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St. Gallen
01.07.2025

«100 beste Plakate»: fünf Gewinner kommen aus St.Gallen

Philip Kerschbaum vor dem Ankündigungsplakat, welches immer im Jahrgangsdesign gestaltet ist.
Philip Kerschbaum vor dem Ankündigungsplakat, welches immer im Jahrgangsdesign gestaltet ist. Bild: zVg
Die besten Plakate des Jahres 2024 aus den Ländern Deutschland, Österreich und der Schweiz kommen nach St.Gallen. Die Ausstellung «100 beste Plakate» wird am 29. August 2025 um 19 Uhr in der Aula des GBS St.Gallen eröffnet.

Im Interview freut sich Organisator Philip Kerschbaum über die zahlreichen Siegerwerke aus der Schweiz. 

An renommierten Orten zeigt die Ausstellung «100 beste Plakate» die eindrücklichsten Plakate des Jahres 2024 aus den Ländern Schweiz, Österreich und Deutschland. Am Wettbewerb der 100 besten Plakate aus dem DACH-Raum des Jahres 2024 wurden etwa 9000 Plakate aus Deutschland, Österreich und der Schweiz eingereicht. 

Ins Leben gerufen wurde der Wettbewerb «Die 100 beste Plakate» in den 1960er-Jahren. Eine Jury aus namhaften Grafikdesignern und Plakattheoretikern ermittelt die jährlichen Sieger, die die kreative Auseinandersetzung mit Plakaten und die Vielfalt der Grafikszene im deutschsprachigen Raum widerspiegeln.

Philip, worauf dürfen wir uns bei der Vernissage der 100 besten Plakate des Jahres 2024 freuen? 

Philip Kerschbaum, Präsident des Vereins Alumni HF KGD der Schule für Gestaltung St.Gallen und Inhaber des Design-Studio Modo: «Die Vernissage bietet einen spannenden Rahmen, um sich zum Thema Plakat in der heutigen Zeit und zum aktuellen Plakatschaffen auszutauschen. Es werden nationale und regionale Gewinner vor Ort sein, ebenso einige Organisatoren.

Die Ausstellung gibt einen Einblick in die geballte kreative Kraft aus drei Ländern. Sie ist ab dem 29. August 2025 für drei Wochen hier an der Schule für Gestaltung zu sehen und läuft bis zum 20. September 2025. Während der Museumsnacht ist sie ebenfalls eine Station, bei der ich Führungen anbieten werde.» 

Es fällt auf, dass es unter die Besten zahlreiche Veranstaltungsplakate geschafft haben und wenige aus dem kommerziellen und politischen Bereich. 

«Der hohe Anteil an kulturellen Plakaten erklärt sich vor allem dadurch, dass in diesem Bereich die Suche nach Innovation und Spitzenleistungen in Kreativität besonders stark ausgeprägt ist. Das spiegelt sich in der Qualität der eingereichten Arbeiten wider.

Der Vorstand der «100 besten Plakate» regt an, dass künftig noch mehr kommerzielle und politische Plakate vertreten sind. Gerade politische Plakate sind erwünscht, die sich intelligent und kritisch mit der Gesellschaft, dem Zeitgeist und unserem Selbstbild auseinandersetzen.»

Inwiefern wurde bei den besten Plakaten des Jahres 2024 aus dem DACH-Raum die Unterstützung von Künstlicher Intelligenz in Anspruch genommen? 

«Insgesamt bei zwei Plakaten wurde KI in die Umsetzung eingebunden. Die Serie von Gravity Network bewirbt zum Beispiel eine Clubnacht in Amsterdam mit fantastischen KI-generierten Bildern. Die Sujets vermitteln das Gefühl von Clubkultur: frei, ungezwungen, elektrisierend. Dabei handelt es sich, wie bei anderen Werken, nicht um rein KI-generierte Arbeiten.

Die Plakate entstehen unter der gestalterischen Leitung eines Designers. Künstliche Intelligenz ist dabei nur ein Werkzeug und wurde von den Grafikern so gesteuert, dass die gewünschte Wirkung aufgrund deren Kommunikationskonzept erreicht wurde.

Es geht also nicht darum, den Gestalter zu ersetzen, sondern KI als ergänzendes Mittel in einem experimentellen Kontext einzusetzen. Komposition, Typografie und Bildüberlagerungen im Ebenenaufbau wurden vom Grafiker Robert Radziejewski und dem Art Director Michal Veltruský gestaltet.»

KI kann also als wertvolle Unterstützung betrachtet werden? 

«Gerade in freien, kreativen Feldern – wo es nicht primär um exakte Wiedergabe oder maximale Authentizität geht, wie sie oft in Kundenprojekten gefordert wird – kann KI eine echte Bereicherung darstellen. Sie eröffnet neue gestalterische Formen und Ausdrucksmöglichkeiten.

KI kann die handwerkliche, konzeptionelle Arbeit nicht ersetzen, doch im Beispiel von Gravity Network ist die Integration entsprechender Bildfragmente ausgesprochen gelungen. Dieser Ansatz soll meiner Meinung nach unbedingt weiterverfolgt werden.

Letztlich werden die gestalterische Bewertung und Entscheidung, wie etwas wirkt, nie durch KI ersetzt. Ein Gestalter bringt Medienkompetenz mit, erkennt den passenden Einsatzbereich und weiss auch, wann man besser auf KI verzichtet. Diese Kompetenz bleibt zentral.»

Gravity Network rückt in seiner Kampagne für die Clubnight in Amsterdam die Club- und Tanzkultur ins Zentrum. Bild: zVg

Du warst bereits in Berlin, als die Wanderausstellung eröffnet wurde. Wie war dein erster Eindruck? 

«Als ich in Berlin war, hat mich die Vielschichtigkeit beeindruckt: Die typografische und grafische Formensprache, spannende Kommunikationsstrategien, Illustrationen und Fotografie – all das macht die 100 besten Plakate aus. Die Intensität der einzelnen Umsetzungen ist Weltniveau. Besonders schön ist auch, dass diese Ausstellung international immer beliebter wird.»

Wie macht sich das bemerkbar? 

«Neben Soul in Südkorea gibt es mittlerweile sogar Anfragen aus Moldawien und Rumänien (Bukarest und Cluj-Napoca), die Ausstellung dort zu zeigen. Das ist bemerkenswert, weil sie so auch ausserhalb des DACH-Raums wahrgenommen wird. Das ist ein klares Zeichen für die Qualität und Beliebtheit dieser Schau.»

Qualitativ besonders überzeugt haben die Plakate aus der Schweiz. Weit über 50 Prozent der 100 besten Beiträge stammen aus unserem Land. 

«Das finde ich genial – und das ist ein neuer Rekord: Es hat noch nie so viele Schweizer Gewinner gegeben wie in diesem Jahr. Von 100 Beiträgen stammen 63 aus der Schweiz und das ist nicht selbstverständlich. Vor zwei Jahren war Deutschland die dominante Nation.

Und etwas macht mich ganz besonders stolz: Dieses Jahr kommen gleich fünf Gewinner mit St.Galler Bezug! Das ist alles andere als selbstverständlich. Es gab auch schon Jahrgänge ohne einen einzigen Gewinner aus unserer Region – umso erfreulicher ist dieses Ergebnis!»

Mit Sino Borando kommt ein Gewinner direkt aus unserer Schule, denn er besucht die Fachklasse Grafik an der Schule für Gestaltung St.Gallen.

«Das Plakat der Geschwister Alessio und Sino Borando wurde für die Design Week St.Gallen gestaltet. Das Plakat ist im schulischen Kontext entstanden und war keine klassische Auftragsarbeit. Unter den 100 besten Plakaten stammen wenige aus solchen freien, schulischen Projekten. Für die ganze Schule ist das ein schöner Erfolg und auch ich als Veranstalter freue mich sehr darüber.

Gerade im akademischen Bereich – egal ob auf Master-, Bachelor- oder Grundbildungsstufe – entstehen immer wieder innovative Arbeiten. Dort gibt es eine sehr gute Begleitung durch Dozenten und Freiräume, die bewusst genutzt werden, um neue Ideen auszuprobieren. Das zeichnet sich auch bei den 100 besten Plakaten ab und wird von der Jury geschätzt.»

Was macht das Plakat der Brüder Borando aus? 

«Das Plakat besticht durch eine starke Bildaussage: Hände, die in der visuellen Kommunikation schon seit jeher eine grosse Bedeutung hatten, werden hier auf zeitgemässe Weise dargestellt. Sie symbolisieren Miteinander, Gemeinschaft, Solidarität, Handwerk und kollaboratives Arbeiten. Oben ist ein Designcode zu sehen – das D und W werden durch eine Rundung und zwei Abwinkelungen aufgegriffen.

Die Typografie fügt sich in einem klaren Raster auf zugewiesenen Feldern ein und überlagert einen Teil des Bildes. Das wirkt sehr modern und verleiht dem Plakat eine hochwertige systematische Anmutung. Die Farbigkeit ist bewusst schlicht gehalten: Schwarz-Weiss prägt die Grundwahrnehmung.

Unser Sehnerv ist so entwickelt, dass wir Schwarz-Weiss auch bei wenig Licht gut erkennen, während Farben mehr Licht benötigen («Stäbchen und Zäpfchen). So wirkt das Plakat natürlich, zurückhaltend und gleichzeitig edel.»

Das Plakat von Alessio und Sino Borando. Bild: zVg

Vernissage: 29. August 2025 um 19 Uhr unter anderen mit Jiry Oplatek (Vertreter der Schweiz im Vorstand, 100 beste Plakate), Barbara Affoltern (Amt für Kultur St.Gallen), Daniel Kehl (Rektor GBS St.Gallen) und Philip Kerschbaum (Organisator der Ausstellung in St.Gallen). 

Ort: Demutstrasse 115 in St.Gallen 

Ausstellung: 29. August 2025 bis 20. September 2025. «Die 100 besten Plakate» sind Teil der St.Galler Museumsnacht in der Nacht vom 13. September 2025. 

Mike Gadient / Toggenburg24