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10.05.2023

Eine kulturelle Entdeckungsreise

Festivalleiterin Carina Neumer blickt den Schaffhauser Kulturtagen voller Vorfreude entgegen.
Festivalleiterin Carina Neumer blickt den Schaffhauser Kulturtagen voller Vorfreude entgegen. Bild: Lara Gansser, Schaffhausen24
Kultur, wohin das Auge reicht: Vom 15. bis 18. Juni gehen die ersten Schaffhauser Kulturtage über die Bühne. Festivalleiterin Carina Neumer spricht im Interview mit dem «Bock» über die Vielfalt des 6395-minütigen Programms und darüber, wie man als Besucher:in möglichst viel Kultur erleben und geniessen kann.

Mitte Juni finden die ersten Schaffhauser Kulturtage statt. 323 regionale Beteiligte präsentieren dann an vier Tagen ihre Kunst in der Schaffhauser Altstadt. Der «Bock» sprach mit Festivalleiterin Carina Neumer über den aktuellen Stand der Vorbereitungen sowie die kulturelle Vielfalt und Experimentierfreude, welche das Programm bringt. 

«Bock»: Noch 38 Tage bis zum Startschuss der Schaffhauser Kulturtage. Wie geht es dir, wenn du das hörst?

Carina Neumer: Die grossen Arbeiten sind erledigt und wir sind auf einem guten Weg. Aber es gibt noch einiges zu tun. Gerade administrativ bin ich noch etwas im Hintertreffen, also beispielsweise was schriftliche Verträge mit Kulturschaffenden angeht. Dazu kommen noch Abklärungen einzelner ortsspezifischer Angelegenheiten. In diesem Bereich habe ich glücklicherweise Roli Fricker an meiner Seite. Er ist ein sehr erfahrener Technikspezialist im Raum Schaffhausen und kann mir in diesem Bereich sehr viel abnehmen.

Die Vorbereitungen scheinen also gut voranzugehen. Gibt es Herausforderungen, mit denen ihr aktuell zu kämpfen habt?

Neumer: Momentan arbeiten wir an der Einteilung der Helfereinsätze. Da kommen viele Fragen auf wie «Was fällt alles an?» oder «Wo braucht es wie viele Helfer:innen»? Das ist vor allem eine grosse Herausforderung, da das Festival zum ersten Mal stattfindet und wir beispielsweise nicht einschätzen können, wie viele Besucher:innen schlussendlich kommen. Dazu kommt der genaue Zeitplan mit den Soundchecks und am Ende auch das Wetter, das nicht vorhersehbar ist.

Wie viele Helfer:innen stehen an den Kulturtagen im Einsatz?

Neumer: Wir rechnen mit etwa 30 Helfer:innen. Das Schöne ist, dass sich viele gleich für mehrere Tage gemeldet haben und flexibel einsetzbar sind. Sowieso dabei sind die Programmgruppe sowie das Team des Kulturdiensts der Stadt Schaffhausen. Bis am 14. Mai suchen wir noch weitere Helfer:innen.

Der grosse Vorteil ist zudem, dass die Organisation in den meisten Locations autonom läuft. Auf uns alleine gestellt sind wir hingegen bei den drei grossen Bühnen oder gewissen Innenhöfen. Noch nicht ganz abschätzbar ist zudem, wie viel Betreuung die Kulturschaffenden brauchen. Wir sind positiv überrascht, wie selbständig und zuverlässig bisher alle sind. Noch herrscht die Ruhe vor dem Sturm.

6395 Minuten Programm – das sind 106 Stunden an vier Tagen. Wie kann man als Besucher:in möglichst viel davon erleben?

Neumer: Alles sehen können wird niemand. Möglichst viel ist aber absolut möglich. Man kann an unserem Festival von einem Ort zum anderen laufen. Das Programm ist so gelegt, dass es immer anschliessend irgendwo weitergeht. Teils sind recht zackige Wechsel erforderlich, meist hat man aber 15 bis 30 Minuten Zeit. Samstags und sonntags können die Besucher:innen nahtlos den ganzen Tag mit Kultur verbringen.

Wann geht es denn morgens jeweils los?

Neumer: Das reguläre Programm beginnt am Donnerstag ganz offiziell um 18 Uhr. Allerdings finden vorher bereits Workshops und Angebote für Kinder sowie ein Einstimmungskonzert mit dem Urs Röllin Trio in der Tanne statt. Auch am Freitag gibt es ab 11 Uhr insbesondere Angebote für Kinder und Jugendliche. Am Samstag und Sonntag gibt es durchgehendes Programm ab 11 Uhr, Ausstellungen öffnen bereits um 10 Uhr. Und die richtigen Kulturjunkies können die «Rund um die Uhr»-Angebote jederzeit geniessen.

323 Kulturschaffende aus den verschiedensten Kultursparten sind beteiligt. Was war euch bei der Programmauswahl wichtig? 

Neumer: Es wäre schön, wenn das Wetter stimmt. Stattfinden wird das Festival auf jeden Fall, bei schlechtem Wetter verschiebt sich das ein oder andere in Innenräume. Schade wäre es für die Sichtbarkeit der Kultur – bei strömenden Regen haben einfach weniger Leute Lust, durch die Strassen zu schlendern.

Und ich wünsche mir ein aktives Publikum. Das Festival fordert die Besucher:innen auf, auf Entdeckungsreise zu gehen und von einem Ort zum nächsten zu laufen. Ich bin sehr gespannt, wie das funktioniert.

Dementsprechend ist es auch ein Ziel, dass sich die Festivalbesucher:innen neuen Kulturformen gegenüber öffnen?

Neumer: Genau, oder umgekehrt einen neuen Ort kennen lernen – das ist der Gedanke dahinter. Wer einen Bändel kauft, hat gezahlt und soll sich trauen, etwas auszuprobieren. 25 Franken lohnen sich schon ab einem Konzertbesuch. Die Besucher:innen sollen das Gefühl bekommen, möglichst viel für den Preis rausholen zu können. Das Festival umfasst viele experimentierfreudige Projekte. Beispielsweise im Atelier Wüscher in der Krummgasse wird eine Garage an vier Tagen rund um die Uhr bespielt.

Über die Webseite ist es möglich, sich ein individuelles Tagesprogramm zusammenstellen. Wie funktioniert das?

Neumer: Das eine sind die Herzen, die man verteilen kann und sich seine Favoriten so im Browser speichert, wenn man den Cache nicht leert. Daraus kann dann ein PDF heruntergeladen werden. So erhält man sein personalisiertes Programm und sieht, ob es zeitlich möglich ist. 

Eine weitere Inspirationsquelle ist auf unserer Webseite zu finden. Dort geben verschiedene Schaffhauser:innen Tipps ab – von Stadtpräsident Peter Neukomm über Theaterpädagoge Simon Kramer und Kadetten-Spieler Zoran Marković bis zum vierjährigen Mirko. 

Am 1. April öffnete der Vorverkauf. Wie zufrieden seid ihr bisher?

Neumer: Es sind 167 Bändeli verkauft, womit ich persönlich sehr zufrieden bin. Die Werbetrommel wird erst jetzt voll gerührt. Dadurch, dass so viele Kulturschaffende beteiligt sind, verteilt sich das Werben auf viele Schultern und vervielfältigt sich dadurch. Es war uns wichtig, von Anfang an beispielsweise mit Präsenz auf Social Media sichtbar zu sein. 

Denn es ist klar: Es ist ein Festival, das es noch nicht gegeben hat. Wir müssen von Null auf Reichweite aufbauen. Und wir wissen nicht, ob es ein nächstes Mal gibt. Es findet jetzt einmal statt und dann wird geschaut, wie es weitergeht. Wir wollen einen Begegnungsort schaffen – wenn die Menschen zu zurückhaltend sind, kann dieser Begegnungsort nicht entstehen. Darum ist Werbung ungemein wichtig.

Welche Bedeutung hat das Festival für Schaffhausen als «Kulturstern»?

Neumer: Ich bin überwältigt, dass so viele Menschen über unser Festival sprechen. Ich würde es zwar eher «Leuchttürmchen» nennen. Das Festival vernetzt die lokalen Kulturschaffenden. Das war immer unser Ziel, anfangs waren wir sehr vorsichtig das auszusprechen. Doch mit der fortschreitenden Planung haben sich die Gedanken, die wir in das Konzept steckten, bestätigt. 

Schaffhausen hat eine sehr reiche Kultur. Die Magie des Festivals soll es sein, das nun alles gebündelt an vier Tagen zu erleben. Jede:r hat eine eigene Plattform, um sich zu präsentieren, und doch treten alle gemeinsam in Erscheinung.

Was braucht es jetzt noch, damit die Schaffhauser Kulturtage ein Erfolg werden?

Neumer: Es wäre schön, wenn das Wetter stimmt. Stattfinden wird es auf jeden Fall, bei schlechtem Wetter verschiebt sich das ein oder andere in Innenräume. Schade wäre es für die Sichtbarkeit der Kultur – bei strömenden Regen haben einfach weniger Leute Lust, durch die Strassen zu schlendern.Und ich wünsche mir ein aktives Publikum. Das Festival fordert die Besucher:innen auf, auf Entdeckungsreise zu gehen und von einem Ort zum nächsten zu laufen. Ich bin sehr gespannt, wie das funktioniert.

«Das Programm ist so aufgebaut, dass es immer irgendwo weitergeht »
Carina Neumer, Festivalleiterin

Der Ticketkauf

Ein normaler Festivalpass für alle vier Tage kostet 25 Franken. Beim Kauf des Förderpasses für 50 Franken werden 25 Franken gespendet. Alle Veranstaltungen in Innenräumen können auch einzeln ohne Festival- oder Förderpass für 10 Franken besucht werden (Kasse nur vor Ort).

Lara Gansser, Schaffhausen24