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Politik
30.06.2025

Andrea Scheck tritt als SP-Präsidentin zurück

Andrea Schreck.
Andrea Schreck. Bild: zVg.
In einem Schreiben an die Mitglieder der SP Kanton St.Gallen hat Andrea Scheck ihren Rücktritt als Parteipräsidentin bekannt gegeben. Sie leitete die Kantonalpartei seit Juni 2021.

Sie konnte in diesen vier Jahren die St.Galler Klimafonds-Initiative, die erfolgreiche Verteidigung beider Nationalrats- und Regierungssitze sowie diverse Referenden bestreiten. Am ausserordentlichen Parteitag vom 26. September 2025 werden die SP-Delegierten eine*n Nachfolger*in wählen, mit einer neuen Initiative die Weichen für die Zukunft setzen und den Widerstand gegen das neue Abbaupaket einläuten.

 Klimapolitische Debatte geprägt

Seit ihrer Wahl 2021 war ein Schwerpunkt von Andrea Scheck als SP-Präsidentin die Verbindung von Politik auf der Strasse und im Parlament. In der Schweiz und auch im Kanton St.Gallen sind linke Anliegen in den bürgerlich dominierten Parlamenten chancenlos. Darum setzte sich Andrea Scheck als Präsidentin dafür ein, dass die SP gleichzeitig auf allen politischen Ebenen aktiv sein muss – auch auf der ausserparlamentarischen. In ihrem ersten Jahr als Präsidentin lancierte sie mit der SP die 100-Millionen-Klimafonds-Initiative, um den Kanton zu ehrgeizigen Investitionen in Klimaschutz und Energiewende zu bewegen, und koordinierte in wenigen Monaten die Sammlung von 5’300 Unterschriften. Dies bewies nicht nur die Initiativfähigkeit der SP, sondern auch den Tatendrang der damals noch neuen Präsidentin.

Die Initiative erreichte einen weitreichenden Gegenvorschlag für Klimaschutzmassnahmen, den der bürgerliche Kantonsrat ohne diesen Druck kaum beschlossen hätte. Damit hat die SP unter Andrea Schecks Leitung die klimapolitische Debatte geprägt und konkrete Fortschritte für einen klimagerechteren Kanton St.Gallen erzielt.

Erfolge in Wahlen und Kampagnen

In Andrea Schecks Amtszeit absolvierte die SP Kanton St.Gallen mehrere erfolgreiche Wahlkämpfe: Die Partei behauptete sich bei den nationalen Wahlen 2023, als Barbara Gysi und Claudia Friedl ihre Sitze im Nationalrat erfolgreich verteidigten und die SP ihre Wähler*innenbasis festigen konnte. Bei den Kantonsratswahlen im März 2024 konnte die SP etwa in der Stadt St.Gallen – wo sie stärkste Partei blieb – einen zusätzlichen Sitz gewinnen.

Besonders eindrücklich war der Regierungsratswahlkampf 2024: Regierungsrätin Laura Bucher wurde mit einem Spitzenresultat wiedergewählt und Bettina Surber eroberte den frei gewordenen SP-Sitz in der Regierung im zweiten Wahlgang. Mit Surbers Wahlerfolg – sie erzielte die mit Abstand meisten Stimmen aller Kandidierenden im zweiten Wahlgang – stellt die SP weiterhin zwei von sieben Regierungsmitgliedern im Kanton St.Gallen.

In all diesen Wahlen zeigte sich immer wieder das Gespür von Andrea Scheck als Präsidentin für mutige, innovative und zugängliche Wahlkämpfe und ihre geschickt eingesetzte Kampagnenerfahrung.

Klarer Kompass und kämpferische Stimme

Als Präsidentin hat Andrea Scheck den von ihren Vorgänger*innen eingeschlagenen Kurs einer basisnahen und bewegungsorientierten Partei massiv ausgebaut. Als überzeugte Feministin förderte Scheck eine inklusive Parteikultur, in der besonders jüngere und diverse Stimmen mehr Gehör finden. So verabschiedete die SP Kanton St.Gallen unter Schecks Führung ein Vielfalts-Leitbild und schuf eine interne Anlaufstelle gegen Diskriminierung, um die gelebte Vielfalt in Partei und Gesellschaft zu stärken. Mit ihrer offenen, klaren und motivierenden Art hat Andrea Scheck wesentlich dazu beigetragen, neue Mitglieder für die SP zu gewinnen, zugleich langjährige Mitglieder zu begeistern und so eine lebendige, vielfältige Parteibasis aufzubauen. Diese inhaltlichen und strukturellen Erneuerungen innerhalb der Partei stehen exemplarisch für die zunehmende Verjüngung und Diversität in der SP.

Als Präsidentin lebte Andrea Scheck ein Verständnis von Politik als gemeinsamer Gestaltungsaufgabe und suchte mit der SP Kanton St.Gallen vermehrt den Schulterschluss mit progressiven Bündnispartnerinnen, aktivistischen Kollektiven und Verbündeten in der Zivilgesellschaft. Gleichzeitig scheute sie nie die politische Auseinandersetzung und trat der bürgerlichen Übermacht im Kanton mit klarer Haltung entgegen: Ob bei der Klimapolitik, bei Bildungs- und Gleichstellungsanliegen oder in sozialen Anliegen – sie machte die Stimme der SP deutlich hörbar, schärfte das Profil ihrer Partei und verlieh den Anliegen der Menschen Nachdruck.

Andrea Scheck dankt in ihrer Rücktrittserklärung den Mitgliedern, Sektionen und Gremien der Partei für die engagierte Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren: «Die Wahl zur Präsidentin war eine Ehre für mich, aber auch ein politisches Bekenntnis der SP zu einer aktivistischen, feministischen, radikal linken Politik», lässt sie verlauten. «Ich bin stolz auf das, was wir gemeinsam erreicht haben – von greifbaren Fortschritten für Klima, Bildung und Gleichstellung bis hin zu einer gestärkten Parteibasis. Es war mir eine Ehre, diese starke Bewegung anzuführen. Ich bin überzeugt, dass dieser Wechsel eine Chance für unsere Partei ist, mit neuer Energie den Kampf für einen gerechten Kanton St.Gallen fortzuführen.»

Wichtiger Parteitag

Die Delegierten der SP Kanton St.Gallen werden am ausserordentlichen Parteitag vom 26. September 2025 eine neue Parteispitze wählen. Da in dieser Woche ebenfalls das 180 Mio. Franken teure Abbaupaket der Regierung veröffentlicht wird, will die SP am ausserordentlichen Parteitag den Leistungsabbau behandeln und ihre Kampagne dagegen einläuten. Ebenfalls soll eine neue kantonale SP-Initiative beschlossen werden, um die SP-Politik bis zu den nächsten Wahlen wieder ausserhalb vom bürgerlich dominierten Kantonsrat voranzutreiben.

SP Kanton St. Gallen / Toggenburg24