Ausreden statt Wahrheiten
«Ach, die Enkelkinder sind schon streng», «meine Tochter schliesst gerade noch ihre zweite Ausbildung ab und braucht mentale Unterstützung», ich habe so viele soziale Verpflichtungen, obwohl ich sie reduziert habe. Doch eigentlich nehme ich nur noch ein bis zwei Verpflichtungen pro Tag war». «Ich fahre an fünf Tagen Rotkreuzdienst, da bleibt mir keine freie Minute.» «Ich muss noch packen, da wir in die Ferien gehen, ich werde mich nach den Ferien wieder melden». So könnte ich die Liste unendlich fortsetzen. Wenn ich diese Ausreden höre, so denke ich auch oft, dass diese Menschen sich denken: «puuh, lieber sie als ich».
Ich kann es sehr gut verstehen, dass man lieber nicht mit einer schweren Krankheit ständig konfrontiert werden möchte. Doch was liegt näher als die Wahrheit. Statt der ständigen Ausreden wäre mir lieber, wenn die Menschen mir einfach sagen würden: «Ich kann das nicht.»
Das ist nicht schön für denjenigen, der die Unterstützung gut gebrauchen könnte. Ja, die Ausreden haben auch ihren Preis. Die eine Aussage macht eine gewisse Zeit traurig, die andere entwickelt eine Wut, zumindest in mir.
Schwere Krankheiten gehören zum Leben. Man kann sie verdrängen, was auch legitim ist. Man kann aber auch viel lernen, wenn man von aussen in die Geschichte hineinkommt und nach einer gewissen Zeit wieder nach Hause geht. Sie zeigt einem die Grenzen der Gesundheit, dass sie nicht selbstverständlich ist, und dass das Leben endlich ist.