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St. Gallen
27.11.2025

Schweiz 2050: Visionen an der OST

Einer der Trends für die Schweiz im Jahr 2025 den Prof. Binswanger mit Witz und Fakten präsentierte.
Einer der Trends für die Schweiz im Jahr 2025 den Prof. Binswanger mit Witz und Fakten präsentierte. Bild: Markus Arnitz, Linth24
An der OST skizzierten Experten, wie Megatrends die Schweiz bis 2050 prägen werden. Im Zentrum standen Chancen und Risiken für eine resiliente Zukunft.

Die Diskussion um die Jahre 2030 bis 2050 zeichnete ein Bild einer hyperkomplexen, volatilen Welt. Georges T. Roos von ROOS Trends & Futures beleuchtete die prägenden Megatrends: Demografie, Digitalisierung, Klima, Geopolitik und Biotransformation. Diese Kräfte wirken bereits global und national, wie er zeigte.

KI übertrifft den Menschen

Europas Bevölkerung schrumpft, Afrika wächst stark. Das veränderte Altersverhältnis belastet Rentensysteme und Produktivität. Klimawandel und Ressourcenverbrauch erforderen nachhaltige Lösungen, doch das gesellschaftliche Verhalten hinkt hinterher. Künstliche Intelligenz übertreffe bereits den Menschen in Diagnose, Analyse und Kreativität. Biotechnologie – Gen-Editing, synthetische Biologie, kultiviertes Fleisch und Bio-Materialien – eröffne riesige Chancen für Gesundheit, Umwelt und Wirtschaft.

Roos betonte: Chancen müssen aktiv genutzt, Risiken gesteuert werden. Nur so entstehe eine resiliente, innovative und nachhaltige Schweiz. Die Tagung machte deutlich, dass das Handeln heute entscheidend ist.

Physischer Raum im Wandel

Langfristige Planungen bestimmen bereits das Morgen. Prof. Andreas Schneider vom IRAP Institut für Raumentwicklung an der OST warnte: Gebäude, Infrastruktur und Landschaften folgen Zyklen von 10 bis 30 Jahren. Was 2050 realisiert werde, sei bereits heute vorbereitet worden.

Das Bevölkerungswachstum konzentriert sich auf die Metropolen Zürich und Genf, ländliche Regionen stagnieren. Aktuelle Raum- und Verkehrsplanungen basieren jedoch auf linearen Annahmen und ignorieren oft Klimawandel, Energiewende oder Krisen. Schneider prognostizierte: Ohne Anpassungen müsse die Schweiz flexibel auf politische, ökologische und demografische Herausforderungen reagieren. Aktives Gestalten statt Passivität sei dringend nötig– etwa durch klimagerechte Verkehrskonzepte und ein aktualisiertes Raumkonzept Schweiz 2050.

  • 57. Innovationstagung an der OST: «Die Schweiz 2050». Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Alex Simeon, OST. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Andreas Schneider. Professor für Raumentwicklung. IRAP Institut für Raumentwicklung. OST Die Schweiz 2050 - aus Sicht der Raumentwicklung. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Andreas Schneider. Professor für Raumentwicklung. IRAP Institut für Raumentwicklung. OST Die Schweiz 2050 - aus Sicht der Raumentwicklung. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Georges T. Roos. Zukunftsforschung / Strategic Foresight. ROOS Trends & Futures. Luzern Die Schweiz 2050 - Der Einfluss der Megatrends. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Simon Stocker. Think-Tank. Avenir Suisse. Zürich Globale Verschiebungen - Schweizer Justierungen . Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Dr. Mathias Binswanger. Professor für Volkswirtschaftslehre. Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW. Olten Die Schweiz 2050 - überaltert oder übervölkert? Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • 57. Innovationstagung an der OST: «Die Schweiz 2050». Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • 57. Innovationstagung an der OST: «Die Schweiz 2050». Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Prof. Alex Simpson wird verabschiedet. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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  • Die Abschiedstorte. Bild: Markus Arnitz, Linth24
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Globale Unsicherheit gemeistert?

Die Welt stand an einem Wendepunkt, vergleichbar mit den 1970er-Jahren, als Nixon den Goldstandard beendete. Simon Stocker von Avenir Suisse zog diesen Vergleich und zeigte: Wirtschaftsberichte meldeten Höchststände an Unsicherheit.

Nach dem Kalten Krieg habe sich das Machtgefüge verschoben. Schwellenländer, vor allem China, gewannen Einfluss, während die USA protektionistisch agieren und ihre globale Führungsrolle teilweise verweigern. China dominiert Lieferketten, kämpft aber mit sinkendem Wachstum, Verschuldung und Jugendarbeitslosigkeit – was zu offensiverer Politik führen könne. Industriepolitik erlebe ein teures Comeback, getrieben von Pandemie-Schulden und Krisen.

Für die exportabhängige Schweiz, die in Europa bei Verteidigungsausgaben Schlusslicht blieb, mehrte der Ukraine-Krieg den Druck. Stocker empfahl: Sicherheitskrise anerkennen, Verteidigung stärken, neutralitätskonforme Synergien suchen, diversifizieren, multilaterale Regeln verteidigen und Resilienz aufbauen. In der «Weltunordnung» lägen Chancen, Kapital, Talent und Innovation anzuziehen – wenn die Schweiz sich endlich bewege.

Glück jenseits linearer Pfade

Die Schweiz führt Glücks-Rankings wie den World Happiness Report an. Prof. Dr. Mathias Binswanger von der FHNW zeigte jedoch Nuancen: Ältere sind oft zufriedener als Jüngere. In der Lebensmitte sinkt das Glück durch Stress, steigt nach der Pensionierung durch Akzeptanz und Freiheit wieder.

Mehr Einkommen mache nicht automatisch glücklicher; Vergleiche seien relativ. Das alte Aufstiegsversprechen bröckelt: Junge Generationen glauben kaum noch, dass harte Arbeit zu einem besseren Leben ihrer Kinder führe. Wirtschaftlich verschob sich die Wertschöpfung zur «Smile-Kurve» – Forschung, Design, Branding und Dienstleistungen. Routinejobs wandern ab, Schweizer Fachkräfte reduzieren sich in belastenden Berufen, arbeiten mehr Teilzeit.

Zuwanderung erhöht die Bevölkerungszahl, brachte aber keinen Wohlstandsgewinn pro Kopf – zuletzt sogar reale Rückgänge. Zersiedelung, Staus und stagnierende Produktivität bleiben Herausforderungen. Binswanger skizzierte Zukunftsbilder: ökologische Modelle, digitale Begleiter statt echter Hunde. Die Frage blieb offen: Übervölkert oder überaltert im 2050?

Den Abschluss bildete die Verabschiedung von Prof. Alex Simeon, Leiter des Rektoratstabs, in den Unruhestand. Seine Nachfolge  tritt Hanspeter Keel an.

Markus Arnitz, Linth24 / Toggenburg24
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