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10.09.2025

Suizidprävention: Schweigen brechen – Hoffnung schenken

Symbolbild (KI-generiert)
Symbolbild (KI-generiert) Bild: zVg
Prävention beginnt mit dem Gespräch: Wer hinsieht, hinhört und anspricht, kann Leben retten. Am 10. September macht der Welttag der Suizid(versuchs)prävention unter dem Motto «changing the narrative on suicide» deutlich: Über Suizidgedanken und Suizidversuche zu sprechen, ist eine wirksame Form der Prävention. Wer auf sich selbst achtgibt, auf Familie, Freunde, Nachbarn schaut und – eben – das Schweigen bricht, schenkt Hoffnung. Und manchmal sogar ein zweites Leben.

Das zweite Jahr in Folge erinnert das Motto «changing the narrative on suicide» des jährlichen «World Suicide Prevention Day (WSPD)» daran, dass die Suizidversuchsprävention mitten im Alltag anfangen muss. Denn sie beginnt und gelingt nur dort, wo Menschen einander wahrnehmen und ansprechen.

Gespräche Helfen

Ein offenes, urteilsfreies Gespräch nimmt Betroffenen die Angst, stigmatisiert zu werden, und öffnet Wege zur Unterstützung. Diese Erfahrung macht auch der Verein «DIGNITAS – Menschenwürdig leben – Menschenwürdig sterben» jeden Tag aufs Neue: Gespräche entlasten Betroffene und nehmen ihnen das Gefühl, allein zu sein.

Dennoch hält sich hartnäckig die irrige Annahme, dass allein das Ansprechen von Suizid jemanden auf den Gedanken bringt, sich das Leben nehmen zu wollen.

Dabei ist das Gegenteil der Fall: Gespräch und Aufmerksamkeit mindern den Druck und zeigen Perspektiven auf. Das Tabu rund um Suizid und Suizidversuche muss überwunden werden.

Suizidgedanken wertfrei verstehen statt moralisch verurteilen

Ein Suizid an sich ist weder schlecht noch gut, er ist eine mögliche Handlungsoption des Menschen. In der gesellschaftlichen Wahrnehmung überlagert allerdings oft ein moralisches Unwerturteil diesen sachlichen Blick.

Besonders in religiös-konservativen Kreisen hält sich diese Haltung hartnäckig und verstärkt das Tabu. Das Motto «changing the narrative» bedeutet deshalb auch, Suizidgedanken nicht moralisch zu be- und verurteilen, sondern sie als Ausdruck individuellen Leidens zu sehen und wertfrei und ergebnisoffen darüber zu sprechen.

Nur so können Suizidversuche sowie daraus resultierendes Leid und weitere negative Konsequenzen verhindert werden.

Was wir tun können

Zum Welttag der Suizidprävention 2025 betont DIGNITAS, wie wichtig es ist, das Tabu rund um Leiden, Suizid und Tod zu brechen. Es gilt, da zu sein und zuzuhören, Menschen ernst zu nehmen und offen sowie ehrlich mit ihnen zu sprechen – auf Augenhöhe.

Ebenso zentral ist es, Betroffene nicht vorschnell als psychisch krank zu etikettieren oder sie auf andere Weise zu stigmatisieren. Stattdessen braucht es eine sachliche Kommunikation, insbesondere über Suizid und die hohen Risiken eines unbegleiteten Suizidversuchs.

Ebenso wichtig ist es, Menschen umfassend und ergebnisoffen zu beraten.

Über den WSPD

Der WSPD wird von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) in Zusammenarbeit mit der International Association for Suicide Prevention (IASP) und der World Federation for Mental Health (WFMH) seit 2003 jedes Jahr am 10. September ausgerufen.

Er erinnert daran, dass Suizid ein nach wie vor grosses, mit viel Leid verbundenes gesellschaftliches Problem ist. So rechnet die IASP weltweit mit jährlich 720’000 Todesfällen durch Suizid; die Zahl der Suizidversuche ist um ein Vielfaches höher.

Hinter jedem Suizidversuch steht eine tragische Geschichte. Ein Suizid hinterlässt Narben bei Angehörigen und weiteren Betroffenen, auch ein gescheiterter Suizidversuch ist selten einfach eine gute Nachricht im Sinne eines geretteten Lebens.

Oft bleiben gravierende gesundheitliche Schäden. Darum setzt sich DIGNITAS nicht nur am WSPD intensiv für die Suizidversuchsprävention ein.

Die Rolle der Medien in der Suizidprävention

Medienschaffende haben eine besondere Verantwortung. Sie erreichen regelmässig viele Menschen. Wenn in den Medien sachlich fundiert, mit Empathie und Fingerspitzengefühl über Suizid(versuch)e und deren Prävention geschrieben und gesprochen wird, ist das ein wichtiger Beitrag zur Enttabuisierung und Entstigmatisierung.

Darüber zu informieren und Möglichkeiten zum Umgang mit Suizidgedanken aufzuzeigen, kann für Betroffene und ihr Umfeld eine wichtige Hilfestellung und ein Anstoss sein, sich jemandem anzuvertrauen.

pd/ako/toggenburg24