Kaum erblickt, passiert zweierlei: Einerseits tritt der Fuss aufs Bremspedal, andererseits folgt die Feststellung, dass das Ding immer noch nicht weg ist. Die Rede ist vom Blitzkasten auf der Oberlandautobahn in Fahrtrichtung Rapperswil-Jona. Dieser ist kurz vor der Ausfahrt Rapperswil positioniert. Die sogenannte semistationäre Geschwindigkeitsmessanlage steht hier seit Ende Oktober. Ein mobiler Blitzer so lange an Ort und Stelle – das sei nicht Usus, bekennt der Zürcher Polizeisprecher Florian Frei.
Der Ammler in Diensten der Kantonspolizei (Kapo) Zürich fährt diese Strecke regelmässig. Und hat sich beim Vorbeifahren selbst schon über den Blitzer gewundert. Denn: «In der Regel stehen Geschwindigkeitsmessanlagen zwischen mehreren Tagen oder Wochen am gleichen Ort», sagt Frei. Warum befindet sich dieser Blitzkasten also nach bald zehn Monaten noch immer hier? Das komme auf verschiedene Faktoren an – vor allem, ob die Anlage ihren Nutzen erfülle, sagt Frei. «Das ist bei jener Anlage der Fall.» Einen Nutzen erfüllen – heisst das, dass der Blitzkasten ein Goldesel ist? Zahlen zu einzelnen Anlagen gibt die Kapo nicht bekannt. Ob sich die Messanlage finanziell lohnt, kann also nicht gesagt werden. Aber vermutet. Denn der Blitzer ist ein Multitalent: Er knipst nicht nur zu schnelle, sondern auch falsch fahrende Fahrzeuge. Bei besagter Stelle 500 Meter vor der Ausfahrt Rapperswil-Jona gibt es davon einige.
Kurz vor dem Blitzkasten werden nämlich zwei Spuren zu einer zusammengeführt. Auf Höhe der Anlage befindet sich eine weiss gestrichelte Sperrfläche. «Die Anlage registriert, wenn Fahrzeuge die Sperrfläche überfahren », erklärt Frei. «Solange viele Verkehrsteilnehmende darüberfahren, erfüllt die Anlage als Erziehungsmittel ihren Zweck.» Für fehlbare Autolenkerinnen oder Töfffahrer heisst das: Es geht ans Portemonnaie. Das Überfahren einer Sperrfläche kann laut Kapo je nach Gefährdung der anderen Verkehrsteilnehmenden einen Übertretungs- oder ein Vergehenstatbestand darstellen. Dies kostet schnell einmal mehrere Hundert Franken.
Schwer transportierbar
Es gibt aber auch praktische Gründe, wieso aus der semistationären Anlage eine nahezu stationäre wurde. Denn der Blitzer ist schlicht nicht leicht zu verschieben. «Es handelt sich um ein älteres Modell, welches für eine Umplatzierung einen Kranen benötigt», sagt Kapo-Sprecher Frei. Neuere mobile Messanlagen sind auf einem Anhänger montiert. Ein Zugfahrzeug reicht, um den Standort zu wechseln.
Fünf Sekunden bis zur Grenze
Apropos Standort – auch dieser ist bei der Anlage auf Bubiker Boden speziell. Der Blitzer ist eine Art Abschiedsgruss des Kantons Zürich. Fünf Fahrsekunden später überqueren die Fahrzeuge die St.Galler Kantonsgrenze. Seitwärts steht der Blitzer circa zehn Meter vom Stadtgebiet von Rapperswil-Jona entfernt (siehe Karte). Der Zürcher Polizeisprecher Frei sagt dazu: «Da die Anlage nahe an der Kantonsgrenze steht, hat die Kapo Zürich sich mit der Kapo St.Gallen abgesprochen.» Alles rechtens also.
Unklar ist, wie lange vor den Toren St.Gallens noch geblitzt wird. Frei hält fest, dass die Anlage «nicht am falschen Ort» stehe. Denn sie erfülle ihren Zweck und eine Verschiebung wäre sehr aufwendig. Gut möglich, dass der mobile Blitzer demnach hier bald sein einjähriges Bestehen feiern darf.