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St. Gallen
30.05.2025

Simone Michlig ist neue Präsidentin von PluSport Schweiz

Simone Michlig
Simone Michlig Bild: zVg
Simone Michlig ist neue Präsidentin von PluSport Schweiz. Im Gespräch mit unserem Partnerportal Rheintal24 blickt sie auf ihr langjähriges Engagement im Rheintal zurück – und erklärt, warum echte Inklusion mehr mit Haltung als mit Konzepten zu tun hat.

Am Samstag, 24. Mai, wurde die Hinterforsterin Simone Michlig zur neuen Präsidentin von PluSport Schweiz gewählt. Das jahrelange Engagement im Rheintaler Pendant zahlte sich aus. Die Rheintalerin wechselte jetzt von der regionalen auf die nationale Bühne und setzt sich in noch grösserem Rahmen für die sportliche Betätigung von Menschen mit einer Behinderung ein.

«Die Rheintaler sind Macher»

Im Gespräch mit Rheintal24 erklärt sie, wie sie die Wahl erlebte: «Es war ein sehr emotionaler Moment für mich. Als das einstimmige Wahlergebnis verkündet wurde, war ich überwältigt von der grossen Unterstützung. Ich habe mich tief geehrt gefühlt und zugleich auch eine grosse Verantwortung gespürt.»

Das Vertrauen und vor allem das einstimmige Ergebnis bedeutet der Rheintalerin viel. «Ich komme aus dem Rheintal. Das ist eine Region, in der der Gemeinschaftssinn stark verankert ist. Wir packen an, statt lange zu reden. Wir sind Macher und Umsetzer mit Herzblut. Dass ich nun das Vertrauen erhalte, PluSport auf nationaler Ebene zu führen, erfüllt mich mit Stolz und grosser Dankbarkeit.»

Niederschwellige Angebote sind wichtig

Die Erfahrungen und die einzigartigen Rheintaler Qualitäten zeichnen Michlig aus. Das haben wohl auch die Delegierten gemerkt und sie unter anderem darum einstimmig gewählt. «In meiner Zeit bei PluSport Rheintal durfte ich erleben, wie wertvoll lokale Netzwerke und persönliches Engagement sind. Ich habe gesehen, wie viel Herzblut Freiwillige investieren, wie wichtig niederschwellige Angebote sind.»

In ihrer Zeit bei PluSport Rheintal durfte sie viele integrative und inklusive Projekte gemeinsam mit lokalen Vereinen und Organisationen umsetzen. Diese Zusammenarbeit sei besonders wertvoll gewesen, denn sie habe gezeigt, wie viel bewegt werden kann. «Es sind vor allem die Begegnungen, die prägen. Wenn Menschen mit und ohne Behinderungen sich auf Augenhöhe im Sport begegnen. Diese Erfahrungen helfen mir, die nationalen Strategien praxisnah und im Dialog mit der Basis zu gestalten.»

Mit Klarheit viel erreichen

Was treibt Michlig dabei besonders an? «Mich motiviert die Möglichkeit, Menschen und Organisationen durch mein Engagement weiterzuentwickeln und scheinbar Unmögliches möglich zu machen. PluSport ist für mich längst nicht mehr nur eine Organisation – es ist ein zuhause. Mit viel Organisation und einem starken Umfeld. Und ich habe gelernt, dass man nicht alles perfekt machen muss, sondern mit Herz, Klarheit und Teamgeist viel erreichen kann.»

Im Hinblick auf die Funktion bei PluSport Schweiz möchte die Präsidentin das Rad nicht neu erfinden. «Wir sind seit Jahren eine stabile und bewährte Organisation. Doch ich möchte offen sein für neue Wege. Dies mit dem Ziel, unseren Verband im Breiten- und Spitzensport klar zu positionieren und unsere Kommunikation weiter zu schärfen.» Das Ziel sei es, noch stärker im öffentlichen Bewusstsein verankert zu werden. «Denn Inklusion im Sport ist kein Nice to have, sondern ein Menschenrecht.»

Und wie erreicht man dies am besten? «Mir ist es ein grosses Anliegen, die Sichtbarkeit und Bekanntheit von PluSport als modernen Behindertensportverband in der Schweiz zu stärken und klar zu positionieren. Dafür möchte ich mich mit voller Überzeugung einsetzen – und auch persönlich das Gesicht dieser Entwicklung sein.»

«Inklusion als Normalität»

Die Inklusion im Sport ist bereits auf einem guten Weg. Allerdings ist das Ziel noch lange nicht erreicht. «Oft fehlt es an einer systemischen Verankerung. Der Zugang zum Sport hängt vielerorts immer noch vom Engagement von Einzelpersonen ab. Doch Inklusion ist nicht primär eine Frage von Aktionen, sondern eine Frage der Haltung.» Sie müsse zur Selbstverständlichkeit werden. Damit das gelingt, brauche es gezielte Aufklärung und vor allem: «Echte Begegnungen. Nur so kann sich langfristig ein gesellschaftliches Verständnis entwickeln, das Inklusion nicht als Sonderfall, sondern als Normalität begreift.»

Insbesondere der Spitzensport sei hierbei in der Pflicht, aufgrund seiner Vorbildfunktion. «Unsere Para-Athleten zeigen Tag für Tag, was möglich ist. Gleichzeitig dürfen wir nicht vergessen: Nicht alle Menschen mit einer Beeinträchtigung wollen oder können Spitzensport betreiben.»

«PluSport ist ein Gefühl»

Zum Abschluss noch ein paar persönliche Details: «Es war nicht mein Karriereziel, Präsidentin von PluSport zu werden – eher ein glücklicher Zufall. Vor rund acht Jahren sprach mich mein damaliger Chef – selbst Vater eines PluSport-Mitglieds – auf das vakante Präsidium bei PluSport Rheintal an.»

Die Freude und Begeisterung der PluSportler im Training oder bei Wettkämpfen zu sehen, berühre und fasziniere jedes Mal aufs Neue. Besonders beeindruckend sei dabei, wie die Leiter durch kreative Lösungen sportliche Erlebnisse ermöglichen – trotz der Herausforderungen, denen unsere Sportler begegnen. «Natürlich gibt es für sie gewisse Grenzen. Aber diese Grenzen vergessen zu lassen und Möglichkeiten zu schaffen – das ist, was PluSport so besonders macht. PluSport ist nicht nur ein Verein. Es ist ein Gefühl. Man gehört dazu.»

Fabian Alexander Meyer / Toggenburg24