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4’000-jähriges Moor auf Alp Tamons kann weiterwachsen

Daniel Peter (v.l.), Präsident Ortsgemeinde Sargans, Samuel Good, Gemeinderat Mels, Regierungspräsident Beat Tinner und der St.Galler Bauernpräsident Ruedi Thomann freuen sich über die gelungene Aufwertung des Moors hoch über Mels.
Daniel Peter (v.l.), Präsident Ortsgemeinde Sargans, Samuel Good, Gemeinderat Mels, Regierungspräsident Beat Tinner und der St.Galler Bauernpräsident Ruedi Thomann freuen sich über die gelungene Aufwertung des Moors hoch über Mels. Bild: Ralph Dietsche
Auf der Alp Tamons wird aktuell ein Vorzeigeprojekt für Klima, Biodiversität und Alpwirtschaft umgesetzt. Bei einer Begehung würdigte Regierungspräsident Beat Tinner heute Samstag die Zusammenarbeit aller Beteiligter und unterstrich die Bedeutung der Sanierungsmassnahmen. Auch im Toggenburg sollen Moore aufgewertet werden.

Moore gehören zu den am stärksten bedrohten Lebensräumen der Schweiz. Mehr als 90 Prozent der ursprünglichen Moorflächen sind in den letzten 150 Jahren verschwunden. Auch im Voralpenkanton St.Gallen leidet mancher Standort unter früheren Entwässerungen. Auf der Alp Tamons oberhalb Mels wird nun eine der bedeutendsten Moorlandschaften saniert. Sie umfasst rund 480 Hektaren – eine Fläche von etwa 670 Fussballfelder – mit einem Hochmooranteil von 42 Hektaren oder einer Grösse von rund 60 Fussballfeldern. Über vier Jahrtausende entstand hier ein bis zu vier Meter mächtiger Torfkörper. Intakte Moore wachsen langsam weiter und speichern grosse Mengen CO₂. «15 Zentimeter Torf auf einem Quadratmeter binden etwa so viel CO₂ wie ein Quadratmeter Wald in 100 Jahren», weiss der St.Galler Regierungspräsident Beat Tinner. Entwässerte Moore dagegen setzen durch Zersetzung des Torfs wieder CO₂ frei. Entsprechend wichtig ist es Moore aufzuwerten.

Gemeinsam zum nachhaltigen Erfolg
Kern der Moorsanierung ist die Wiedervernässung der Fläche. «Alte Drainageleitungen wurden entfernt, oberirdische Gräben mit bis zu drei Meter tiefen Spundwänden verschlossen und verfüllt», erklärt Moorökologin Simonetta Selva. So wachst der Torf weiter, die Vegetation erholt sich und CO₂ wird gespeichert. Regierungspräsident Beat Tinner zeigte sich vor Ort beeindruckt: «Vom Grundeigentümer und Bewirtschafter bis zur politischen Gemeinde und zum Kanton und zum Bund: Alle ziehen am selben Strick. So können unsere Moore wieder aufblühen.» Auch der St.Galler Bauernpräsident Ruedi Thomann ist erfreut über das gelungene Projekt: «Bei der Planung wurden alle Betroffenen involviert und auch die Bedürfnisse der Landwirtschaft und Alpwirtschaft berücksichtigt. Ich empfehle und wünsche mir, dass dies bei künftigen Projekten weiterhin so ist.» Die nach dem 2. Weltkrieg getroffenen Entwässerungsmassnahmen hatten damals zum Ziel, besseres Weideland zu erhalten. Der gewünschte Erfolg blieb aus. «Die heutige, ökologische Aufwertung ist daher auch aus unserer Sicht sinnvoll. Wir verlieren keine riesigen Futterflächen», erklärt der Sarganser Ortsgemeindepräsident Daniel Peter und weist darauf hin, dass er als Grundeigentümer immer den Spagat zwischen Ökonomie und Ökologie schaffen müsse.

Bewirtschaftung wird optimiert

Die technischen Massnahmen werden durch Anpassungen in der Bewirtschaftung ergänzt. Zum Schutz der Moore vor Trittschäden werden an besonders nassen Stellen Viehübergänge angelegt. Im Gebiet Ried ergänzt ein alternierender Streuschnitt die Beweidung. Das fördert eine dichte Pflanzendecke, beugt Verbuschung vor und sichert den Landwirten die seit Langem bewährte Streue als Einstreu im Winter. Auch Erholungssuchende profitieren. Der bestehende Moorsee Schwettnen wird naturnah vergrössert und gewinnt an landschaftlicher Attraktivität. Der Melser Gemeinderat Samuel Good freut sich: «Die Natur und die Bevölkerung profitieren von der Aufwertung und wir als Gemeinde erfüllen unsere Aufgabe die Biodiversität zu fördern.» Urs Gimmi, Leiter der Abteilung Natur und Landschaft beim Kanton St.Gallen, wies auf ganz spezifische Arten wie beispielsweise den fleischfressenden Sonnentau und die Moosbeere hin, die hier wachsen. Zudem unterstrich er die Bedeutung der Moore für den regionalen Wasserhaushalt: «Ein Moor ist wie ein Schwamm. Es kann viel Wasser aufnehmen und speichern. Mit dieser Eigenschaft dient es dem Hochwasserschutz.»

Weitere Aufwertungsprojekte geplant

Die Wiederherstellung des Moors auf der Alp Tamons ist Teil der kantonalen Biodiversitätsstrategie. In deren Rahmen hat der Kanton in den vergangenen acht Jahren über 120 Aufwertungsprojekte realisiert. Weitere werden folgen. Unter anderem sollen auch Moore im Toggenburg aufgewertet werden. «Gerade weil in den tieferen Lagen nur noch wenige Moorreste wie im Kaltbrunnerriet im Linthgebiet oder im Bannriet im Rheintal erhalten sind, kommt den grossen Moorlandschaften im Sarganserland und im Toggenburg eine besondere Bedeutung zu», sagt Regierungspräsident Beat Tinner. Das Beispiel auf der Alp Tamons zeige, dass es möglich ist, Naturschutz und nachhaltige Alpwirtschaft in Einklang zu bringen.

 

Bei der Entnahme einer Bodenprobe aus rund drei Metern tiefe konnte Regierungspräsident Beat Tinner (Mitte) jahrtausendalte Pflanzenreste im Torf erkennen. Bild: Ralph Dietsche
Ralph Dietsche, radikom GmbH / Toggenburg24