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Leserbrief
Wattwil
12.03.2024

«Die Grünen Toggenburg liegen falsch»

Fabian Dietrich hat vor Jahresfrist über die Allee  an der Thur referiert.
Fabian Dietrich hat vor Jahresfrist über die Allee an der Thur referiert. Bild: zvg
Der Baumspezialist Fabian Dietrich hat für die IG «Vernünftiger Hochwasserschutz an der Thur» im Auftrag der Fondation Franz Weber 2023 die Thurallee besichtigt und über den Erhalt der Bäume referiert. Nun reagiert er auf einen Leserbrief der Grünen Toggenburg.

«Bei der Thursanierung sollen mehrere Hundert prächtige Alleebäume gefällt und durch entsprechend viele Jungbäume ersetzt werden. Mit diesem zeitversetzten 1:1-Ersatz soll gemäss einem Leserbrief von Herrn Michel Haller, Präsident der Grünen Toggenburg, die Klimabilanz „netto null“ aufgehen.

Entschiedener Widerspruch

Als Baumpflegespezialist mit eidgenössischem Fachausweis und Berater in Baumfragen der Fondation Franz Weber schweizweit muss ich Herrn Haller entschieden widersprechen. Er blendet aus, dass es mehrere Jahrzehnte dauern wird, bis wieder eine ökologisch so wertvolle Allee entstanden ist (immer vorausgesetzt, dass die Jungbäume trotz Klimaveränderung gut gedeihen). Der Dresdner Forstwissenschaftler Prof. Andreas Roloff zeigt in seinen neusten Studien, dass es rund 400 Jungbäume braucht, um die Umweltleistungen eines einzigen Altbaumes mit einem Kronendurchmesser von rund 20 Metern zu kompensieren.

Altbäume sind sehr wichtig

Als Lebensraum für Kleinlebewesen sind Altbäume auch sehr wichtig für die Biodiversität. Wenn Altbäume verschwinden (oder wie bei der Thursanierung in grosser Anzahl gefällt werden), verschwindet Lebensraum für Vögel und Kleinlebewesen, weil Jungbäume sie nicht kompensieren können. Richtig ist, dass die Verbreiterung der Thursohle einen kühlenden Effekt hat - aber nur, wenn inskünftig auch im Sommer entsprechend Wasser fliesst, und selbst dann wird niemals der kühlende Effekt der 450 bestehenden Alleebäume erreicht.

Umweltleistung

Weil mehrere Hundert Altbäume mit ihren immensen Umweltleistungen (Luftfilter, Beschattung, Kühlung, CO2-Speicher, usw.) wegfallen würden, lässt sich nicht wegdiskutieren, dass die Thursanierung in der aktuell geplanten Form die Klimaerwärmung begünstigen wird.»

Fabian Dietrich