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31.12.2020

Vorsätze fürs neue Jahr oder sich Wünsche erfüllen

Viele Vorsätze für das neue Jahr - sinnvoll?
Viele Vorsätze für das neue Jahr - sinnvoll? Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung
Manchmal dringt es schon ein bisschen abgedroschen - Vorsätze für das neue Jahr. Doch es gibt auch eine andere Art - sich Wünsche erfüllen.

Sich Wünsche erfüllen

Für dieses Mal habe ich mir überlegt, mir nicht all zu viele Vorsätze zu machen, sondern mir kleine Wünsche aufzuschreiben, die sicher erfüllbar sind. Dabei ging ich davon aus, dass Corona uns noch eine Weile beschäftigen wird.

Eine Auslandreise wäre doch schön. Das ist durchaus noch möglich, nämlich eine kleine Reise in Grenznähe nach Deutschland. Ich habe es natürlich gut, da mein Bruder und mein Vater momentan sich in Deutschland aufhalten.

Kleinere Ausflüge in der Schweiz mit dem Auto, Thermoskanne und Picknick, da die Restaurants zu sind.

Da viele mir bekannte Menschen Angst haben und keinen Besuch zulassen oder selbst kommen, gehe ich zu denen, die sich freuen. Eigentlich ist es sehr spannend, herauszufinden, was möglich ist. Ein Puzzle, das durchaus zusammensetzbar ist.

Doch stiess ich auch auf eine interessante Studie, wie man Vorsätze wirklich realisieren kann.

Sich Wünsche erfüllen, statt sich Vorsätze zu machen Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Eine repräsentative Umfrage in der Schweiz von 2017, durchgeführt durch Intervista, brachte ähnliche Ergebnisse zu Tage. 35 Prozent der Schweizer hatten damals angegeben, sich mindestens einen guten Vorsatz vorzunehmen.

Die amerikanische Ipsos-Umfrage 2020 zeigt: 38 Prozent der Amerikaner nehmen sich mindestens einen guten Vorsatz für das Jahr 2020 vor. Geht es darum sich gleich mehrere Ziele vorzunehmen, dann sind es immerhin noch 20 Prozent.

Symbolbild für Ambition Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Zu ambitionierte Vorsätze führen zu Resignation

Aber wie wird man diesen Vorsätzen am besten gerecht? John C. Norcross ist klinischer Psychologe, Psychotherapeut und Professor für Psychologie. In seiner Forschungsarbeit hat er sich intensiv mit dem Thema «gute Vorsätze» beschäftigt.

Bereits die Ausgestaltung des Vorsatzes sieht Norcross als besonders relevant. Zu ambitionierte Vorsätze führen zu Resignation und frühem Versagen bei der Umsetzung. Wird das Ziel also nicht realistisch ausformuliert, so macht man sich bereits bei der Überlegung guter Vorsätze anfällig für das spätere Scheitern.

Quantifizierbare Ziele führen eher zum Ziel

Ähnlich sieht das auch Dr. Shayna Sheinfeld, welche auf ihrem Blog zusätzlich hervorhebt, dass die gesteckten Ziele häufig schwer zu quantifizieren sind. Vorsätze wie «Ich möchte schlanker werden» oder «Ich möchte weniger Zeit mit der Arbeit verbringen» lassen sich nicht so gut evaluieren wie konkrete, quantifizierbare Ziele. Dies erschwert es enorm, überhaupt ein Gefühl für die eigenen Erfolge zu entwickeln.

Realistisch, messbar ausformulieren

Beide, sowohl Norcross als auch Sheinfeld, verweisen in ihren Arbeiten im Kontext der Zielformulierung auf das SMART-Modell. Hiernach sollen Ziele im Allgemeinen, und auch eventuelle Neujahrsvorsätze, spezifisch, messbar, attraktiv, realistisch und terminiert ausformuliert werden.

Dazu ein Beispiel für den Vorsatz:

«Ich möchte schlanker werden» würde als exemplarisches smartes Ziel folgendermassen lauten:

«Ich werde bis zum 31.01.2020 (terminiert) durch dreimal wöchentliche Besuche im Fitnessstudio (spezifisch) mein jetziges Gewicht von 90 Kilo um ein Kilo reduzieren (messbar, realistisch, attraktiv)».

Definition von SMART als grafische Darstellung Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Am besten teilt man seinen Vorsatz für mehr Erfolg

Ein solches smartes Ziel lässt sich leichter verfolgen und auswerten als sein unspezifisches Gegenstück und auch das ist ein Faktor, der zum Erfolg bei der Zielerreichung beitragen kann. Norcross und Kollegen fanden ausserdem heraus, dass das Publikmachen der eigenen Vorsätze im Bekanntenkreis und im engeren Umfeld die Erfolgswahrscheinlichkeit zur Erreichung dieser erhöht. Gute Vorsätze wirken also besonders gut, wenn sie nicht ganz privat und allein ausgetragen werden.

Warum gute Vorsätze zu Silvester?

Wieso ausgerechnet gute Vorsätze zu Silvester? Beinahe 500 Personen haben Norcross und Kollegen in zwei Längsschnittstudien zum Thema «gute Silvestervorsätze» befragt. In der ersten Studie von 1989 waren 40 Prozent der befragten nach sechs Monaten immer noch erfolgreich in der Umsetzung ihrer Vorsätze, in der zweiten Studie von 2002 waren es nach einem halben Jahr sogar 46 Prozent.

Weiterer Punkt von Norcross interessant

Erwachsene Personen mit «guten Silvestervorsätzen» haben eine 11.5 mal höhere Erfolgsrate (46 Prozent) beim Ändern des Zielverhaltens in den ersten sechs Monaten als Personen mit den selben Zielvorstellungen und der selben Motivation, welche sich allerdings keine Vorsätze machen (4 Prozent). Es scheint also ein positiver Nutzen hinter der Überlegung guter Vorsätze zu stecken.

Wie wäre es einfach mit Wünschen Bild: toggenburg24/Web/freie Nutzung

Und was ist mit dem Scheitern?

Norcross und Kollegen konnten in ihrer Studie von 1989 zeigen, dass Personen, die ihr Verhalten über einen Beobachtungszeitraum von zwei Jahren im Sinne der Vorsätze erfolgreich ändern konnten, in diesem Zeitraum durchschnittlich vierzehnmal einen Ausrutscher zu verzeichnen hatten. 71 Prozent von ihnen beschrieben den ersten Ausrutscher sogar als stärkend für die weitere Umsetzung. Es ist also absolut in Ordnung, auch mal schwach zu werden. Hinfallen, aufstehen, Krone richten!

Wer ist Christoph Zäh?

Während seiner Ausbildung zum Heilerziehungspfleger wurde Christoph Zäh klar, dass er seine Zukunft der Arbeit mit Menschen widmen möchte.

Das Psychologie Studium soll nun die absolute Erleuchtung bringen. Wenn er sich nicht gerade durch die Statistiken der Welt wühlt oder in Embryonalstellung vor sich hin wimmert, weil Druckertinte jetzt teurer ist als menschliches Blut, dann boxt er sich den Kopf im Boxkeller frei oder sucht sich auf dem Rennrad, mit dem Snowboard oder im Kajak neue Herausforderungen.

Patricia Rutz/Toggenburg24/Christoph Zäh