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Freizeit
13.07.2021

«Wir mussten Hunderte wegschicken»

In einen Club kommen nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Eigentlich.
In einen Club kommen nur Geimpfte, Genesene und Getestete. Eigentlich. Bild: zVg
Seit wenigen Wochen dürfen Clubs wieder Gäste empfangen – allerdings nur jene mit einem Covid-Zertifikat. Das wollen nicht alle Partymäuse verstehen: Sie versuchen, sich mit gefälschten Dokumenten hinein zu schmuggeln.

Lange musste das Partyvolk darauf warten, dass der Bundesrat Diskotheken wieder öffnet. Am 26. Juni war es dann endlich so weit: Die DJs legten wieder auf, die Dancefloors füllten sich mit Tanzbegeisterten, und vor den Türen bildeten sich Menschenschlangen. Anders als vor der Pandemie reicht es aber nicht mehr, volljährig zu sein oder ein angemessenes Outfit zu tragen, damit der Türsteher einen hineinnickt – es braucht auch ein Covid-Zertifikat. Ausgestellt wird dieses für die drei Gs: Genesene, Geimpfte und Getestete.

Gefälschte Zertifikate im Umlauf

Dies sorgte besonders an den ersten Wochenenden für Verwirrung bei den Gästen, wie eine Nachtclub-Mitarbeiterin gegenüber stgallen24 erzählt: «Wir mussten Hunderte Personen alleine an einem Abend abweisen, weil sie kein Zertifikat hatten. Einige hatten einen Schnelltest dabei, andere das Impfbüchlein. Das sorgte für längere Wartezeiten, da man den Leuten erklären musste, was geht und was nicht.» 

Während sich früher Gäste mit einem falschen Ausweis in den Club schmuggeln wollten, versuche man dies nun mit gefälschten Covid-Zertifikaten, so die Mitarbeiterin. «Manche drucken irgendwelche QR-Codes aus, und zwar so, dass das Gerät diese nicht lesen kann. Andere versuchen es mit einem Screenshot von Kollegen, die bereits geimpft sind, und mit deren Ausweisen. Das fällt schnell auf, und wir schicken die Leute wieder nach Hause.»

Kontrolliert wird mit der Scan-App vom Bund. Damit aber auch ein Besuch für Ungeimpfte möglich ist, reagieren die Diskotheken mit eigenen Testzentren in der Stadt St.Gallen. Diese werden rege genutzt – und so kommt es zu Wartezeiten von bis zu zwei Stunden, bis die Tanzfläche mit einem gültigen Covid-Zertifikat gestürmt werden kann.

Gäste, die Covid-Zertifikate fälschen, riskieren eine Anzeige wegen Fälschung von Ausweisen, die gemäss Art. 252 Strafgesetzbuch mit Freiheitsstrafen von bis zu drei Jahren oder Geldstrafen bedroht ist. «Ebenfalls steht der Tatbestand der Urkundenfälschung zur Diskussion (Art. 251 StGB), der mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft wird», sagt Beatrice Giger, Medienbeauftragte der Staatsanwaltschaft St.Gallen, auf Anfrage.

«Regelrechter Ansturm»

Auch das Team von René Meier, Inhaber des IVY-Clubs, musste einige Gäste aufgrund fehlender oder ungültiger Covid-Zertifikate abweisen. «Deshalb haben wir uns entschieden, eine eigene Teststelle in den Räumlichkeiten der Manufaktur einzurichten. Dort kann ein Antigen-Schnelltest gemacht werden; das Zertifikat wird anschliessend ausgehändigt. Uns ist es wichtig, dass die Gäste verstehen, wie es läuft – und auf legalem und professionellem Weg an ein Zertifikat kommen. Es wird aber von Woche zu Woche besser.»

Die Stimmung bei den Gästen sei ausgelassen und der Club-Inhaber freut sich über die geöffneten Türen «Wir sind erstaunlich gut besucht, es gibt regelrecht einen Ansturm! Natürlich ist die Situation nicht wie vor der Pandemie, aber wir halten uns an die Regeln und sind froh, dass wir überhaupt öffnen dürfen und den Leuten ein Nightlife bieten können. Wir sind sicher, dass es schon bald wieder besser und unkomplizierter wird», sagt Meier. 

 

 

mik/stgallen24/Toggenburg24