Rocklegende Tom Waits, Starregisseur Robert Wilson und Beat-Generation-Autor William S. Burroughs griffen für ihre musikalische Fabel ebenso wie Carl Maria von Weber für seine Oper auf eine Sammlung von Gruselgeschichten aus dem beginnenden 19. Jahrhundert zurück. Die Ursage vom Freischütz ist eine einfache, archaische Geschichte: Der Schreiberling Wilhelm liebt die Förster- und Jägerstochter Käthchen, und Käthchen liebt Wilhelm. Heiraten kann Wilhelm sein Käthchen aber nur, wenn er den Beruf wechselt und den Probeschuss besteht, an den die männliche Erbfolge der Försterei gebunden ist. Aus Angst zu versagen lässt er sich mit dem Teufel auf einen Handel um Freikugeln ein – und die Geschichte endet böse.
Regie führt Barbara-David Brüesch, die Hausregisseurin des Theaters St.Gallen. The Black Rider zeigt für sie eine düstere Welt, in der die Anziehung des Bösen eine grosse Rolle spielt, eine patriarchale Welt mit klaren Rollenbildern. «Mich interessiert an dem Stoff das doppelte Spiel mit diesen Rollenbildern, sie infrage zu stellen und ad absurdum zu führen», sagt die Regisseurin, die in St.Gallen in der letzten Saison Sein oder Nichtsein nach dem Film von Ernst Lubitsch auf die Bühne gebracht hat. Ihre Entscheidung, Wilhelm (zum ersten Mal seit der Uraufführung 1990) mit einer Schauspielerin zu besetzen und ein Kostümkonzept, das auf humorvolle Weise mit Gender spielt, unterstreichen die in der musikalischen Fabel bereits angelegte Absurdität der Geschlechterbilder.
Die musikalische Leitung hat der Schweizer Posaunist und Komponist Michael Flury. Mit Respekt und Ehrfurcht sei er an die Musik von Tom Waits herangegangen, sagt er: «Es gibt Liedgut im Black-Rider-Repertoire, das geht gegen Weltkulturerbe, ist von zeitloser Schönheit.» Für Flury wie für Barbara-David Brüesch war es Herausforderung und Spass zugleich, den eigenen Sound mit der eigenen Band, eigenen Bildern und eigener Formensprache zu kreieren und dem Meisterwerk gerecht zu werden.
Das Bühnenbild für die St.Galler Version des Black Rider entwarf Piero Vinciguerra, die Kostüme Sabine Blickenstorfer. Für die Choreografie zeichnet Zenta Herter, die Choreinstudierung besorgte Michael Vogel. Auf der Bühne agiert ein sparten-übergreifendes Black-Rider-Ensemble mit Mitgliedern des Schauspielensembles des Theaters St.Gallen, dem Tenor Riccardo Botta und Sänger des Theaterchors, begleitet von der Black-Rider-Band.