Eingeladen hatten der Naturschutzverein Ebnat-Kappel und Nesslau sowie der Förderverein Energietal Toggenburg. Das Angebot stiess auf grosses Interesse und so waren die 25 Plätze schnell ausgebucht.
Pilze seien weder Pflanze noch Tiere sondern eine eigene Art von Lebewesen, erläuterte Kursleiterin Patrizia Egloff in ihrer Einleitung. Seit jeher werden die essbaren Sorten weltweit als schmackhafte Nahrung geschätzt. Immer wieder wurden Versuche unternommen, Pilze zu züchten. So bauen die Chinesen schon seit über tausend Jahren den beliebten Speisepilz Shiitake an. In Europa gelten die Franzosen mit ihren ersten Champignonzuchten im 17. oder 18. Jahrhundert als Pioniere.
Aber erst in der Mitte des 20. Jahrhunderts hat der technologische Fortschritt wie die Entwicklung von Pilzbrut und klimatisierten Anbauräumen die Pilzproduktion revolutioniert.
Nicht jeder Pilz lässt sich züchten
Besonders für die Zucht geeignet sind die Saprobionten, also Pilze, die von toten, sich zersetzenden Substanzen wie beispielsweise Baumstrünken, Mist oder Stroh leben. Dazu gehören etwa Austernseitling oder Lungenseitling, deren Anbau im Kurs vermittelt wurde. Andere Pilzsorten wie beispielsweise die beliebten Steinpilze oder Trüffel lassen sich hingegen nur schwer züchten.
Patrizia Egloff stellte zwei unterschiedliche Arten der heimischen Pilzzucht vor: Einerseits die Zucht von Austernseitlingen in Flaschen, anderseits das Impfen von Buchenstämmen mit zuvor im Labor gezüchteten Pilzsporen von Austern- und Lungenseitlingen.
Gute Pflege, Geduld und etwas Glück
Bei der Flaschenzucht werden die Pilzsporen in Form von Körnerbrut mit einem nährstoffreichen Substrat wie Holz- oder Strohpellets gemischt und gewässert. Die Flasche wird an einem warmen, dunklen Ort gelagert. Nach einigen Wochen breitet sich das Myzel in Form weisser Fäden über die gesamte Masse aus. Danach wird die Flasche geöffnet und das Substrat bei 12 – 18 Grad weiterhin feucht gehalten. Nach einigen Wochen sollten sich die ersten Pilze zeigen.
Die zweite Zuchtmethode auf Baumstrünken erfordert etwas mehr Vorbereitung. Erst müssen aus einem Stamm (z.B. Buche) geeignete Segmente von ca. 50 cm Länge gesägt werden. In diese werden rundum etwa 10 Löcher gebohrt. Nun kann man mit Pilzsporen geimpfte Dübel einschlagen und das Holz anschliessend in Plastiksäcke verpacken. Die Segmente werden bei Raumtemperatur im Dunkeln gelagert. Im Frühling werden sie aus ihrem Lager geholt und an einem idealerweise feuchten, schattigen Platz im Garten zu zwei Dritteln senkrecht stehend eingegraben. Es können mehrere Stämme im Abstand von etwa einem Meter zu einem eigentlichen Pilzgarten arrangiert werden. Wenn alles klappt und einem die Schnecken nicht zuvorgekommen sind, kann man im Spätsommer ernten! Mit etwas Glück sind auch weitere Ernten in den folgenden zwei bis drei Jahren möglich.
Jeder Kursteilnehmer durfte zwei selbstgeimpfte Buchensegmente sowie eine präparierte Flaschenzucht mit nach Hause nehmen. Zum Abschluss wurde ein Pilzrisotto mit Austernseitlingen serviert – als Vorgeschmack auf den Pilzgenuss aus eigener Zucht!