Sager beginnt mit zehn Jahren, Violine zu spielen, es gefällt ihm. Doch er möchte auch Lieder begleiten können, es ist die Zeit von Joan Baez und Bob Dylan, man sitzt zusammen, singt – und spielt Gitarre. Doch die Eltern haben Angst, Felix könne das Interesse an der Violine verlieren, sie untersagen es ihm. Er spart sich das Geld zusammen, kauft sich selbst eine Gitarre und bringt sich die Akkorde autodidaktisch bei.
Highlight Paul Huber
Die Sorgen der Eltern waren unbegründet, Sager blieb der Violine treu. In St. Gallen aufgewachsen besuchte er die Kantonsschule am Burggraben und machte dort seine ersten Erfahrungen als Orchestermusiker. Er erinnert sich: «Die Highlights waren die Aufführungen mit dem Dirigenten und Komponisten Paul Huber und Chor». Als Sager 1993 nach seinem Studium an der Uni Freiburg nach Wil zügelte, trat er dem Sinfonischen Orchester Wil bei, damals noch Orchesterverein Wil - mit seinen mittlerweile über 300 Jahren das älteste Amateurorchester der Schweiz.
Begeisterung als Motivator
Seit dieser Zeit sitzt Felix Sager auch im Orchestergraben des Musiktheater Wil, ein wichtiger Bestandteil des Wiler Orchesterlebens. Mit 15 Aufführungen spielt er bei der aktuellen Produktion «Cavalleria rusticana» mehr als die Hälfte. Die anfängliche Anspannung vor der Premiere ist mittlerweile einer angenehmen Routine gewichen und die Aufführungen können genossen werden: «Dass das Publikum begeistert ist von der Oper, ist für uns alle eine grosse Motivation». Für Sager ist es stets eine grosse Freude, mit den Kollegen und Kolleginnen zusammen im «Graben» zu sitzen und zu musizieren.
Abwechslung und Stilvielfalt wichtig
Lediglich bei der «Carmen»-Produktion 2009 musste Felix Sager aussetzen, ansonsten war er nahtlos dabei. Seine Favoriten? «Das Musical "Showboat" von Jerôme Kern 1997 und "La Traviata" von Giuseppe Verdi 2015 mit einer unvergesslichen Nicole Bosshard als Violetta», schwärmt er. Darin spiegelt sich Sagers Vielfalt: «Mich haben immer die unterschiedlichsten Musikrichtungen interessiert. Ich spiele sehr gerne alles, von Musicals über Opern, von Mozart zu Andrew Lloyd Webber. Abwechslung ist mir wichtig.»
Abschalten vom Berufsalltag
Für den heutigen Leiter des kantonalen Steueramtes bedeutet das Musizieren ein Eintauchen in eine andere Welt, ein Abschalten von der Arbeit und einen kreativen Ausgleich. «Unsere Aufgabe ist die Erhebung der Steuern. Wir können nicht erwarten, dass unsere Kundinnen und Kunden gerne Steuern bezahlen», erläutert Sager seine Arbeit. «Aber sie müssen die Gewissheit haben, dass sie kompetent und fair behandelt werden und dafür setze ich mich jeden Tag ein». Musik zu machen ist für Sager kein Müssen, es ist Leidenschaft: «Ich könnte die «Cavalleria» 100 Mal spielen. Ich freue mich über jedes gelungene Solo einer Kollegin oder eines Kollegen und bewundere, "wie unsere beiden Dirigenten diesen grossen "Laden" zusammenhalten können.»