Damals war Amerika noch nicht entdeckt worden, aber Briefe geschrieben haben die Leute vorher schon. Manche schrieben seitenweise und legten dann noch weitere vollbeschriebene Blätter dazu. Wie E-Mail mit Attachment von heute. Andere schrieben nur ganz kurz, «wir treffen uns morgen um 11Uhr». Wie SMS von heute.
Brief brauchte von Ungarn her zwei Wochen
SMS und E-Mail sind allerdings etwas schneller unterwegs. Eine St. Gallerin, Frau Baumhart, war gestorben. Ihre Tochter, Eva Holzwart, war nach Ofen in Ungarn ausgewandert. Sie schrieb von dort nach St. Gallen, damit ihr Anteil am Erbe ihrer Mutter zu ihr transportiert wird. Dieser Brief braucht von Ungarn nach St. Gallen knapp zwei Wochen.
Von schlechten bis zu guten Nachrichten
Der Brief von Ursula Ruchenacker von Steinach nach St Gallen brauchte nicht so lange. Das sind ja auch nur gerade 15 Kilometer. Es eilte der armen Frau aber auch: Ursula wurde nämlich von ihrem Ehemann betrogen. Er hatte eine Geliebte, und Ursula musste ihr ihre schönsten Kleider und all ihren Schmuck geben. Sie war verzweifelt und beschwerte sich beim Stadtrat von St. Gallen. Wie dieser reagiert hat, wissen wir leider nicht.
Aber auch Erfreuliches findet sich in den Briefen. Herr Kurtz erfand in Stuttgart eine Art Feuerlöscher auf Rädern. Man könnte fast behaupten, es sei das erste Feuerwehrauto. Herr Kurtz liess grosse farbige Prospekte drucken, mit einer Abbildung und einer Beschreibung seiner neuen Maschine. Diese schickte er dann an mögliche Käufer. Und er machte bis nach St. Gallen Werbung für seine Erfindung.