay
Die Begeisterung des Mogelsberger Bauern Joseph Bühler der französisch inspirierten Helvetik schwand, als französische Truppen sich in der Ostschweiz einquartierten, plünderten und sich schlecht aufführten.

Im Jahre 1798, also lediglich neun Jahre nach der Erstürmung der Pariser Bastille am 14. Juli 1789 und dem Beginn der Französischen Revolution,, besetzten französische Truppen die Alte Eidgenossenschaft und halfen mit, eine neue Ordnung, die so genannte „Helvetische Republik“, zu etablieren. Der Widerstand der eidgenössischen Orte gegen die fremden Invasoren war halbherzig gewesen, und da und dort, so auch im Toggenburg, hatten sich Anhänger von „Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit“ schon vorher zu Worte gemeldet.

Tagebuch überlebte

Der Mogelsberger Bauer Joseph Bühler (gestorben 1829), dessen Tagebuch lediglich für das Jahr 1799 überlebt hat (Staatsarchiv St. Gallen), war ein überzeugter, wenn nicht sogar glühender Anhänger der französisch inspirierten Helvetik (1798-1803). Das waren die meisten Toggenburger Protestanten, während die Katholiken tendenziell auf eine Restaurierung der St. Galler Fürstabtei hofften, eine Restaurierung, die der letzte Fürstabt Pankraz Vorster aus seinem Wiener Exil vorantrieb.

Weber wurden armengenössig

Die Begeisterung für die neuen Herren auch im Neckertal schwand laut Joseph Bühler spätestens dann, als die französischen Truppen sich in der Ostschweiz einquartierten, plünderten und schlecht aufführten. Zudem traf eine Wirtschaftskrise die Textilheimarbeiterinnen und -arbeiter sehr schwer. So manch ein Weber wurde armengenössig und musste sogar betteln gehen. Frankreich hob zudem junge Schweizer Männer für den riskanten Armeedienst aus, denn ab dem Jahre 1799 herrschte wieder Krieg in Europa. Ende 1799 bricht Joseph Bühlers Tagebuch leider ab, wir wissen also nicht, ob er als Anhänger der Revolution triumphierte oder seine prinzipielle Kritik gegenüber fremden Truppen und Krieg beibehielt.

Dr. Fabian Brändle, Wil / Toggenburg24