Der ehemalige Präsident der Schweizerischen Nationalbank Philipp Hildebrand tritt wegen fragwürdiger Devisengeschäfte zurück und der Thurgauer Anwalt und SVP-Kantonsrat Hermann Lei deckt diese mit auf und kommt dabei selbst mit dem Gesetz in Konflikt. Über dreizehn Jahre später bringt Rechtsanwalt Hermann Lei ein Buch heraus, in dem er die Geschehnisse aus seiner persönlichen Sicht schildert.
Keine Abrechnung
Hermann Lei betont, dass es sich bei seinem Buch «Blocher, Hildebrand und Widmer-Schlumpf» weder um eine Rehabilitation noch um eine Abrechnung handelt. Für ihn sei es eine Aufarbeitung der Ereignisse, um damit abschliessen zu können. Die Angelegenheit habe ihn und seine Familie über Jahre hinweg sehr belastet, sie hat bis zu Existenzängsten geführt. «Stellen Sie sich mal vor, wie es meiner Frau und meinen Eltern ergangen ist, als man mich morgens zum Verhör abholte und mein Büro durchsuchte.» Auch beruflich musste er einige Einbüssen hinnehmen. Mit dem Buch gehe für ihn die Ausarbeitung zu Ende. «Und damit ist es nun auch gut», sagt er. Auf die Frage, was ihn all die Jahre so beschäftigt habe, antwortet er nach kurzem Überlegen: «Seitdem halte ich in der Schweiz alles für möglich.» Würde er heute wieder so handeln? «Nein, ich würde einen anderen Weg einschlagen und die Geschichte den Medien überlassen.»
Die Geschichte
Philipp Hildebrand wurde 2003 mit knapp 40 Jahren ins Direktorium der Schweizerischen Nationalbank gewählt. Sieben Jahre später war er deren Präsident und damit der mächtigste Banker im Land. Seine Amtszeit dauerte nur zwei Jahre, dann musste er wegen Devisengeschäften auf seinem privaten Konto bei der Bank Sarasin vor und nach der Verhängung des Euro-Mindestkurses im September 2011 zurücktreten. Ins Rollen gebracht hatte die Affäre ein Informatiker der Bank. Er dokumentierte die gewinnträchtigen Devisentransaktionen und übergab die Papiere dem Thurgauer SVP-Kantonsrat und Anwalt Hermann Lei. Beide kennen sich seit Kindertagen. Lei organisierte daraufhin ein Treffen mit alt Bundesrat Christoph Blocher, bekannt als Kritiker von Hildebrand, dieser informierte zunächst den Bundesrat. Hermann Lei übergab Kopien der Bankauszüge an die «Weltwoche». Danach beschäftigte der Fall jahrelang die Politik und die Gerichte. Hildebrand schob die Schuld auf seine Frau und schied «freiwillig» aus seinem Amt aus. Juristisch wurde er nicht belangt und behauptet bis heute, dass die Transaktionen von seiner damaligen Frau in Auftrag gegeben wurden und er davon keine Kenntnis hatte. Der Informatiker und Lei wurden wegen Verletzung des Bankgeheimnisses angeklagt und verurteilt. Jahre später wurde Hermann Lei zum Teil wieder rehabilitiert. Der Gang zu den Medien sei gerechtfertigt gewesen, hiess es in einem Urteil aus dem Jahr 2017. «Damit bin ich der einzige Whistleblower mit Freispruch», so Lei.