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St. Gallen
26.09.2025

Bischof Beat: «Wir müssen Kirche neu denken»

Bischof Beat Grögli.
Bischof Beat Grögli. Bild: zVg
Beat Grögli nimmt Stellung zu den aktuellen Kirchenstatistiken: Rückgang der Austritte, aber weiterhin grosse Herausforderungen – Missbrauchsaufarbeitung, Prävention und grundlegende Veränderungen in Pastoral, Organisation und Struktur.

Bischof Beat Grögli zeigt sich erleichtert darüber, dass die Zahl der Kirchenaustritte zurückgegangen ist. «Ich bin froh, dass die Austrittszahlen zurückgegangen sind. Aber wir werden uns darauf nicht ausruhen», betont er.

Mit Blick auf sexuellen und spirituellen Machtmissbrauch gehe es darum, dranzubleiben, Missbrauch aufzuarbeiten, den Opfern Recht zu verschaffen und die Präventionsarbeit fortzusetzen.

Kirchenstatistik zeigt klare Trends

Die Daten der Kirchenstatistik spiegeln für Grögli eine eindeutige Botschaft: «Wir müssen anerkennen, dass der Gesamttrend der Austritte und der Rückgang im kirchlichen Leben die heutige Art und Weise, wie wir Kirche sind, grundlegend infrage stellt.»

Ihm sei bewusst, dass die kommenden Veränderungen gross sein werden. Als junger Bischof wolle er nicht nur das Weniger-Werden verwalten, sondern Veränderungen aktiv gestalten. «Das gibt mir Mut, und dafür bin ich dankbar.»

Veränderungen aktiv gestalten

Bischof Grögli betont, dass es verantwortungslos und naiv wäre, die Augen vor der Realität zu verschliessen. Einzelne Verbesserungsmassnahmen in der Pastoral reichten nicht aus – schon allein deshalb, weil die Zahl der Seelsorger zurückgehe.

Zwar seien Anpassungen wie die Einrichtung von Seelsorgeeinheiten oder Pastoralräumen sinnvoll, doch diese stellten lediglich eine Reaktion auf Mangel dar. «Das allein eröffnet noch keine Zukunftsperspektiven», so Grögli.

Rolle der Bischöfe und gemeinsames Fragen

In dieser Situation sieht Grögli die Bischöfe in einer doppelten Verantwortung: Einerseits gelte es, kurz- und mittelfristige Massnahmen der Anpassung zu begleiten. Andererseits sei es entscheidend, gemeinsam mit Seelsorgenden und Gläubigen zu fragen, welche Kirche man in Zukunft sein wolle. «Es hilft nichts, vor den langfristigen Trends die Augen zu verschliessen. Fragen wir vielmehr: Wie wollen und wie können wir Kirche sein, wenn wir kleiner werden und weniger Geld haben?»

Kirche der Zukunft – konkrete Fragen

Für die Kirche der Zukunft stellt Grögli zentrale Fragen:

  • Wo können und müssen Seelsorgende künftig eingesetzt werden, auch wenn flächendeckende Präsenz nicht mehr möglich ist?
  • Wie bleibt Kirche in der Nähe erfahrbar – im Alltag der Gläubigen, in der digitalen Kommunikation, in sichtbaren Kirchenräumen?
  • Wie können Erwachsene, die Christen werden möchten, Zugang finden und den Glauben vertiefen?
  • Wie muss Leitung in der Kirche gestaltet sein, damit Veränderung gelingt?

Dabei sei es wichtig, die Beteiligung der Gläubigen zu stärken, Vielfalt zu ermöglichen und Kontrolle sowie Einheitlichkeit aufzugeben.

Erneuerung im Dualen System

Zudem müsse die Zusammenarbeit im Dualen System erneuert und so angepasst werden, dass die Kirche ihre Aufgaben auch in grösseren Zusammenhängen wahrnehmen könne.

Mut zur Veränderung

Zum Schluss hält Grögli fest: «Ich habe keine Angst vor den Veränderungen. Sie werden uns in Anspruch nehmen, sie werden auch weh tun, aber wir werden weiterhin Kirche sein.»

Ihm sei wichtig, dass die Kirche vielfältig bleibe – mit einem weiten Dach, der Welt zugewandt und mit Gott nahe bei den Menschen. «Für sie ist die Kirche da.»

pd/ako/toggenburg24