Die pandemiebedingten Ladenschliessungen im März 2020 haben den Einzelhandel stark beeinträchtigt.
Zahlreiche Händler waren gezwungen, innerhalb kürzester Zeit neue Vertriebskanäle aufzubauen und bestehende Verkaufskanäle zu verbessern. «Omni-Channel Management» nennen Fachleute den Vertrieb einer Ware über verschiedene Kanäle, sei es digital direkt zum Kunden nach Hause oder via Bestellung und Abholung am Eingang des Ladengeschäfts während der Pandemie. Diese diversifizierte Vertriebsform hat in der Pandemie an Bedeutung gewonnen.
Online gewinnt deutlich
Prof. Dr. Thomas Rudolph, Dr. Kristina Kleinlercher und Nora Kralle am Forschungszentrum für Handelsmanagement der Universität St.Gallen (IRM-HSG) haben das Kaufverhalten von OmniChannel-Käufer in Deutschland, Österreich und der Schweiz nun untersucht.
Zum vierten Mal, nach 2011, 2014 und 2017 wurden über 3000 Konsumenten zu ihren Einkäufen bei Omni Channel-Händlern, die ihre Produkte und Dienstleistungen sowohl online als auch in stationären Ladengeschäften anbieten, befragt. Die Ergebnisse dieser Studie helfen Unternehmen aus Handels-, Industrie- und Dienstleistungsbereichen, Veränderungen im kanalübergreifenden Kaufverhalten zu verstehen.
Covid-19 hat unser Einkaufsverhalten erheblich verändert
Die Befragung hat sechs Monate nach dem ersten Lockdown stattgefunden. Zum Zeitpunkt der Befragung, im November 2020, waren die Läden also seit knapp sechs Monaten wieder geöffnet. Die Ergebnisse deuten somit nachhaltige Veränderungen im Kaufverhalten an.
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang sind folgende Entwicklungen:
- Covid-19 hat das Einkaufsverhalten grundlegend verändert. Rund 40 Prozent der befragten Konsumenten meiden seit dem Ausbruch der Krise, wenn möglich, stationäre Läden und lassen sich Produkte und Dienstleistungen nach Hause liefern.
- Der Omni-Channel-Einkauf, bei dem Offline- und Online-Kontaktpunkte genutzt werden, hat an Beliebtheit gewonnen.
- In der Pandemie hat der Online-Shop das stationäre Geschäft als präferierten Einkaufskanal abgelöst. Noch 2017 führte der stationäre Handel als präferierter Einkaufkanal. 56 Prozent der Befragten kauften damals in einem stationären Laden ein. Ende 2020, nach rund sechs Monaten nach dem ersten Lockdown, fällt diese Präferenz auf nur noch 43 Prozent.
- Sowohl die Kaufhäufigkeit als auch der Ausgabebetrag sind auf Online-Shops deutlich angestiegen. Die Corona-Pandemie hat diesen Trend beschleunigt.
- Für den Online-Einkauf gewinnt das Smartphone als «Device» deutlich an Bedeutung. In nur vier Jahren stiegen Online-Bestellungen über Smartphones von 9 Prozent auf 30 Prozent.
- Amazon konnte in Deutschland und Österreich seine starke Stellung als wichtiger Kontaktpunkt in der «Customer Journey» weiter ausbauen. In vielen Branchen zählt Amazon mittlerweile zu den wichtigsten fünf Kontaktpunkten.