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Kultur
06.06.2025

Gold in der Thur, in der Sitter und im Necker

Symbolbild Goldwaschen
Symbolbild Goldwaschen Bild: uzwil24
In Gesprächen mit Leserinnen und Lesern wurde in den vergangenen Wochen auch immer wieder das Edelmetall Gold thematisiert. Neben der Suche nach Gründen für die sagenhafte Wertsteigerung kamen auch Fragen nach der Herkunft des Goldes und zum Vorkommen in unseren Gewässern auf. Hier die wohl für viele überraschenden Antwort.

Gold fasziniert die Menschheit seit Jahrtausenden. Es glänzt, es ist selten, und es hat bis heute nichts von seiner Anziehungskraft verloren. Doch kaum jemand fragt sich: Woher stammt das Gold eigentlich, das wir an Ketten, in Smartphones oder als Barren in Tresoren finden? Die Antwort führt uns weit über die Erde hinaus – tief in die Geschichte des Universums.

Gold entsteht im Weltall – nicht auf der Erde

Gold ist ein sogenanntes Schwermetall. Das bedeutet, dass es mehr Protonen und Neutronen im Atomkern besitzt als leichtere Elemente wie Wasserstoff oder Sauerstoff. Solche schweren Elemente können nicht durch gewöhnliche chemische Prozesse entstehen. Ihre Entstehung erfordert extreme Bedingungen – Bedingungen, wie sie nur bei Supernova-Explosionen oder Kollisionen von Neutronensternen vorkommen.
In diesen gewaltigen kosmischen Ereignissen entstehen Temperaturen von Milliarden Grad und es fliegen unzählige Neutronen durch den Raum. In Sekundenbruchteilen können Atomkerne dadurch massiv wachsen. Dieser Prozess wird r-Prozess genannt – „r“ steht für „rapid“ (schnell). Nur so entstehen Gold, Platin, Uran und andere schwere Metalle.

Kosmischer Staub wird zu Planeten

Die bei solchen Explosionen erzeugten Elemente werden mit gewaltiger Wucht ins All geschleudert – als feinster Staub, angereichert mit Gold und anderen „kosmischen Edelmetallen“. Diese Staub- und Gaswolken schweben durch das All, bis sie sich – manchmal über viele Millionen Jahre – erneut zusammenziehen. Aus ihnen entstehen neue Sterne, Planeten und Monde.
Unser Sonnensystem – also auch die Erde – ist genau aus so einer angereicherten Urwolke entstanden. Das bedeutet: Jedes Goldatom auf der Erde war einmal Teil einer Supernova oder einer Neutronenstern-Kollision – vor Milliarden Jahren.

Wie kam das Gold in die Erdkruste?

Als die junge Erde entstand, sank ein Grossteil der schweren Elemente ins Erdinnere – in den Kern. Doch nicht alles verschwand dort. In der späteren Phase der Erdentwicklung trafen auch Asteroiden auf unseren Planeten, die zusätzliches Gold mitbrachten. Diese Einschläge trugen dazu bei, dass heute überhaupt noch nennenswerte Mengen Gold in der Erdkruste und damit für den Menschen zugänglich sind.

Gold: Ein Geschenk der Sterne

Wenn man es genau nimmt, ist Gold also kein gewöhnlicher Rohstoff – sondern ein Geschenk des Universums. Jedes Gramm, das wir abbauen, verwenden oder bewahren, hat eine Geschichte, die Milliarden Jahre zurückreicht. Es stammt aus Sternenexplosionen, die weit vor der Entstehung unserer Erde stattfanden.
Das nächste Mal, wenn Sie ein Schmuckstück wie ihren Ehering betrachten oder eine Goldmünze in der Hand halten, denken Sie daran: Es sind Geschenke der Sterne.

Symbolbild Gold als Wertanlage Bild: pixabay

Ostschweizer Flüsse und Bäche mit Goldspuren

  • Rhein Besonders im Raum Sargans bis zur Bodenseemündung, in Disentis kann man unter Anleitung von Experten wie "Gold-Gusti" sogar Goldwaschkurse besuchen.)
  • Thur (Besonders Oberlaufregionen)
  • Necker (In letzter Zeit wurden im Necker bei Lütisburg vermehrt Goldflitter und -körner entdeckt.)
  • Sitter (Im Einzugsgebiet der Sitter wurde schon Gold gewaschen, meist aus Kiesbänken oder Flussabschnitten mit geringer Strömung.)
  • Goldach (Goldflitterfunde)
    aber:
  • Glatt (Keine dokumentierten Funde)
  • Uze (Keine dokumentierten Funde)

Art der Vorkommen

  • Meist handelt es sich um feinstes Gold in Form von Flittern oder Staub, nur selten findet man kleine Nuggets.
  • Das Gold ist natürlich vorkommend, nicht etwa durch Bergbau eingetragen.
  • Die Konzentrationen sind so gering, dass ein kommerzieller Abbau nicht lohnenswert ist – aber für Goldwäscher mit Pfanne und Geduld ist es ein faszinierendes Hobby.

Kann man Gold in der Ostschweiz selbst waschen?

Ja – mit Einschränkungen:

  • Goldwaschen ist in der Schweiz grundsätzlich nicht verboten, aber es gilt das Gewässerschutzgesetz.
  • In den meisten Kantonen braucht man eine Bewilligung – v. a. wenn man Eingriffe in Bachläufe vornimmt.
  • Für den privaten, schonenden und hobbymässigen Betrieb (ohne Maschinen, mit Pfanne) wird oft toleriert, sollte aber mit der lokalen Gemeinde oder dem Kanton (z. B. Amt für Umwelt) vorher abgeklärt werden.

Gold in der Antike – Symbol der Götter

  • Ägypten: Gold galt als das „Fleisch der Götter“, insbesondere des Sonnengottes Ra. Pharaonen liessen sich mit goldenen Masken und Schmuck beisetzen, um ihren göttlichen Status auch im Jenseits zu sichern.
  • Griechenland: Der Mythos vom Goldenen Vlies – eine Widderhaut aus Gold – war Symbol für Macht, Reichtum und göttlichen Schutz.
  • Römisches Reich: Gold war Ausdruck von Stärke und kaiserlicher Macht. Triumphzüge, Münzen und Tempelverzierungen waren oft mit Gold ausgestattet.

Gold in Religion

  • Bibel: Die Heiligen Drei Könige bringen dem Jesuskind Gold, Weihrauch und Myrrhe – Gold steht für königliche Würde.

 Gold in Märchen

  • Märchen: Rumpelstilzchen spinnt Stroh zu Gold, der König Midas verwandelt alles, was er berührt, in Gold – mit tragischen Folgen. Hier wird die doppelte Natur von Gold sichtbar: Segen und Fluch.
  • Alchemie: Der „Stein der Weisen“ sollte unedle Metalle in Gold verwandeln – die Suche nach ihm war auch eine spirituelle Suche nach Vollkommenheit.

Gold in modernen Mythen

  • El Dorado: Die Legende von einer Stadt aus purem Gold lockte Konquistadoren tief in den südamerikanischen Dschungel – mit verheerenden Folgen für indigene Kulturen.
  • Nazi-Gold und Schatzmythen: Geschichten über verschwundene Goldreserven oder geheime Depots – z. B. im „Goldzug“ oder am Grund von Seen – halten sich hartnäckig.
  • Bitcoin als "digitales Gold": Auch hier entsteht ein neuer Mythos – einer von Unabhängigkeit, Freiheit und einer besseren Geldordnung.

 

Jürg Grau / Toggenburg24