Home Region Schweiz/Ausland Sport Rubriken Agenda
Lifestyle
09.11.2020

Vom Verdingkind zum Vater

In einer romanhaften Biografie erzählt Peter Gisler die Geschichte seines Vaters; wie er zum Verdingkind wurde, wie er sein Schicksal in die eigenen Hände nahm und damit Frieden schloss.
In einer romanhaften Biografie erzählt Peter Gisler die Geschichte seines Vaters; wie er zum Verdingkind wurde, wie er sein Schicksal in die eigenen Hände nahm und damit Frieden schloss. Bild: Linth24
In Gesprächen mit seinem Vater lernt Peter Gisler über dessen Vergangenheit und schreibt darüber einen Roman, welcher über die Jugendjahre hinausgeht und den Weg zu einem unabhängigen Leben schildert.

Als Säugling wird Fredi mit Kinderlähmung angesteckt, später als Hinkebein von anderen Kindern verlacht. Das Gehen fällt ihm schwer, aber kaum einer steigt so flink auf Bäume, fängt so geschickt Forellen mit blossen Händen wie er. Dann stirbt der Vater an Krebs.

Wie seine beiden älteren Brüder wird Fredi verdingt. Als Achtzehnjähriger versorgt man ihn in einer Arbeitsanstalt für Gebrechliche, wo er Bürstenmacher werden soll. Aufmüpfig wie er ist, wird er zur Disziplinierung ins Burghölzli, damals eine Irrenanstalt, verfrachtet.
Kaum frei, nimmt er sein Leben in die eigenen Hände. Er erlernt autodidaktisch seinen Traumberuf. In der Freizeit steigt er als Boxer in den Ring, erkundet auf dem Tourenvelo Italien, Frankreich und Spanien und fährt Clubrennen. Trotz Familienauflösung und liebloser Jugend gelingt es Fredi, mit seinem Schicksal Frieden zu schliessen.

In der Vergangenheit des eigenen Vaters

Lange Zeit weiss der Autor Peter Gisler nichts von der Vergangenheit seines Vaters. Ausführliche Gespräche mit dem Vater, seinem ältesten Bruder und mit Verwandten, Nachforschungen vor Ort, bei Zeitgenossen und in den Archiven von Stadt und Kanton Zürich werden die Basis einer umfassenden Chronik, und die Beziehung von Vater und Sohn gewinnt eine ganz neue Qualität. Der Sohn beginnt den Vater zu verstehen und beginnt über dessen Vergangenheit zu schreiben. Daraus entstand die romanhafte Biografie mit dem Titel «Was bleibt, was geht – Von einem, der sein Leben ständig neu erfindet», welches nun im Handel ist.

Ein Buch als Exemplar für viele Leben

Bei diesem Buch handelt sich um eine sehr persönliche Biografie, die jedoch exemplarisch für viele in Vergessenheit geratene Leben steht. Sie beleuchtet einen wichtigen Teil der Schweizer Sozialgeschichte des 20. Jahrhunderts und zeigt die ärmlichen Lebensbedingungen, in denen viele Schweizerinnen und Schweizer weit bis ins letzte Jahrhundert hineinlebten.

Autor Peter Gisler

Peter Gisler (*1948) macht sich früh selbstständig und rekrutiert während zwanzig Jahren als Personalberater technisches Fachpersonal und Kaderleute. Danach begleitet er als Laufbahn- und Führungscoach Menschen bei ihren Fragen zum Beruf, zu ihrer Rolle in Aufgabe und Funktion und schreibt den Ratgeber «Das Laufbahnbuch». Auch nach diesen intensiven Jahren befasst er sich mit Menschen und Lebensgeschichten, nun aber als Autor.

Peter Gisler