Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Lichtensteig
20.06.2025

Lichtensteig feiert den Start als Repairstadt

Austausch vom 7. April mit den Reparisten und dem Mediengespräch vom 18. Juni.
Austausch vom 7. April mit den Reparisten und dem Mediengespräch vom 18. Juni. Bild: smartidenty.ch
Am 18. Juni wurde Lichtensteig zur ersten Repairstadt der Schweiz. Lokale Reparisten, Gewerbe und Bevölkerung setzten gemeinsam ein kraftvolles Zeichen für Nachhaltigkeit und Handwerk.

Vergangenen Mittwoch wurde es offiziell: Lichtensteig ist nun Repairstadt. Was auf den ersten Blick nach einer lokalen Initiative klingt, entpuppte sich am 18. Juni 2025 im Macherzentrum Toggenburg als zukunftsweisendes Gemeinschaftsprojekt mit Ausstrahlung weit über die Region hinaus.

Diverse Menschen aus Handwerk, Politik, Zivilgesellschaft und Medien kamen zusammen, um die Repairstadt feierlich zu eröffnen – darunter auch Vertreter:innen der 18 lokalen  Reparisten, die ab sofort das Herzstück der neu gegründeten «Reparisten-Gilde» bilden. Sie stehen für gelebte Handwerkskultur, Reparaturwissen und die Überzeugung, Dinge länger haltbar zu machen.

Von Lichtensteig in die ganze Schweiz

«Reparieren ist für uns mehr als Technik. Es ist eine Rückbesinnung auf eine verlorene Lebenshaltung unserer Grosseltern, für die Verschwendung ein Unding war. Diese Haltung ist heute wieder aktuell», erklärte Susanne Stockhammer, Initiatorin des Bioladens Paradiesli und Mitwirkende der Kerngruppe. «Mit der Repairstadt möchten wir dem Kleinhandwerk die Bedeutung zurückgeben, die es noch bis vor kurzem hatte. Speziell in Lichtensteig entstehen wieder kleine Handwerksbetriebe und -Ateliers, die u.a. prädestiniert sind für Reparaturaufgaben. Durch die Repairstadt werden sie besser erreichbar und sichtbar.»

Reparieren als kommunales Selbstverständnis

Die Initiative ist tief in der Region verwurzelt: «Dass Lichtensteig als erste Repairstadt der Schweiz vorangeht, zeigt, wie viel Kraft in einer engagierten Mini.Stadt stecken kann», betonte Gemeinderat Reto Bühler, der das Projekt politisch mitträgt. «Wir machen nicht auf Symbolpolitik – wir sind das Zentrum für Macherinnen und Macher, wir stärken lokale Betriebe und schaffen Begegnungsräume.»

Ein zentrales Element ist die sogenannte Reparisten-Gilde – ein Zusammenschluss von 18 lokalen Reparatur-Expert:innen. Sie arbeiten in ganz unterschiedlichen Bereichen: von Elektronik über Velos, Instrumente, Haushaltgeräte bis hin zu Mode.

  • Austausch vom 7. April 2025 und Mediengespräch vom 18. Juni. Bild: smartidenty.ch
    1 / 3
  • Bild: smartidenty.ch
    2 / 3
  • Oben links Kernteam (v.l.n.r.): Jürg Buff (Präsident Gewerbeverein), Reto Bühler (Gemeinderat), Susanna Stockhammer (Initiantin Paradiesli & Repairstadt), Bernhard Spirkl (Webmaster), auf dem Bild abwesend Remo Rusca Bild: smartidenty.ch
    3 / 3

Vom Gewerbe getragen

Für Jürg Buff, Präsident des Gewerbevereins Lichtensteig und ebenfalls Mitglied der Kerngruppe, ist das Projekt ein klares Bekenntnis zum lokalen Unternehmertum: «Unsere Betriebe leisten seit Jahren echte Reparaturarbeit – aber oft im Verborgenen. Die Repairstadt bringt dieses Engagement ans Licht und vernetzt es mit der Zukunft der Region, die über das Thema Resonanz und Klang einen neutralen, zeitgemäßen Bezug zur Nachhaltigkeit gefunden hat und seit Jahren umsetzt und gar noch stärkt.»

Begleitet wurde der Prozess von Remo Rusca und Bernhard Spirkl, die die Initiative mit ihrer Expertise in Digitalisierung und Regionalentwicklung unterstützen. «Wir haben keine Struktur von oben aufgesetzt», so Rusca. «Vielmehr wurde der Raum geöffnet, in dem eine Kultur des Reparierens aus dem Bestehenden herauswachsen kann.»

Für eine gelebte, vielfältige Form von Nachhaltigkeit

Besonders beeindruckend war die Vielfalt der Anwesenden: Junge, Senior:innen, Handwerksbetriebe, Tech-Affine und Gemeinderatsmitglieder diskutierten auf Augenhöhe. Ein hybrides Format ermöglichte zusätzlich die Teilnahme von Menschen von ausserhalb.

Ein Modell mit Zukunft

Mit dem Start der Repairstadt hat Lichtensteig nicht nur ein starkes Zeichen für Nachhaltigkeit gesetzt, sondern auch eine konkrete Plattform geschaffen, auf der gesellschaftlicher Wandel erfahrbar wird. Weitere Gemeinden sind eingeladen sich als «Repairstadt» oder «Repairdorf» anschliessen und so die Bewegung dezentral, dort wo es zählt zu verstärken, sodass Konsument:innen wissen wo sie Reparisten findet, wenn sie im lokalen B-Treff oder Repaircafé mit freiwilligen Menschen nicht weiterkommen oder ihnen das selber machen nicht zusagt.

Die Gilde wächst – aus dem Städtli heraus, getragen von Menschen, die reparieren wollen. Nicht nur Geräte. Sondern z.B. auch Beziehungen, Ressourcen und Zukunft.

smartidentity.ch / toggenburg24.ch