Die Kräne sind verschwunden, Gartenbauer und Handwerker prägen nun das Bild am Seeufer von Rapperswil-Jona. Eine Schweizer Fahne weht über dem fast fertigen Anwesen von Roger Federer – und über allem liegt ein Hauch von Sensation.
Ein ganzes Land blickt nach Kempraten
Die «Neue Zürcher Zeitung» beschreibt, wie sich die Öffentlichkeit an ihren Tennis-Helden klammert – während Federer am liebsten Ruhe hätte. Schon jetzt ist aber klar: Die Schweiz kann kaum abwarten, bis der einstige Tennis-Maestro sein neues Zuhause in Kempraten bezieht. Wie die NZZ festhält, blickt ein Land gebannt auf ein Grundstück, das für viele mehr ist als eine Luxusimmobilie.
Medial ausgeschlachtet
Seit Jahren wird jeder Baufortschritt verfolgt, kommentiert und medial ausgeschlachtet. Ob Drohnenbilder, Baudetails oder Spekulationen über Tennisplatz und Bootshaus – die «Federer baut am Zürichsee»-Berichterstattung ist längst ein eigenes Mediengenre.
Experten und TV-Sender auf dem See
Boulevardblätter reisten mit «Experten» an, Lokalzeitungen suchten nach jeder neuen Wendung, und selbst TV-Sender fuhren mit dem Boot vor, um Federers künftige Nachbarschaft zu porträtieren. Als die NZZ exklusiv meldete, dass Federer ein Ersatzgrundstück in Herrliberg wieder verkauft hat, zeigte sich erneut: Die Öffentlichkeit saugt jedes Detail auf, egal wie banal.
Bilder nicht erwünscht
Dabei wünscht sich der 20-fache Grand-Slam-Sieger vor allem eines: Privatsphäre. Gemäss NZZ reagierte sein Management nicht einmal mehr auf Interview-Anfragen, und auf Druck Federers verschwand ein Beitrag mit frischen Bildern seines Hauses wieder aus dem Netz. Doch die Sehnsucht der Menschen bleibt – nach dem Federer, der einst als Strahlemann des Sports ein ganzes Land verzauberte.
Das Dilemma
Genau hier liegt das Dilemma: Die Schweiz hält am Mythos fest, obwohl der Held längst abgetreten ist. Federer als sportlicher Traumfabrikant, als Ballkinder-Liebling, als charmanter Gentleman – diese Figur existiert nicht mehr. Übrig bleibt der Unternehmer, Jetsetter und Villenbesitzer. Und dieser Federer wirkt für viele fern, kühl, fast unzugänglich. Rapperswil-Jona wird kein Tennisidyll, sondern ein gut abgeschirmtes Luxusrefugium.
«Unseren» Federer gibt’s nicht mehr
Und doch: Wenn Federer bald einzieht, wird ein Funken jener Magie mitschwingen, die ihn zur nationalen Identifikationsfigur machte. Auch wenn die Schweiz weiss, dass sie «ihren» Federer ziehen lassen müsste – sie kann es offenbar nicht.