Zeitenwende – auch in der Schweiz?
Zu Beginn des Anlasses führte Kantonsrat Ruben Schuler, Präsident der FDP Mosnang, in das Thema ein. Einerseits warf er anhand zahlreicher aktueller geopolitischer Entwicklungen die Frage auf, ob wir derzeit eine Zeitenwende erlebten. Andererseits hinterfragte er kritisch, ob diese auch in der Schweiz zu einer sicherheitspolitischen Zeitenwende geführt hätten: «Der linksgrüne Widerstand gegen Kampfjets, gegen einen erschwerten Übertritt von der Armee in den Zivildienst und gegen ein höheres Armeebudget wirft die Frage auf, ob nach dem Einmarsch in die Ukraine tatsächlich alle den Gong gehört haben», so Schuler. Allenfalls habe es aber auch historische Kontinuität, dass sich die Schweiz ungenügend auf ein düster gewordenes Umfeld vorbereite, sagte Schuler weiter. 1939 habe die Schweiz gerademal über 24 Leichtpanzer verfügt, währenddem dem Deutschen Reich über 3'000 Panzer zur Verfügung gestanden hätten. «Fragen über Fragen, für die es Antworten braucht. Und da gibt es keinen besseren als den Chef der Königin aller Waffen, der Infanterie, den wir heute bei uns haben.» Mit diesen Worten übergab Schuler an Brigadier Peter Baumgartner, der seit 1990 Berufsoffizier ist und in Mosnang wohnt. Als Brigadier bekleidet er den Rang eines «Einsterne-Generals» und ist seit 2021 Kommandant des Lehrverbands Infanterie, dem u.a. alle Infanterierekrutenschulen unterstellt sind.
Düstere sicherheitspolitische Lagebeurteilung
Peter Baumgartner nahm daraufhin kein Blatt vor den Mund, als er die aktuelle sicherheitspolitische Lage – sei dies China und Taiwan, die Ukraine, Gaza oder die Äusserungen der neuen amerikanischen Administration zu Europa – einordnete und sagte: «Die Welt ist unsicherer geworden.» Als Militär müsse man sich immer auf die gefährlichste Lageentwicklungsmöglichkeit vorbereiten und habe leider nicht den Luxus, das Prinzip Hoffnung anzuwenden. Auch die Schweiz müsse lernen, mit der deutlich veränderten Lage umzugehen. Wer keinen Krieg wolle, müsse seinem Gegenüber glaubwürdig aufzeigen können, dass man sich als Land verteidigen könne und werde. Dieses Prinzip, das sich Dissuasion nennt, erfordere eine Armee, die verteidigungsfähig ist – doch gerade davon sei man heute noch weit entfernt. Entsprechend seien jetzt Massnahmen eingeleitet worden. Günstig sei das allerdings nicht: Ein erster Schritt zur Wiedererlangung der Verteidigungsfähigkeit koste rund 13 Milliarden Franken.