In Schlatters Reisebeschreibungen finden sich Stellen, die einen Bezug zur Geschichte unserer Zeit aufweisen. Ein Beispiel aus der dritten Reise mag das belegen. Auf dieser Reise ging es aus der Schweiz über London, Brüssel, Kassel, Berlin und Danzig nach Warschau, wo Schlatter dem Grossfürsten Konstantin Pawlowitsch (1779–1831) begegnete, dem Vizekönig in Polen und Generalissimus der polnischen Truppen.
Von Warschau aus fuhr er in einem «guten Postwagen» nach Lublin, dem «polnischen Jerusalem», und über die «sehr gut unterhaltene schöne Festung» Zamosc nach Belzec «auf der Gränze zu Galizien». Dieser Ort bestand damals, wie Schlatter schreibt, «nur aus einigen Zollhäusern und einem jüdischen Wirthshause».
Belzec und die «Aktion Reinhardt»
Unter dem Tarnnamen «Aktion Reinhardt» wurden 1942 im von Deutschland besetzten Polen, im sogenannten Generalgouvernement, die drei Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka eingerichtet. Sie dienten, im Gegensatz zu Auschwitz mit seinen Sklavenbetrieben, einzig zur Tötung, lagen weit im Osten in spärlich besiedeltem Gebiet und hatten Eisenbahnanschluss.
In diesen Todesfabriken wurden bis Ende 1943 etwa 1,8 Millionen Juden und rund 50'000 damals sogenannte «Zigeuner» (Eugen Kogon) systematisch ermordet.