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Vom Wald zum Fest

Thur- und Neckerweg / Rund 80 Kilometer Wanderweg, die das Thur- und Neckertal verbinden.
Thur- und Neckerweg / Rund 80 Kilometer Wanderweg, die das Thur- und Neckertal verbinden. Bild: Toggenburg Tourismus
Der Thur- und Neckerweg geht in den Endspurt. In den Werkstätten der Region entstehen derzeit die letzten Ruhe- und Genussoasen sowie Klangbotschafter. Am 27. September wird das Projekt mit einem grossen Fest lanciert.

Wie entsteht ein Ort zum Innehalten? Am Anfang steht eine Idee – die Vision eines Weges, der Menschen verbindet und Achtsamkeit sichtbar macht. Doch Ideen bleiben leer, wenn sie nicht Gestalt annehmen. Für den Thur- und Neckerweg fand diese Gestalt ihren Anfang im Lochwald bei Oberhelfenschwil.

An einem ruhigen Morgen ging Förster Thomas Schneider zwischen den Stämmen hindurch. Mit geübtem Blick prüfte er die Weisstannen: ihren Standort, ihre Rolle im Schutzwald, ihre Bedeutung für das Gleichgewicht. Erst nach sorgfältiger Abwägung setzte er die Markierung – kein willkürlicher, sondern ein bewusster Schritt im Dialog mit der Natur.

Jeder Stamm wurde registriert, Länge und Durchmesser vermessen, die Qualität dokumentiert. Danach begann ihre Reise. Der Abtransport verlief nicht ganz ohne Hindernisse: Eine neugierige Kuhherde versperrte den Weg, als hätte sie selbst ein Wörtchen mitzureden. Ein Moment des Schmunzelns – typisch Toggenburg halt.

Vom Lochwald ins Toggenburger Handwerk

In der Sägerei in Unterwasser warteten traditionelle Maschinen aus einer anderen Zeit – aus lackiertem Eisen, mit schweren Hebeln. Kein anonymer Produktionsprozess, sondern sichtbar gemachte Handwerkskunst. Mit jedem Schnitt legten sie die Jahresringe frei, die Spuren von Sonne, Regen und Schnee.

Von dort ging es weiter in die Trocknung. Wochenlang ruhten die Bretter, sorgfältig gestapelt, geschützt und belüftet, damit das Holz seine Form behält und für die nächsten Arbeitsschritte bereit ist. Erst dann zogen sie in die Schreinerei nach Bütschwil. Hier riecht es nach Holzstaub und nach Arbeit, die präzise und geduldig ist. Bretter werden gehobelt, Latten gefügt, Stücke verschraubt – erste Bänkli, Liegen und Bühnen nehmen Form an.

Es ist der Endspurt: Die Ruhe- und Genussoasen ebenso wie die Klangbotschafter entstehen in diesen Wochen und bald schon werden sie entlang von Thur und Necker ihren Platz finden.

Lancierung am 27. September

Und genau das wird gefeiert. Am Samstag, 27. September 2025 wird der Thur- und Neckerweg offiziell lanciert – mit einem grossen Fest, das die Vielfalt des Projekts spürbar macht und die Region zusammenbringt.

Auf rund 80 Kilometern zwischen Wildhaus, der Schwägalp und Bazenheid entsteht ein Tag voller Begegnungen, Klänge und Entdeckungen – für Gross und Klein. Konzerte, Lesungen, Workshops, Werkgespräche, Naturinputs und Kinderprogramme füllen die Wege mit Leben. Entlang von Thur und Necker wird gespielt, erzählt und musiziert – frei zugänglich für alle Altersgruppen, vom frühen Morgen bis in die Dämmerung.

Am Abend wird das Kraftwerk Trempel in Krummenau zum zentralen Treffpunkt für alle. Das Kunstwerk von Mirre Yayla Séur entfaltet im UV-Licht seine ganze Wirkung, Feuerkünstler bringen Bewegung ins Dunkel. An der Bar im Freien beginnt der gesellige Teil, bevor das neue Team des Kraftwerkclubs übernimmt und den Abschluss des Lancierungstags zur Party macht. Das komplette Festprogramm finden Sie unter www.thurundneckerweg.ch/fest.

Gemeinschaftswerk Toggenburg

So schliesst sich der Kreis: Von der Weisstanne im Lochwald bis zur fertigen Liege hat jeder Schritt im Toggenburg stattgefunden. Kein Arbeitsschritt hat die Region verlassen, alles blieb in den Händen von Menschen, die das Holz kennen und achten. Der Thur- und Neckerweg ist mehr als ein Wanderweg. Er ist ein Projekt, das aus der Region heraus gewachsen ist – ein Ausdruck von Achtsamkeit, Handwerk und Verbundenheit. Und er lädt ein, dieses Kapitel gemeinsam aufzuschlagen.

  • Förster Thomas Schneider. Bild: Toggenburg Tourismus
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  • Förster Thomas Schneider und Abtransport aus dem Lochwald. (v.l.n.r.) Bild: Toggenburg Tourismus
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  • Sägerei. Bild: Toggenburg Tourismus
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Ein Weg entsteht – Einblicke hinter die Kulissen

Der Thur- und Neckerweg ist eine Initiative von Toggenburg Tourismus, die gemeinsam mit regionalen Partnern umgesetzt wird. Viele Menschen tragen dazu bei, dieses Projekt zu verwirklichen – darunter Kunst- und Klangschaffende, Handwerksbetriebe sowie Unternehmen, die sich für eine nachhaltige Entwicklung des Toggenburgs engagieren.

In unserer Interviewreihe „3 Fragen an“ geben wir Einblicke hinter die Kulissen – von der Entstehung der Installationen bis zu den Menschen, die das Projekt mitgestalten.

Im vierten Teil unserer Serie sprechen wir mit Thomas Schneider, (Revier-)Förster der Gemeinden Neckertal (Oberhelfenschwil) und Bütschwil-Ganterschwil. Er hat den Weg des Holzes aus dem Lochwald begleitet, von der Auswahl der Weisstannen bis zu deren Überführung in die Sägerei.

„3 Fragen an“: Thomas Schneider, (Revier-)Förster der Gemeinden Neckertal (Oberhelfenschwil) und Bütschwil-Ganterschwil

1. Wie haben Sie die Auswahl der Bäume erlebt?

„Die Auswahl eines Baumes ist kein technischer Akt, sondern ein Prozess, der viel Aufmerksamkeit verlangt. Jeder Stamm erfüllt im Wald eine bestimmte Aufgabe: er schützt den Boden, bietet Lebensraum, stabilisiert das Ökosystem. Es braucht Erfahrung – und Respekt vor dem, was dieser Wald leistet. Wenn man sich entscheidet, einen Baum zu entnehmen, ist das kein leichtfertiger Schritt. Es muss klar sein, dass es die richtige Entscheidung ist – für den Wald, nicht nur für das Projekt. Deshalb schaue ich genau hin: Standort, Alter, Wirkung im Gefüge. Erst wenn alles passt, kommt die Markierung.“

 

2. Was bedeutet es Ihnen, Bäume zu fällen, die dann Teil des Thur- und Neckerwegs werden?

„Für mich ist das Fällen eines Baumes stets ein Moment des Innehaltens und es ist mir wichtig, diesen Moment bewusst zu gestalten. Man spürt, dass hier etwas zu Ende geht und gleichzeitig etwas Neues beginnt. Ich lege die Hand auf die Rinde, spüre das Leben, das in ihm steckt – und verabschiede mich. Das ist mein persönliches Ritual, ein Abschied in tiefer Dankbarkeit. Danach beginnt eine neue Geschichte, denn dieser Baum begleitet uns weiter: als Bank, als Liege, als Ort, an dem Menschen sitzen, verweilen und die Natur mit allen Sinnen wahrnehmen. So weiss ich, dass dieser Baum nicht einfach weg ist, sondern weiterwirkt – in einer anderen Form.“

3. Was wünschen Sie sich für den Thur- und Neckerweg?

„Ich wünsche mir, dass dieser Weg den Menschen Räume schenkt: Räume zum Innehalten, zum Lauschen, zum Sein. Dass sie spüren und verstehen, wie viel Sorgfalt in jedem Stück Holz liegt. Denn es ist nicht nur Arbeit, sondern Respekt und Verbundenheit. Wenn jemand auf einer der neuen Oasen Platz nimmt und für einen Moment still wird, dann ist genau das erreicht, was wir im Lochwald begonnen haben: Achtsamkeit. So kann der Thur- und Neckerweg weit über den Lancierungstag hinaus wirken – als Weg, der Menschen und Natur in besonderer Weise zusammenbringt.“

  • Bilder aus der Schreinerei. Bild: Toggenburg Tourismus
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  • Bild: Toggenburg Tourismus
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  • Bild: Toggenburg Tourismus
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Zahlen und Fakten zum Thur- und Neckerweg

Neckerweg

Beschilderung: SchweizMobil-Route Nr. 92

Anzahl Etappen: 2

von/bis: Schwägalp bis Bazenheid

Vorgeschlagene Etappierung:

-        Etappe 1: Schwägalp – St. Peterzell

-        Etappe 2: St. Peterzell – Bazenheid

Länge: 38 Km

Auf- / Abstieg: 948 m / 1’694 m

Min- / Max. Höhe: 543 m / 1'347 m

Wanderzeit total: 10 h 30 min

Ausgewählte Natur-Highlights:

Chräzerenpass, Ofenloch, Zusammenfluss von Thur & Necker in Lütisburg, diverse Möglichkeiten zum Baden und Kneippen im Fluss.

Thurweg

Beschilderung: SchweizMobil-Route Nr. 24

Anzahl Etappen: 3

von/bis: Wildhaus-Gamplüt – Bazenheid

Vorgeschlagene Etappierung:

-        Etappe 1: Wildhaus-Gamplüt – Nesslau

-        Etappe 2: Nesslau – Wattwil

-        Etappe 3: Wattwil – Bazenheid

Länge: 55 Km

Auf- / Abstieg: 969 m / 1’725 m

Min- / Max. Höhe: 543 m / 1'354 m

Wanderzeit total: 14 h 20 min

Ausgewählte Natur-Highlights:

Thurwis, Thurwasserfälle, Insel «Helgoland», Naturbrücke, Äulischlucht, Zusammenfluss von Thur & Necker in Lütisburg, diverse Möglichkeiten zum Baden und Kneippen im Fluss

Hinweis: Der gesamte Thurweg führt in 8 Etappen von Wildhaus-Gamplüt bis Rüdlingen (eine Exklave des Kantons Schaffhausen)

Toggenburg Tourismus / Toggenburg24