Die Voltige-Gruppe Lütisburg unter der Leitung von Longenführerin Monika Winkler-Bischofberger war über ein Jahrzehnt lang in unserem Land der Inbegriff des Balancierens auf galoppierenden Pferden. Nach zehn Meistertiteln in Serie, weiteren Erfolgen zuvor und WM-Gold 2012 ist nun Schluss. Lütisburg zieht seine Elite-Gruppe zurück und fördert nurmehr Junioren. Der Grund: Die Rücktritte der drei Teamstützen Nadja Büttiker, llona Hannich und Sina Graf.
Nadja Büttikers Rücktritt schmerzt

Keine endgültige Verabschiedung
Vor allem der Rücktritt der Toggenburgerin Nadja Büttiker aus Mosnang schmerzt. Die zuverlässige und erfahrene Stützperson zieht nach 20 Jahren einen Schlussstrich unter ihre bemerkenswerte Karriere. "Ich bin 30-jährig geworden und seit 2007 in der Gruppe. Im September bestritt ich meine letzten Wettkämpfe und konnte mit unseren Mädels erneut den Titel gewinnen und erreichte Silber im Einzel. Ich arbeite zu 100 Prozent als Maurerin und möchte künftig etwas mehr Freizeit für mich und mein Privatleben haben.
Aber ganz von den Pferden und Voltigieren werde ich mich nicht verabschieden . Als Leiterin und Longenführerin einer Nachwuchs-Gruppe werde ich reduziert aktiv bleiben und kann häufiger mein Lieblingspferd Kibi auf dem Rickenhof in Wattwil besuchen", erzählt die 15-fache Gruppen- und vierfache Einzelmeisterin Meisterin.
Eine Ausnahmesportlerin
"Mit Nadja verlieren wir unser Aushängeschild. Sie war eine Ausnahmesportlerin, sehr ausgewogen, kräftig und beweglich und verfügt über ein ausgezeichnetes Stehvermögen. Sie ist eine unerschrockene unkomplizierte und hilfsbereite junge Frau und war auch nach ihrem Kreuzbandriss
2021 und dessen Folgen stets positiv und kooperativ", windet Monika Winkler-Bischofberger ihrer Vorzeigeathletin ein besonderes Kränzchen.
14 EM-Medaillen
Die athletische Nadja Büttiker sammelte rund 30 SM-Medaillen im Team und im Einzel. Dazu gewann sie 14 EM-Medaillen, ein ganzes WM-Medaillenset mit der Gruppe (Gold 2012, Silber 2014 und 2018 an den World Equestrian Games/WEG) und Bronze (2022 und 2024 in Bern). Dazu kommen Podestplätze an den Wettcupfinals, zwei Weltcup-Qualifikationssiege und, und, und. Nadja selbst weiss nicht mehr genau, was sie wo gewonnen hat und hat SM-Medaillen verlegt. Sie ist jedenfalls die wohl erfolgreichste Schweizer Voltigierin aller Zeiten.
An die Zukunft denken
"Wichtiger als Medaillen sind Auszeichnungen wie als Sportlerin des Jahres 2019 in der Ostschweiz war mir immer der Teamgedanke. Ich mag den Umgang mit gleichgesinnten Menschen und Pferden und lebte die Akrobatik auf Pferdes Rücken. Doch nun wurden sportliche Belastung und Druck immer stärker. Ich bin älter geworden und muss auch an meine Zukunft denken", ergänzt die als einzige Spitzenvoltigierin stets vollzeitig arbeitende Maurerin. "Auch der psychische Druck wurde grösser. Drei- bis viermal pro Woche Training, dazu viele Wo-Ende national und international unterwegs. Das zehrt.
Vom Voltigieren nicht leben
Vom Voltigieren können Athletinnen nicht leben. Vermögend werden sie in der Schweiz nicht. "Dafür habe ich auf unseren Reisen und Wettkämpfen viel von der Welt gesehen. Ich war in Lexington und Tryon/beide USA, Doha, Aachen, Dortmund, Leipzig, Salzburg und Flyinge in Schweden, um nur einige Orte zu nennen. Besonders in Erinnerung wird mir Lexington in Kentucky bleiben. Wir waren 201O zwei Wochen dort und wohnten in einer Riesenvilla, richtig familiär und hatten doch einige freie Stunden."