Der Leserbrief von Yves Beutler im Wortlaut:
«Die Schweiz leistet sich ein aufwändiges politisches System: Ein siebenköpfiger Bundesrat, ein Milizparlament, Bundesämter (die jährlich wachsen und mittlerweile höhere Löhne zahlen als die wertschöpfende Privatwirtschaft), externe Gutachten en masse, Kommissionen, etc. – kurz: ein komplexes Netzwerk an Entscheidungs- und Kontrollinstanzen. Eigentlich sollte damit sichergestellt sein, dass grosse Vorhaben seriös geplant, solide begleitet und transparent umgesetzt werden.
Umso unverständlicher ist es, dass bei praktisch jedem grossen Rüstungsprojekt dieselbe Geschichte geschrieben wird: Kosten steigen, Zeitpläne geraten aus den Fugen und alle geben sich überrascht. Man könnte meinen, es sei das erste Mal.
Dabei ist klar: Wer moderne Rüstungsgüter beschafft, tut dies in einem komplizierten Umfeld. Technologien entwickeln sich schnell, Anforderungen ändern sich, internationale Abhängigkeiten sind Realität. Kostensteigerungen und Anpassungen gehören zum Geschäft. Was nicht dazu gehört, sind die billigen Überraschungen in Bern.
Wenn trotz aller Strukturen – Ämter, Kommissionen, externe Gutachter, politische Aufsicht – am Schluss trotzdem alle erstaunt sind, dann zeigt das: Unser System ist nicht zu komplex, sondern zu oberflächlich. Es schafft die Illusion der Kontrolle, aber nicht deren Realität. Überraschungen sind nicht einfach „Teil des Spiels“, wie das
gerne dargestellt wird, sie sind Ausdruck eines kulturellen Defizits: fehlender Verantwortung, mangelnder Transparenz und übertriebener Risikoaversion, die dazu führt, dass Probleme zu spät oder gar nicht angesprochen werden.
Ein System muss deshalb nicht nur auf Effizienz und Qualität ausgerichtet sein, sondern vor allem auf Verlässlichkeit. Es braucht keine zusätzliche Aufsicht, sondern den politischen Willen, Verantwortung wirklich zu übernehmen. Unser System ist teuer genug – es darf dafür auch mehr Qualität und Verlässlichkeit liefern.»
Yves Beutler
Präsident FDP Wil-Untertoggenburg