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14.06.2021
14.06.2021 06:47 Uhr

30 Jahre Frauenstreiktag in der Schweiz

Streikende Frauen am nationalen Frauenstreiktag am 14. Juni 1991 in Bern.
Streikende Frauen am nationalen Frauenstreiktag am 14. Juni 1991 in Bern. Bild: Schweizerisches Nationalmuseum/ASL
1991 streikten die Schweizer Frauen zum ersten Mal. Sie gingen für Lohngleichheit und ganz allgemein für gleiche Chancen auf die Strasse. 30 Jahre später sind viele Forderungen immer noch aktuell.

Am 14. Juni 1991 streikten rund 500'000 Schweizer*innen unter dem Motto «Wenn Frau will, steht alles still». Zehn Jahre zuvor wurde der Gleichstellungsartikel eingeführt.

Gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit

Gefordert wurde in erster Linie gleicher Lohn für gleichwertige Arbeit. Der Anlass wurde von den meisten Schweizer Frauenorganisationen mitgetragen und war ursprünglich von einigen Arbeiterinnen der Urhenbranche im Vallée de Joux initiiert worden. Es war nach dem Landesstreik von 1918 der grösste Streik, den die Schweiz je erlebt hatte.

Erster Schweizer Frauenstreik 1945

In der Schweiz waren die Frauen bereits vor 1991 aktiv. Gleich nach dem Ende des zweiten Weltkriegs, 1945, streikten 400 Arbeiterinnen der Schweizerischen Industriegesellschaft für Schappe (SIS) in Arlesheim. Die SIS stellte aus Seidenabfällen billige Garne her und beschäftigte vor allem Frauen. Die Löhne waren mager und diejenigen der weiblichen Angestellten noch einmal um fast einen Viertel tiefer als die der männlichen.

Dieser Streik dauerte einen Monat und fand in der Schwiez grosse Beachtung. Schliesslich konnten die streikenden Frauen genau wie in Österreich ihre Forderungen durchsetzen. Sie bekamen einen Gesamtarbeitsvertrag und die Löhne sowie Ferientage wurden erhöht.

Das Frauenstimmrecht wurde im Kanton Appenzell Ausserhoden am 30. April 1989 eingeführt. Bild: nau.ch

Frauenstimmrecht - zentrales Anliegen 1918

Das Frauenstimmrecht war übrigens beim Landesstreik von 1918 ein zentrales Anliegen. Es stand noch vor Punkten wie der 48-Stunden-Woche oder jener einer Alters- und Invalidenversicherung auf der Liste der Forderungen.

Vorläuferinnen in Österreich 1893

Der allererste Frauenstreik spielte sich in Österreich ab. Damals traten 700 Arbeiterinnen mehrerer Textilfabriken im Mai 1893 in den Ausstand. Sie forderten eine Verkürzung der Arbeitszeit auf zehn Stunden pro Tag, einen Mindestlohn von acht Kronen pro Woche (der Verdients war eine Krone) und einen arbeitsfreien Tag am 1. Mai. Nach zwei Wochen lenkten die Arbeitgeber ein und bewilligten die Forderungen. Der «Streik der 700» ging in die österreichische Geschichte ein.

Ursprung in den USA

Der Ursprung hatte der Frauenstreiktag 1970 in den USA. Damals gab den ersten weiblichen Massenstreik. Sie setzten sich für das Recht auf Abtreibung, gleiche Chancen in der Arbeitswelt und kostenlose Kinderbetreuung während der Arbeitszeit ein.

Weitere Frauenstreiks folgten in verschiedenen Ländern, unter anderem in Island, Spanien und in der Schweiz.

Plakat zum landesweiten Frauenstreik vom 14. Juni 1991. Das Sujet stammt von Grafikerin Agnes Weber. Bild: Schweizerisches Nationalmuseum

Quellen:

SRF, Bericht über den Frauenstreik vom 14. Juni 1991.

Historiker und Kommunikations-Chef des Schweizerischen Nationalmuseums, Andrej Abplanalp.

Toggenburg

Am 12. Juni 2021 gab es eine Führung zu sechs Stationen in Wattwil und Lichtensteig, und zwar unter dem Titel «sichtbar ungleich» wurden die weiter bestehenden Ungleichheiten, die Frauen diskriminieren, thematisiert. Es sprachen Barbara Gysi, Ina Praetorius, Christelle Wick, Andrea Scheck und Frauen aus dem Organisationskomitee.

Der Start war um 14.00 Uhr am Bahnhof Wattwil. Die Tour endete ca. 16.45 Uhr im Rathaus für Kultur in Lichtensteig.

Nach einem Transport mit dem Linienbus nach Lichtensteig gab es die zwei letzten Inputs beim Toggenburger Museum und vor dem Rathaus.

Es waren alle herzlich eingeladen, teilzunehmen!

Patricia Rutz/Toggenburg24