Am 1. November begehen viele Menschen Allerheiligen, einen Tag des Gedenkens an Verstorbene. Auf Friedhöfen werden Gräber geschmückt, Kerzen angezündet und Blumen niedergelegt.
Der Berufsverband der Blumenfachgeschäfte der Schweiz florist.ch nimmt diesen Tag zum Anlass, auf die tiefe kulturelle Bedeutung von Trauerfloristik hinzuweisen.
Blumen sind nicht nur Zierde, sondern Botschafter der Liebe und Anteilnahme – gerade dann, wenn Worte fehlen.
Jede Blume trägt eine symbolische Botschaft: Lilien stehen für Reinheit, Rosen für Liebe oder Vergissmeinnicht für bleibende Erinnerung. Studien belegen zudem positive Effekte auf das seelische Wohlbefinden: Blumen senken Stress, verbessern die Stimmung und geben Halt.
Fragwürdige Aufrufe gegen Blumen
Immer mehr karitative Organisationen fordern im Internet oder in Spendermailings dazu auf, statt Blumen lieber zu spenden. florist.ch sieht darin einen Eingriff in persönlichste Abschiedsrituale.
Thomas Meier, Geschäftsleiter von florist.ch, erklärt:
«Wer aktiv dazu aufruft, auf Blumen zu verzichten, nimmt Trauernden ein wichtiges Ritual. Solche Forderungen seien emotional unangebracht und ethisch fragwürdig. Die Gestaltung eines Abschieds solle immer denjenigen überlassen werden, die trauern.»
Auch Verbandspräsident und Florist Paul Fleischli kritisiert:
Der Satz «Anstelle von Blumen gedenke man …sei gemein gegenüber der Branche und müsse verschwinden. Blumengeschäfte seien lokale Betriebe mit Angestellten, die wirtschaftliche Verantwortung tragen. Organisationen ersetzten diese Leistung nicht.»
Rituale geben Orientierung
Fleischli betont, dass Gedenken nicht von Pflicht, sondern von Herz und Haltung lebt:
Eine Blume könne mehr berühren als jede symbolische Geste. Wer Blumen durch Spenden ersetzt, entzieht den Menschen Stabilität. Echtes Gedenken zeige sich in Nähe, Mitgefühl und konkreten Gesten.
Blumen seien Teil eines Übergangsrituals, das Angehörigen helfe, die Stimmung zu verändern und Halt zu finden. Auch ein Ort der Erinnerung, etwa ein Grab, bleibe psychologisch wichtig.
Neue Trauerformen – neue Floristik
Die Gesellschaft wandelt sich:
Urnen- und Gemeinschaftsgräber nehmen zu, immer mehr Menschen verzichten ganz auf traditionelle Friedhöfe. Für die Branche bedeutet dies Veränderung – etwa schwimmende Kränze für Seebestattungen. Floristen entwickeln ihr Angebot weiter, um individuelle Wünsche zu erfüllen.