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Schweiz
28.05.2025

«Die Schande von Basel»

Stephan Ziegler ist Chefredaktor von stgallen24
Stephan Ziegler ist Chefredaktor von stgallen24 Bild: Collage: stgallen24
Der Eurovision Song Contest in Basel war ein kulturelles Grossereignis und für viele ein voller Erfolg – musikalisch, organisatorisch, emotional.

Doch überschattet wurde die Woche von einer Welle an Israel-Hass, die sich in beschämenden Demonstrationen, Buhrufen, Störungen und sogar einer Todesdrohung gegen Sängerin Yuval Raphael entlud. 

Was sich während der (eigentlich schönen) ESC-Woche auch noch in Basel abgespielt hat, ist eine Schande – für die Stadt, für die Schweiz, für unsere angeblich so hochgehaltenen demokratischen Werte.

Die pro-palästinensischen Demonstrationen, die mit Fackeln durch die Gassen zogen, die Buhrufe gegen eine israelische Sängerin, die Störung ihrer Proben, ja sogar eine Todesdrohung:

Das ist blanker Hass

Yuval Raphael, die Israel beim Eurovision Song Contest vertreten hat, ist keine Politikerin. Sie ist 24 Jahre alt, Musikerin, Künstlerin – und Überlebende eines Massakers.

Am 7. Oktober 2023 entkam sie auf dem Nova-Musikfestival nur knapp dem Terrorangriff der Hamas, bei dem über 1'200 Menschen bestialisch ermordet wurden. 

An Zynismus kaum zu überbieten

Eine junge Frau, die den Terror überlebt hat, wird in der Schweiz erneut zur Gejagten – mit Hassparolen, Störungen und Morddrohungen.

Dass Hundertschaften in Basel aufmarschieren und Palästina-Fahnen schwenken, ist ihr gutes Recht. Dass dabei aber eine Künstlerin eingeschüchtert und kriminalisiert wird, ist ein Skandal. Wo war der Aufschrei? Wo blieb die klare Grenze zwischen legitimer Kritik an der israelischen Regierung – und dem blanken Antisemitismus, der sich in diesen Tagen offen gezeigt hat?

Dünner Firnis der Zivilisation

Die Schweiz hat mit Basel gezeigt, wie dünn der Firnis der Zivilisation ist, wenn es um Israel geht. Dass die Polizei Demonstranten gewähren liess, dass Veranstalter und Offizielle teilweise schwiegen – all das macht betroffen. Wer schweigt, stimmt zu.

Wir reden so oft von Toleranz, Meinungsfreiheit und Schutz von Minderheiten. Aber diese gelten offenbar nicht für jüdische Künstler. Die «Schande von Basel» wird bleiben – als ein dunkler Fleck auf der ESC-Geschichte und als Mahnung, wie schnell Anstand, Respekt und Menschlichkeit verloren gehen, wenn Ideologie den Verstand verdrängt.

Stephan Ziegler